Hypothekarbank Lenzburg: «Macron könnte die Wende bringen»

Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron.

Lenzburg – Der Ausdruck Revolution sollte vorsichtig verwendet werden. Aber das Ergebnis der Präsidentschaftswahl 2017 in Frankreich ist in vielerlei Hinsicht bemerkenswert und eine epochale Veränderung für das Land.

Von Reto Huenerwadel*

Zum ersten Mal seit der rund 60-jährigen Geschichte der Fünften Republik wird der Präsident nicht von einer der grossen etablierten Parteien gestellt. Mit Emmanuel Macron setzten die Wähler auf einen jungen, vor wenigen Jahren noch unbekannten Politiker, der noch nie in ein politisches Amt gewählt wurde.

Der neue Präsident präsentierte sich im Wahlkampf als energiegeladener Aussenseiter, der mit der «Selbstzufriedenheit und Leere» des französischen politischen Systems brechen möchte. Er gilt generell als liberal, europäisch, weltoffen, reformbereit und optimistisch.

Angesichts der hartnäckig hohen Arbeitslosigkeit, einer tief verankerten Ungleichheit, einer steigenden Skepsis gegenüber der Globalisierung und der anhaltenden Terrorbedrohung stösst seine Botschaft auf viel Resonanz. Die Wahl Macrons ist eine Chance der Erneuerung. Sie birgt aber auch Gefahren.

Eines der Hauptprobleme der Grand Nation: Frankreichs Budgetdefizit beträgt mehr als 3 Prozent des Bruttoinlandprodukts (BIP), während Deutschland bereits einen Überschuss von 1 Prozent des BIP erzielt.

Der neue Präsident ist noch nicht etabliert, für viele gilt er als wenig klar und seinen Ideen fehlt es oft an politscher Kühnheit. Dennoch ist die Wahl ein Sieg über die Angstmacher und ein Signal für Politiker in anderen Ländern Europas, dass progressive, liberale und pro-europäische Ideen auch heute gute Argumente sind, wenn es darum geht, eine Mehrheit bei den Wählern zu finden.

Neue Impulse für die Partnerschaft mit Deutschland
Die Börsen haben auf die Wahl Macrons mit viel Euphorie reagiert. Ein gestärktes Europa mit einer revitalisierten deutsch-französischen Kooperation sollte für das politische Gefüge innerhalb der Europäischen Union (EU) und für die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen positiv sein. Auch bei den Austrittsverhandlungen Grossbritanniens aus der EU dürfte diese Wahl die gemeinsame Front der EU gestärkt haben.

Für die Finanzmärkte hat sich die Präsidentschaftswahl in Frankreich zuletzt als die klar wichtigste politische Hürde für das laufende Jahr aufgebaut. Auch die Bundestagswahlen in Deutschland sollten in unseren Augen keine grösseren Wellen werfen. Neben der CDU und Frau Merkel sind auch die SPD, die Grünen und die FDP dem europäischen Projekt sehr wohlwollend gestimmt. Die eher radikaleren Parteien sollten auf Bundesebene auch dieses Mal keine grössere Rolle spielen.

Auch wenn die politischen Rahmenbedingungen für die wirtschaftliche Entwicklung durchaus wichtig sind, so werden diese bei den meisten Investoren oftmals überschätzt. Somit ist nach der Abstimmung zum Brexit, der Wahl Trumps und Macron der Weg für Investoren frei um sich voll und ganz den wirtschaftlichen Faktoren, der taktischen Asset Allokation sowie Titelselektion zu widmen.

* Reto Huenerwadel ist Leiter des HBL Asset Managements und Chief Investment Officer der Hypothekarbank Lenzburg AG.

Im neuen Börsen-Video erhalten Sie mehr Informationen zu Frankreich und erfahren, wie man investieren kann.

Auf dem Youtube-Kanal der Hypothekarbank Lenzburg finden Sie zahlreiche weitere Videos zu aktuellen Finanzmarkt- und Wirtschaftsthemen.

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