Robert Jakobs Wirtschaftslupe: Kirche und Corporate Governance

Mit rosafarbigen Mitren protestieren die Frauen gegen die patriarchalischen Strukturen ihrer Kirche. (Foto: Schweizerischer Katholischer Frauenbund SKF)

Von Robert Jakob

Wäre die katholische Kirche ein Industrieunternehmen, man müsste ihr ein erbärmliches Zeugnis ausstellen. Denn sie holt mehr als die Hälfte ihrer Klientel nicht ab. Nach über 2000 Jahren haben Frauen in der KK nichts zu bestellen. Geht man davon aus, dass die Kirche eine dienstleistungsorientierte Genossenschaft ist, so ist die Bilanz noch katastrophaler. Die eine Hälfte der Genossenschaftler verweigert der anderen schlicht das Mitbestimmungsrecht. Man stelle sich das einmal bei der Migros vor! Nun geht es bei der Kirche nicht um Fleisch oder Gemüse, sondern ums Eingemachte, will sagen um die Stellung des Menschen im Kosmos. Gerne kann in diesem Zusammenhang der Begriff Schöpfung fallen. Nach über 2000 Jahren gilt immer noch: Die Krone gebührt dem Mann. So sieht es zumindest die Kurie.

Habemus Mamam
Der Papst Franziskus übt sich zwar gerne in Kapitalismus-Kritik, doch bei der Frauenfrage schweigt er. Umweltschutz (der ist ihm sogar eine ganze Enzyklika wert) und Friedensbotschaft ja, aber an den Herrschaftsstrukturen soll bitte nichts geändert werden. Damit reiht er sich in die Linie seiner Vorgänger Benedikt XVI und Johannes Paul II ein. Die Haltung zur Frau stehe nicht zur Diskussion. Und damit reicht es in der Kirche höchstens zum Essenkochen für den Pfarrer oder, oh Gipfel der Frauenkarriere in der katholischen Kirche, zur neugeschaffenen Stelle einer Domschweizerin, einer Art Securitas für den Kölner Dom. Als im Mai unter dem Motto „Maria 2.0“ zahlreiche der Kirche dienende Katholikinnen in Deutschland streikten, den Kirchenbesuch boykottierten und Zugang zu den Weiheämtern der Kirche forderten, wurden sie von den Bischöfen dafür auch noch kritisiert. Wenn mitmachen, dann bitteschön dienend und am besten für Gottes Lohn, so der Tenor.

Zementierte Machtstrukturen
Wenn aus Rom endlich ein Zeichen käme, Frauen seien gleichberechtigt, dann wäre die Wirkung riesig. Frauen auf der ganzen Welt leiden unter der patriarchalischen Geisteshaltung von Männer und Staaten. «Die Abschaffung männerbündischer Machtstrukturen» haben sich die „Streikerinnen“ auf die Fahnen geschrieben.

Wenn sich die Katholische Kirche änderte, würde sich das Frauenbild vielleicht auch in anderen monotheistischen Religionen wandeln. Denn der Druck, der vom guten Beispiel ausginge, wäre wohl so gross, dass sich selbst der Islam innerlich modernisieren müsste. Hätten die Frauen das Sagen, wären Kriege die Ausnahme, nicht die Regel. Die meisten von ihnen würden nämlich auch streiken, wenn die Generäle ihre Kinder in den Krieg schicken. Oder wie es der Popgigant Sting in einem seiner besten Songs zu Zeiten des letzten kalten Krieges ausdrückte: „But what might save us, me and you, is if the Russians love their children too.“


Diese ketzerische Parabel wird den Klerikalisten nicht gefallen! In Robert Jakobs neustem Buch:

„Einmal lieben und gehen“
geht es um die Frage, wer Gott wirklich ist, und was das für Folgen haben kann. Gleichzeitig ist es eine abenteuerliche Reise durch die Menschheitsgeschichte.

„Einmal lieben und gehen“ neu im Landtwing Verlag (ISBN: 978-3-03808-033-6)

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