Robert Jakobs Wirtschaftslupe: Mit Jesus im Gepäck

Frankreichs Ex-Präsident Nicolas Sarkozy verabschiedet sich vor den Toren des Pariser Gefängnisses «La Santé» von seiner Frau und der Freiheit.

Von Robert Jakob

Was die berühmten «Checks and Balances» betrifft, gibt Frankreich gerade der Welt eine Lehrstunde. Und mit der Welt sind nicht nur die Vereinigten Staaten gemeint.

Im Gefängnis mit dem sinnigen Namen «La Santé» haben die französischen Strafvollzugsbehörden eine normale Zelle von neun Quadratmetern für den Ex-Präsidenten Sarkozy vorgemerkt: ein Bett, ein Tisch, ein Stuhl, Telefon an der Wand, eine einzige Kochplatte, eigene Toilette und Dusche. Das ist alles gratis. Hinzu kann der Eingebuchtete für 7 Euro Fünfzig im Monat einen Kühlschrank und für knapp das Doppelte einen Fernseher mieten. Schwer vorstellbar, dass so etwas einem Putin, einem Orban, einem Erdogan und manch anderem mächtigen Mann der Erde je widerfahren könnte.

Aber Frankreich ist anders. Dort nimmt man es übel, wenn jemand in Amt und Würden die guten demokratischen Spielregeln verletzt. Die Bestechungsgelder, die Nicolas Sarkozy im erweiterten eigenen Interesse waschen liess, wurden ihm zum Verhängnis. Das Mutterland der Demokratie versteht beim zweiten Wort der Devisentrilogie «Liberté, Égalité, Fraternité» keinen Spass. Vor Recht und Gesetz sollen alle gleich sein.

Bereits Ende letzten Jahres war Nicolas Sarkozy rechtskräftig zu einer einjährigen Freiheitsstrafe, aber nur zum Tragen einer elektronischen Fussfessel verurteilt worden. Das Kassationsgericht als oberstes französisches Gericht bestätigte ein Urteil des Pariser Berufungsgerichts aus 2023. Sarkozy war wegen Korruption zu insgesamt drei Jahren Haft, davon zwei auf Bewährung, verurteilt worden.

Mit im «Necessaire» fürs Gefängnis hat Sarkozy nun den Grafen von Monte Christo (den Roman von Alexandre Dumas dem Älteren) sowie eine Biographie von Jesus Christus. Sarkozy sieht sich (ob zu Recht, werden die Gerichte nochmal entscheiden müssen) als Opfer. Er wird aufgrund seines Alters auch bald nur noch im schlimmsten Fall eine Fussfessel tragen müssen.

Wie weltfremd wirkt vor diesem Hintergrund das Gebaren einer anderen Politgrösse, die sich gerne mit Jesus Christus auseinandersetzt, ja gar unverhohlen vergleicht: Donald der Sch.-Präsident. Im KI-generierten Kampfjet wirft dieser als König und Kampfbomber, ebenfalls per künstliche Intelligenz eingekleidet, mit Exkrementen bestückte Bomben auf all diejenigen ab, die gerade gegen sein korruptes Regime demonstrieren. Tag für Tag wünscht der SOTUS all seine Widersacher zum Teufel. Jesus hatte ganz was anderes gepredigt. Vorgängig hat die Trump-hörige Presse-Sprecherin Karoline Leavitt in einem Interview mit dem Sender Fox behauptet: „Die Hauptwählerschaft der Demokratischen Partei besteht aus Hamas-Terroristen, illegalen Einwanderern und Gewaltverbrechern“. Mittlerweile sind selbst einige Fox-Journalisten über die Art und Weise, wie ihrem Land die Meinungsfreiheit systematisch dem Erdboden gleichgemacht wird, entsetzt.

Die Korruption, wegen der Sarkozy angeklagt wurde, hat in den USA einen einsamen historischen Höhepunkt erreicht. Noch nie in ihrer Geschichte hat eine US-Präsidentenfamilie ihre Machtposition so schamlos zur persönlichen Bereicherung ausgenutzt. Die 2700 Demonstrationen von insgesamt sieben Millionen Menschen überall von der West- bis zur Ostküste gegen die Trump-Mafia sind ein Hoffnungsschimmer für «Liberté, Égalité, Fraternité» auch in den USA. Mehr aber im Moment auch nicht.

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