Vanguard: Warum Schwellenländer-ETFs immer beliebter werden

Suparna Sampath, Fixed Income Product Specialist, Vanguard Europe. (Foto: Vanguard)

Von Suparna Sampath, Fixed Income Product Specialist, Vanguard Europe

In der aktuellen Ausgabe unseres ETF-Quartalsberichts gehen wir unter anderem auf die Suche nach Diversifizierungsquellen ausserhalb der USA.

Branchenbericht

Europäische ETFs wiesen im zweiten Quartal erneut Nettozuflüsse in Höhe von 71,1 Milliarden USDollar aus, innerhalb des Marktes kam es jedoch zu erheblichen Verschiebungen: ETFs auf Aktien aus
Industrieländern und aus Europa legten mit 13,3 bzw. 31,8 Milliarden US-Dollar weiter zu, ETFs mit Schwerpunkt auf chinesische und US-Aktien gehörten im Vergleich zum ersten Quartal zu den schwächeren Segmenten.

Der Grossteil des Neuvermögens floss auch im zweiten Quartal in Core-Beta-ETFs, unter den SubAssetklassen führten Themen-ETFs das Feld an. Das Interesse an Themenstrategien, das im 2. Quartal vor allem dem Rüstungssektor galt, stellt eine Abkehr von der schwachen Nachfrage nach thematischen ETFs im Vorjahr dar.

Im Anleihesegment standen weiterhin Strategien für attraktiv verzinste ultrakurze Laufzeiten im Fokus, die mit Nettozuflüssen in Höhe von 7,0 Milliarden US-Dollar ihr Ergebnis vom ersten Quartal nur knapp verfehlten. An zweiter Stelle folgen ETFs auf globale Staatsanleihen, die ein diversifiziertes Exposure auf zahlreiche Länder bieten und so ein Portfolio in unsicheren Marktphasen effektiv absichern können.

Aktien

Schwellenländeraktien als Diversifizierungsquelle
Die Suche nach Anlagemöglichkeiten abseits der US-Aktienmärkte geht weiter, und Schwellenländeraktien treten langsam aus dem Schatten der Industrieländer. Die wachsende Nachfrage lässt darauf schliessen, dass Anlegerinnen und Anleger durch regionale Diversifizierung möglichst früh an dem Potenzial dieser Märkte partizipieren wollen.

Trotz der Marktvolatilität im Zuge der Zollankündigungen im April konnten ETFs auf Schwellenländeraktien im zweiten Quartal 4,6 Milliarden US-Dollar einsammeln – und damit ihr Ergebnis vom ersten Quartal um 38% übertreffen.

Für die Schwellenländer spricht vor allem ihr Kurspotenzial: In den USA gehen die Bewertungen zurück, in den Schwellenländern ist Gewinnwachstum zu günstigeren Kursen zu haben. Ausserdem können Anlegerinnen und Anleger mit Aktien der Schwellenländer in die Realwirtschaft jenseits der Technologie-dominierten Mega-Caps investieren und Konzentrationsrisiken reduzieren.

Zwar ist der Markt volatiler, die Diversifizierungsvorteile sind jedoch erheblich: Schwellenländer unterscheiden sich häufig in ihren Konjunkturimpulsen und -zyklen von den Industrieländern und können so zu einer beständigeren Wertentwicklung beitragen. Die Aussichten für den Markt hängen vor allem von der Wachstums- und Inflationsentwicklung in Ländern wie China, Brasilien und Indien ab.

Anleihen

Schwellenländeranleihen überzeugen
Zu den Gewinnern der Risikorallye im zweiten Quartal gehörten auch Anleihen aus
Schwellenländern; die Risikoaufschläge auf Staatsanleihen in Hartwährung, die sich im ersten Quartal wenig bewegt hatten, gingen im zweiten Quartal um 27 Basispunkte zurück (siehe Grafik).

Mit ihrer Kombination aus Duration und Spreads können Staatsanleihen von Schwellenländern in
Hartwährung ein Portfolio effektiv diversifizieren. In einem Risk-on-Markt, wenn die Nachfrage nach Unternehmensanleihen in der Regel deutlich steigt, gehen häufig auch die Risikoaufschläge zurück – und die Kurse von Staatsanleihen aus Schwellenländern steigen. Auch die im Vergleich zu anderen Marktsegmenten höhere Duration zahlt sich in der Regel aus, wenn die Renditen sinken; die hohen Effektivzinsen1 lassen zudem auch bei volatilen Risikoaufschlägen oder volatiler Duration attraktive Carry-Renditen erwarten.

Selbst innerhalb der Schwellenländer haben Staatsanleihen in Hartwährung höhere Renditen abgeworfen als Unternehmensanleihen. Zudem sind Anleihen staatlicher und quasi-staatlicher Emittenten günstiger bewertet und können Risiken in Stressphasen effektiver reduzieren als Unternehmensanleihen, insbesondere wenn Spannungen in den internationalen Handelsbeziehungen die Margen der Unternehmen belasten.

Auf den Zollschock zu Beginn des zweiten Quartals reagierten die Anleihemärkte zunächst mit Volatilitätsausschlägen, konnten sich jedoch im Zuge der Verhandlungen in den darauffolgenden Monaten etwas erholen. Positiv wirkte die Dollar-Abwertung, die den Schwellenländern die Bedienung ihrer Schulden erleichtert.

Weitere positive Impulse kamen unter anderem aus Argentinien, wo die Regierung erfolgreich ihre Kapitalverkehrskontrollen aufgehoben und damit eine Kursrallye argentinischer Staatsanleihen ausgelöst hat.
Die robuste Kursentwicklung im zweiten Quartal machte sich auch in steigenden Mittelzuflüssen in ETFs auf Anleihen aus Schwellenländern und damit einem günstigen technischen Umfeld bemerkbar.

Kapitalmärkte

ETF-Liquiditätskennzahlen
Bei der Order-Ausführung achten Anlegerinnen und Anleger fälschlicherweise häufig nur auf das durchschnittliche Tagesvolumen (ADV), um die Liquidität von ETFs zu beurteilen. Für eine ganzheitliche Betrachtung der ETF-Liquidität sollten sie sich dagegen nach unserer Einschätzung an den folgenden Kennzahlen orientieren:

An welcher Kennzahl sollten sich Anlegerinnen und Anleger also orientieren? Welche Faktoren Vorrang haben, hängt von zwei Aspekten ab: der Grösse der Order und der Liquidität der ETFBasiswerte.

Das ADV ist zwar wichtig, es steht jedoch nicht an erster Stelle. Anhand des ADV lässt sich vielmehr ablesen, welcher Kostenfaktor ausschlaggebend ist. Bei einem kleineren Order-Volumen ist es sinnvoll, auf die Geld/Breif-Spanne des Fonds zu achten, bei einem grösseren Volumen ist dagegen der Basket Spread wichtiger. (Vanguard/mc/ps)

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