Die fehlende Budgetkonsolidierung und der daraus resultierende anhaltende Anstieg der Staatsverschuldung bleiben nicht ohne Konsequenzen für die Kreditwürdigkeit Frankreichs. Die Ratingagentur Fitch hat das Rating von «AA-» auf «A+» herabgestuft. Die Bonitätswächter begründen den Schritt, mit der hohen und voraussichtlich weiter steigenden Staatsverschuldung. Zudem sieht Fitch geringe Erfolgschancen für Wirtschaftsreformen, weil das Land innenpolitisch polarisiert und instabil sei.
von Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank
Die Ratingagentur Moody´s und Standard & Poor’s (S&P) werden im November ihre Bonitätsbeurteilung veröffentlichen. Es wird erwartet, dass Moody’s den Ausblick senken wird und S&P aufgrund des bereits negativen Ausblicks die Bonitätsnote ebenfalls on «AA-» auf «A+» herabsetzt.
Zwar besteht unter den wechselnden Regierungen von Präsident Emmanuel Macron ein Sparwille, allerdings fehlen die politischen Mehrheiten, für die Umsetzung. Das Problem liegt in der politischen Fragmentierung durch das Mehrheitswahlrecht. Die politische Mitte, das rechte und das linke Lager sind wenig kompromissbereit. Da das rechte Lager gute Chancen hat, die Präsidentschaftswahl 2027 zu gewinnen, besteht wenig Interesse daran, Emmanuel Macron noch zu Erfolgen zu verhelfen.
An den Finanzmärkten droht Frankreich zum neuen Italien zu werden. Lesen Sie auch unsere Publikation Hinter der Schlagzeile: «Wird Frankreich an den Finanzmärkten zum neuen Italien?». Schon jetzt sind die Refinanzierungskosten des französischen und italienischen Staates in etwa gleich. Da es in Italien unter Giorgia Meloni politisch ruhig geworden ist, wechseln sich in Frankreich die Regierungen häufig ab, sodass sich die Grande Nation vorerst an höhere Zinsen gewöhnen muss.
Die Gefahr, dass Frankreich eine neue Eurozonen-Krise auslöst, wird derzeit als gering eingeschätzt. Die Europäische Zentralbank (EZB) kann bei Bedarf gezielt Staatsanleihen einzelner Länder kaufen, was die Ansteckungsgefahr für andere Mitglieder der Währungsunion reduziert. Die Finanzmärkte sind sich dessen bewusst, weshalb grösserer Stress an den europäischen Staatsanleihemärkten nicht zu erwarten ist. Dennoch ist eine Neubewertung der Länderrisiken gerechtfertigt. (VP Bank/mc)