EZB sieht Banken im Euroraum gerüstet für Zinsschocks

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Frankfurt – Die Grossbanken im Euroraum sind nach Einschätzung der Europäische Zentralbank (EZB) grundsätzlich gerüstet für plötzlich steigende Zinsen. Insgesamt gebe es keinen Grund zur Sorge, sagte Korbinian Ibel, Generaldirektor bei der EZB-Bankenaufsicht bei der Vorstellung der Ergebnisse des abgespeckten Stresstests am Montag in Frankfurt. Die meisten Geldhäuser managen der EZB zufolge die Risiken gut. 51 Institute brauchen nach den Ergebnissen des Tests allerdings etwas mehr Kapital. Eigenkapital gilt als Puffer für Krisen.

Die Aufseher hatten die Bankbücher von 111 europäischen Instituten genauer unter die Lupe genommen und geprüft, wie verwundbar die Geldhäuser bei einem plötzlichen Zinsschock wären.

Zinsschock gilt als Gift für Banken
Seit Jahren müssen sich die Banken mit niedrigen, teils sogar negativen Zinsen in Europa arrangieren. Grundsätzlich sind höhere Zinsen gut für die Institute, da sie dann mehr verdienen. Steigen die Zinsen allerdings zu schnell zu stark, spricht man von einem Zinsschock. Dieser gilt als Gift für den gesamten Finanzmarkt. Die Ergebnisse flossen in den regelmässigen Überprüfungs- und Bewertungsprozess («Supervisory Review and Evaluation Process»/SREP) der EZB ein. Dabei legen die Aufseher individuelle Kapitalzuschläge für Banken fest. Die aktuellen Ergebnisse werden bei den Kapitalvorgaben für das kommende Jahr berücksichtigt. Die EZB beaufsichtigt seit November 2014 die grössten Bankengruppen im Euroraum direkt. Der nächste grosse EU-weite Banken-Stresstest ist für 2018 geplant.

Resultate sollen in Bankenprüfung einfliessen
Die Resultate des Tests sollen in die diesjährige Bankenprüfung einfliessen. Insgesamt sollen sich die Kapitalanforderungen für die Geldhäuser durch die Resultate nicht ändern. Sie könnten aber für einzelne Banken angepasst werden. An dem Test nahmen 111 Institute teil. Die EZB wollte überprüfen, wie anfällig Anlagebücher und Zinseinnahmen wären, sollte es zu deutlichen Zinsänderungen in der Geldpolitik kommen. «Übernacht wachen die Banken auf und haben ein neues Zinsumfeld. Was würde passieren, wenn das neue Umfeld dann für immer bestehen bleibt?», sagte Ibel.

Sechs unterschiedliche hypothetische Entwicklungen legten die Bankenwächter zu Grunde. Ein zentrales Ergebnis des Tests: Ein Anstieg der Zinsen um zwei Prozentpunkte würde bei den Instituten bis 2019 zu einem Anstieg der Nettozinseinnahmen um 10,5% führen. Allerdings würde der Wert des Anlagebuchs unter anderem wegen einer Neubewertung von Krediten und Anleihen um 2,7% sinken.

Deutlich weniger Zinserträge bei status quo
Anhaltende Tiefsätze hingegen würden die Zinseinkünfte deutlich drücken. Laut dem Stresstest würden die Zinseinnahmen um 7,5% schrumpfen, sollten die Sätze in den nächsten Jahren auf dem aktuellen Rekordtief verharren. Die EZB hält ihren Leitzins schon seit längerem extrem niedrig. Mittlerweile liegt er bei 0,0%. Banken müssen zudem Strafzinsen zahlen, wenn sie über Nacht bei der EZB Geld parken. Der Einlagensatz liegt bei minus 0,4%. Die EZB ist seit Herbst 2014 für die Aufsicht über die grossen Banken im Währungsraum zuständig. Inzwischen kontrolliert sie 126 Institute direkt – darunter die Deutsche Bank und die Commerzbank. (awp/mc/cs)

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