Zürich – Die Ergebnisse des aktuellen IPO-Barometers des Prüfungs- und Beratungsunternehmens EY Schweiz zeigen: Das globale IPO-Sentiment trat im ersten Halbjahr 2025 auf der Stelle: Insgesamt wagten weltweit 539 Unternehmen den Sprung aufs Parkett – 4 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum. Zulegen konnte immerhin das Emissionsvolumen, ein Plus von 17 Prozent auf 61,4 Mrd. US-Dollar. Ein ähnliches Bild zeigt sich beim Blick auf die Zahlen für das abgelaufene zweite Quartal. Bei der Zahl der weltweiten IPOs ist zwar ein Rückgang um 14 Prozent auf 241 Firmen zu verzeichnen, das Emissionsvolumen stieg aber auf 31,5 Mrd. US-Dollar (Q2 2024: 28,2 Mrd. US-Dollar).
Tobias Meyer, Leiter Transaction Accounting und IPO Services EY Schweiz sagt dazu: „Investoren sind selektiver. Entscheidend für Börsenaspiranten ist, dass sie eine resiliente und nachhaltige Equity Story sowie eine Börsenfitness aufweisen. Diese beiden Faktoren entscheiden massgeblich über den Erfolg eines Börsengangs – und über die Flexibilität, um in den derzeit engen IPO-Fenstern einen Börsengang zu meistern.“
Starkes Wachstum in Asien, deutlicher Abschwung in Europa
Positiver Lichtblick sowohl im abgelaufenen Quartal als auch im ersten Halbjahr war die Entwicklung des asiatischen IPO-Markts. In den ersten sechs Monaten wuchs das Emissionsvolumen deutlich auf 28,4 Mrd. US-Dollar (+172 Prozent). Dazu beigetragen hat der Aufschwung in China und Hongkong, die beide deutliches Wachstum bei der Zahl und Volumen aufweisen. Deutlich schlechter ist die Lage in Europa: Die Zahl der IPOs sank um 24 Prozent (auf 51); das Emissionsvolumen erreichte nur 5,9 Mrd. US-Dollar verglichen mit 14,7 Mrd. im Vorjahreszeitraum.
Ein gemischtes Bild zeigt sich im US-Markt. Während die Zahl der IPOs auf 109 zulegte (+35 Prozent), verringerte sich das Emissionsvolumen auf 17,1 Mrd. US-Dollar nach 18,8 Mrd. US-Dollar im Vorjahreszeitraum. Bemerkenswert ist die hohe Anziehungskraft und Abhängigkeit des US-Marktes mit insgesamt 68 Cross-border IPOs – primär von Unternehmen aus Asien, die mehr als die Hälfte (58 Prozent) aller IPOs an US-Börsen repräsentieren.
Der höchste Anteil am weltweiten Emissionsvolumen im ersten Halbjahr von rund 61 Mrd. US-Dollar entfiel erneut auf die Branche Technologie (12,9 Mrd. US-Dollar), gefolgt von Mobility (10,9 Mrd. US-Dollar) und Real Estate & Construction. Der grösste Börsengang des bisherigen Jahres fand im zweiten Quartal in China statt: Der Mobilitätskonzern Contemporary Amperex Technology Co. Ltd. debütierte an der Hong Kong Exchange mit ein Emissionsvolumen von knapp 5,3 Mrd. US-Dollar. Kein europäischer IPO schaffte es in den vergangenen sechs Monaten in die Top 10 der weltweiten Börsengänge.
Die Schweiz 2025 weiterhin mit einem Börsengang
Dieses Jahr gab es einen Börsengang an der Schweizer Börse SIX. Das Basler Biotech-Unternehmen Bioversys AG ging am 7. Februar an die Börse mit einem Emissionsvolumen von knapp 85 Millionen US-Dollar. Entstanden ist die Firma aus einem Spin-Off der ETH im Jahr 2008. Börsenkandidaten in der Schweiz beobachten das Kapitalmarktumfeld, testen das Investorensentiment und adjustieren weiterhin ihre Zeitpläne. Des Weiteren haben die Aktionäre der US-basierten Shyft Group Ende Juni der Fusion mit Aebi Schmidt zugestimmt. Damit kann der Schweizer Spezialfahrzeug-Hersteller mit Sitz in Frauenfeld das Unternehmen aus den USA definitiv integrieren. Die Transaktion soll Ende Juni abgeschlossen und die Aktie ab Juli 2025 unter dem Namen AEBI an der New Yorker Börse, der NASDAQ, gehandelt werden.
Tobias Meyer, Leiter Transaction Accounting und IPO Services EY Schweiz ordnet die Ergebnisse des aktuellen IPO-Barometers ein: „Zu Beginn des zweiten Quartals haben Nachrichten über mögliche Zölle und zuletzt neue geopolitische Spannungen die globalen IPO-Märkte in Atem gehalten. Im Zuge der Unsicherheiten und der gestiegenen Volatilität an den Kapitalmärkten überrascht nicht, dass die IPO-Aktivitäten spürbar gehemmt wurden. Mit dem jüngsten Rückgang der Volatilität hat sich das IPO-Klima verbessert. Sollte es zu Einigungen beim Thema Strafzölle und zu weiteren Zinssenkungen kommen und sich zudem die geopolitischen Unsicherheiten weiter reduzieren, erwarten wir eine Verbesserung der Stimmung und eine stärkere IPO-Aktivität nach der Sommerpause.“ (EY/mc/ps)