Raiffeisen mit Gewinnrückgang im 1. Halbjahr

Patrik Gisel

Patrik Gisel, zurückgetretener Raiffeisen-CEO. (Foto: Raiffeisen)

St. Gallen – Raiffeisen hat im ersten Halbjahr 2016 das Geschäftsvolumen zwar weiter gesteigert, aber unter dem Strich weniger verdient. Für den weiteren Jahresverlauf bleibt die Banken-Gruppe vorsichtig und erwartet eine weiter sinkende Zinsmarge. Bankchef Patrik Gisel sieht aber im Hauptgeschäft Hypotheken weiteres Wachstumspotential.

Der Geschäftserfolg sank von Januar bis Juni 2016 im Vergleich zur entsprechenden Vorjahresperiode um 7,7% auf 464 Mio und der Reingewinn um 7,1% auf 367 Mio CHF, wie die Bankengruppe am Mittwoch mitteilte. Gisel nannte in einer Telefonkonferenz vor allem zwei Gründe für den Gewinnrückgang: Einerseits drückten die volatilen Märkte auf das Handelsgeschäft, dessen Ertrag um 12,5% (auf 93,5 Mio CHF) einbrach; anderseits investierte Raiffeisen u.a. in den Ausbau der digitalen Kanäle, wodurch sich der Geschäftsaufwand insgesamt um 5,4% auf 962 Mio CHF erhöhte. Angesichts der Umstände zeigte er sich mit dem Ergebnis aber «sehr zufrieden».

Obwohl der Brexit-Entscheid die bereits tiefen Zinsen weiter erodieren liess, konnte Raiffeisen im Kerngeschäft zulegen. Der Zuwachs im Zinsengeschäft betrug 1,5% auf 1,11 Mrd CHF. Die im Vorjahresvergleich stark erhöhten Absicherungskosten hätten durch das Wachstum «problemlos aufgefangen» werden können, hiess es dazu. Das Kommissions- und Dienstleistungsgeschäft brachte mit 240,7 Mio CHF um 3,1% mehr ein. Alles in allem legte der Geschäftsertrag um 1,0% auf 1,52 Mrd CHF zu.

Marktanteil im Hypo-Geschäft weiter gesteigert
Im Hypothekargeschäft, dem wichtigsten Ertragspfeiler, wuchs Raiffeisen seit Jahresbeginn um 2,2% auf 162 Mrd CHF und steigerte den Marktanteil damit auf 17,1 von 16,9%. Vor allem in den Städten und Agglomerationen, in denen die Bankengruppe traditionell nicht so stark verwurzelt ist, seien hier die Wachstumsziele übertroffen worden, hiess es. Gisel sieht das Ende der Fahnenstange damit aber noch nicht erreicht: «Wir sind hier sehr gut positioniert und können weiter wachsen.»

Auch gesteigert werden konnten die verwalteten Kundenvermögen, die sich per 30. Juni auf 211,7 Mrd CHF beliefen (+1,4% gegenüber Ende 2015). Als noch nicht befriedigend bezeichnete Gisel die Entwicklung bei der Notenstein La Roche Privatbank, die im ersten Halbjahr eine Nettogeldabfluss von 0,7 Mrd CHF hinnehmen musste und Mitte Jahr Vermögen von 20,8 Mrd CHF verwaltete.

Raiffeisen hält an Notenstein fest
Man wolle aber weiter in die Private-Banking-Sparte investieren und die Vermögen mittelfristig auf rund 40 Mrd CHF verdoppeln, wobei sowohl organisches wie auch akquisitorisches Wachstum ein Thema seien. Einmal mehr erteilte er damit auch eine Absage an die sich haltenden Verkaufsgerüchte: «Notenstein La Roche ist unverändert ein wichtiger strategischer Pfeiler von Raiffeisen.» Dieser sei wichtig, etwa in Bezug auf die Diversifikation des Kerngeschäftes.

Zufrieden zeigt sich Raiffeisen mit der Kapitalsituation. Die neuen Anforderungen (gemäss TBTG-Gesetz) würden per Mitte 2016 bereits erfüllt, mit einer risikogewichteten Kapitalquote von 16,1% und einer Leverage Ratio von 6,7%.

Druck auf Zinsmarge bleibt bestehen
Für den weiteren Jahresverlauf gibt sich die Gruppe hingegen vorsichtig und geht davon aus, dass das Langfristzinsniveau nochmals sinken und sich damit der Druck auf die Zinsmarge weiter verschärfen könnte. Die Marge war zuletzt weiter auf 1,07% (H1 2016) gesunken, nachdem es etwa 2012 noch 1,30% gewesen waren. Die Gruppe geht auch davon aus, dass die Volatilität an den Finanzmärkten anhalten und sich tendenziell negativ auf das Kommissions- und Handelsgeschäft auswirken wird.

Auf der Kostenseite sei aufgrund der laufenden Entwicklung am neuen Kernbankensystem zudem keine Entlastung zu erwarten, hiess es. Schwarzmalen mochte Gisel aber trotzdem nicht: Das zweite Semester habe «ertragsmässig interessant» begonnen, meinte er. Er rechne entsprechend mit einem guten Halbjahresresultat, auch wenn der Rückstand aus dem ersten Halbjahr nicht wettgemacht werden dürfte. (awp/mc/pg)

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