EY: US-Konzerne dominieren die Weltbörsen

Apple

Apple Store an der 5th Avenue in New York. (Foto: Apple)

Zürich – US-Konzerne dominieren mehr denn je die Weltbörsen: Die zehn wertvollsten Unternehmen der Welt kommen alle aus den Vereinigten Staaten. Und von den 100 höchstbewerteten Unternehmen der Welt haben deutlich mehr als die Hälfte (59) ihren Sitz in Nordamerika, nur 23 in Europa und 19 in Asien. Das sind Ergebnisse einer Analyse der Wirtschaftsprüfungs- und Beratungsgesellschaft EY, die die Marktkapitalisierung der 100 bzw. 300 am höchsten bewerteten Unternehmen weltweit untersucht.

Das teuerste Unternehmen der Welt bleibt Apple: Der Börsenwert des iPhone-Herstellers ist seit Mitte des Jahres um mehr als 100 Milliarden US-Dollar bzw. 19 Prozent auf derzeit 625 Milliarden US-Dollar gestiegen – das ist mehr als die drei teuersten Schweizer Unternehmen zusammen wert sind.

Auf Rang zwei der höchstbewerteten Unternehmen der Welt rangiert die Google-Holding Alphabet, deren Börsenwert im Lauf des vergangenen Halbjahres ebenfalls gestiegen ist – um 15 Prozent auf derzeit 552 Milliarden US-Dollar. Auch das drittteuerstes Unternehmen ist ein US-Technologiekonzern: Microsoft ist derzeit 492 Milliarden US-Dollar wert – das sind 22 Prozent mehr als zur Jahresmitte. Das wertvollste nicht-US-amerikanische Unternehmen ist der Ölkonzern Royal Dutch Shell, der mit einer Marktkapitalisierung von 226 Milliarden US-Dollar den 15. Platz belegt.

Schweizer Konzerne büssen Plätze ein
Mit insgesamt drei Unternehmen unter den 100 wertvollsten Unternehmen der Welt, reiht sich die Schweiz hinter den USA (57), China (11), Grossbritannien (6), Deutschland und Frankreich (je 5), sowie Japan (4) ein. Nestlé ist weiterhin das wertvollste Schweizer Unternehmen und belegt den 21. Rang. Der Nahrungsmittelkonzern ist derzeit gut 214 Milliarden US-Dollar wert. Neben Nestlé zählen Roche (Platz 28; 194 Milliarden US-Dollar) und Novartis (Platz 35; 171 Milliarden US-Dollar) zu den 100 wertvollsten Unternehmen der Welt.

Europa fällt zurück
Während die Zahl der nordamerikanischen Konzerne im Top-100-Ranking im Vergleich zum Vorjahr von 55 auf 59 stieg, sank die Zahl der europäischen Unternehmen von 26 auf 23. Das schwache Abschneiden Europas führt Stefan Rösch-Rütsche, Partner und Leiter Transaktionsdienstleistungen bei EY Schweiz, auf drei Faktoren zurück: die Auswirkungen der europäischen Schulden- und Wirtschaftskrise, den eher traditionellen Branchenmix in Europa und den gesunkenen Eurokurs: «Europa gibt zurzeit kein überzeugendes Bild ab: Der Kontinent ist politisch uneins, driftet wirtschaftlich weiter auseinander und kämpft nach wie vor mit der Staatsschuldenkrise, die immer wieder aufflammen kann und gerade den Finanzsektor belastet.»

Hinzu kämen die bekannten wirtschaftlichen Herausforderungen Europas: eine starke Abhängigkeit von klassischen Industriebranchen und ein Mangel an jungen Technologieunternehmen, die es bis an die Weltspitze schaffen: «In Europa spielen vor allem etablierte Auto-, Pharma- und Rohstoffkonzerne eine grosse Rolle. Junge Unternehmen, die es hinsichtlich Umsatz und Marktkapitalisierung mit etablierten Grosskonzernen aufnehmen können, sucht man in Europa weitgehend vergeblich. In den USA schaffen es mit Apple, Alphabet, Microsoft, Amazon und Facebook gleich fünf derartige Unternehmen in die Top Ten.»

Obendrein führe der Wertverlust europäischer Währungen – insbesondere des Euro, des britischen Pfunds und des russischen Rubels – zu schlechteren Platzierungen der europäischen Unternehmen im Ranking, das in US-Dollar erstellt wird.

USA dominieren IT- und Finanzbranche
Eindeutiger Gewinner im aktuellen Ranking ist der Finanzsektor: Die Zahl der Banken, Versicherungen und Investmentfirmen im Top-100-Ranking stieg von 15 zur Jahresmitte auf derzeit 20 – ihr Börsenwert schnellte im vergangenen Halbjahr um 21 Prozent nach oben. Unter den Finanzkonzernen im Ranking sind acht US-amerikanische und sechs chinesische Unternehmen, aber nur zwei europäische: die britische Grossbank HSBC und die französische BNP Paribas.

Noch mehr als in der Finanzbranche spielen US-Konzerne im IT-Sektor eine dominierende Rolle: Im Ranking der 300 teuersten Unternehmen der Welt können sich aktuell insgesamt 30 IT- bzw. Technologiekonzerne platzieren, von denen 18 ihren Sitz in den USA haben, neun stammen aus Asien und nur drei aus Europa.

«Die USA haben derzeit in innovativen und technologiegetriebenen Branchen eindeutig die Nase vorn», kommentiert Rösch-Rütsche die Zahlen. Bezeichnend sei, dass mit Apple, Alphabet und Microsoft drei Technologieunternehmen das Ranking der teuersten Konzerne anführen, von denen das älteste (Microsoft) gerade einmal 41 Jahre alt sei. Zum Vergleich: Von den drei höchstbewerteten europäischen Unternehmen (Royal Dutch Shell, Nestlé und Anheuser-Busch InBev) wurde das jüngste – Nestlé – im Jahr 1905 gegründet, also vor 111 Jahren.

Die Dominanz der USA im IT-Bereich werde zunehmend zu einem Standortnachteil Europas, warnt Rösch-Rütsche: «Die Digitalisierung revolutioniert nicht nur den Alltag der Menschen, sondern auch viele Branchen. Wir sind mitten in einer umwälzenden Entwicklung – und die USA haben hier eindeutig die bessere Startposition als Europa, weil dort die entscheidenden Player beheimatet sind. Wir sollten aufpassen, dass die europäische Wirtschaft von der digitalen Revolution nicht auf dem falschen Fuss erwischt wird und weiter an Bedeutung verliert.» (EY/mc)

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