Roger von der Weid, CEO Lalique Group, im Interview

Roger von der Weid

Roger von der Weid, CEO Lalique Group. (Foto: Adriana Tripa)

von Bob Buchheit

Moneycab.com: Herr von der Weid, trotz aller Unkenrufe kleinerer und grösserer Analystenhäuser hat sich die Lalique-Aktie jahrelang hervorragend entwickelt. War das letztlich der Grund für den Börsenwechsel, den Sie ja noch vor fünf Jahren ausgeschlossen hatten?

Roger von der Weid: Nach über 10 Jahren an der BX Swiss war der Zeitpunkt gekommen, das Profil der Lalique Group am Kapitalmarkt zu schärfen und die Investorenbasis sukzessive weiter zu verbreitern. Der Wechsel der Kotierung von der BX Swiss an die SIX, der grössten und bekanntesten Schweizer Börse, ist vor diesem Hintergrund zu sehen. Im Weiteren erleichtert uns ein Listing an der SIX den Zugang zum Kapitalmarkt, wenn es um die Finanzierung von künftigen strategischen Initiativen geht.

Als Teil der mit dem Börsenwechsel durchgeführten Kapitalerhöhung hat Silvio Denz, VR-Präsident und Mehrheitsaktionär mit 72 Prozent, dem Unternehmen gewährte Darlehen im Umfang von 21,6 Millionen Franken durch Ausübung seiner Bezugsrechte in 720’400 neue Aktien umgewandelt. Das dürfte all denjenigen den Wind aus den Segeln nehmen, die meinen, Lalique brauchte Geld…

Die Kapitalerhöhung diente primär der Stärkung der Bilanz der Lalique Group durch die Umwandlung von Aktionärsdarlehen in Eigenkapital. Zusätzlich konnten wir im Rahmen des Bezugsrechtsangebots rund 8.5 Millionen Franken neues Eigenkapital in bar aufnehmen. Diesen Erlös wollen wir als Wachstumskapital einsetzen. Im Vordergrund stehen einerseits industrielle Investitionen zur Erhöhung der Produktionskapazitäten sowie in Sicherheit und Umwelt, und andererseits Investitionen in Marketing und Vertrieb – inklusive Digitalisierung.

«Wir beabsichtigen, die eingeschlagene Diversifikationsstrategie weiterzuführen und Lalique als breit aufgestellte Luxusmarke zu positionieren.»
Roger von der Weid, CEO Lalique

Bei einem Neuemissionspreis von 30 Franken, haben Zeichner ein sehr gutes Geschäft gemacht. Aber auf vergleichbarer Basis hat Lalique jetzt bei rund 50 Franken auch ein KGV von rund 50, wenn ich den um Sonderfaktoren bereinigten Gewinn vom letzten Geschäftsjahr zur Basis nehme. Eine kurzfristige Gewinnverdopplung wäre da ja fast Pflicht?

Der Aktienkurs hat sich in den vergangenen Jahren in der Tat positiv entwickelt, während die Gewinne aufgrund der hohen Investitionen in den Geschäftsausbau zurückblieben. Wir beabsichtigen, die eingeschlagene Diversifikationsstrategie weiterzuführen und Lalique als breit aufgestellte Luxusmarke zu positionieren. Mittelfristig gehen wir davon aus, dass unsere Investitionen in bestehende und neue Aktivitäten zusätzliches Wachstum bei schrittweise steigenden Margen ermöglichen werden.

Luxusgüter bleiben eine formidable Wachstumsbranche. Ihnen wird es sicher nicht an spannenden Projekten mangeln. Was kommt Neues?

Wir prüfen laufend neue Projekte, Co-Branding-Partnerschaften oder auch Kollaborationen mit Künstlern und Designern. Einen besonders starken Fokus legen wir derzeit auf Initiativen im Bereich der Digitalisierung, wozu auch die Erhöhung unserer Online-Präsenz in Wachstumsmärkten wie Asien gehört.

Ultrasun, Ihre Sonnencremelinie scheint mir da fast nicht ganz rein zu passen. Da sie aber einen sehr stabilen Gewinnbeitrag leistet, und allein im letzten Jahr um ein Fünftel gewachsen ist, dürften Sie vielleicht im Kosmetikbereich sogar mit Zukäufen liebäugeln, oder?

Ultrasun hat sich gut entwickelt und verfügt über erhebliches weiteres Potential. Mit unseren neuen, auf den Dermatologiebereich orientierten Produkteformeln konnten wir im umkämpften Apothekengeschäft stark zulegen. Daneben haben wir eine neue «Face»-Linie für die tägliche Anwendung entwickelt, welche Sonnenschutz und Pflege kombiniert. Allfällige Übernahmen prüfen wir prioritär im Parfümbereich – unserem Kerngeschäft in der Beauty-Division.

«Ultrasun hat sich gut entwickelt und verfügt über erhebliches weiteres Potential.»

Die Marke Lalique ist ja nur Teil der Holding, hat aber der gesamten AG den Namen gegeben. Durch Kostensenkungen steht hier der Turnaround unmittelbar bevor. Wo liegt das EBIT-Margenziel?

Lalique ist die Hauptmarke unseres Portfolios und trägt gut zwei Drittel zu unserem Verkaufsumsatz bei. Die Umfirmierung der Holding in Lalique Group, die wir 2016 vollzogen haben, erlaubt uns, den Markennamen stärker ins Zentrum unserer globalen Aktivitäten zu rücken und ihren höheren Bekanntheitsgrad im internationalen Umfeld besser zu nutzen. Ein EBIT-Margenziel für die Division Lalique haben wir nicht veröffentlicht.

Im beschaulichen Dorf Wingen-sur-Moder haben Sie nicht nur mit der Wiederbelebung der Manufaktur, sondern auch mit den Top-Hotel/Restaurants Villa René Lalique und Château Hochberg neues Leben eingehaucht. Gibt es da auch Futterneid?

Gastronomie ist Teil unserer Diversifikationsstrategie. Ausserdem stellen diese beiden Hotels mit Restaurants auch wunderbare Showrooms dar, in welchen unsere Kundschaft die Lalique-Welt hautnah erleben kann. Im Juni 2018 eröffnete das Weingut Château Lafaurie-Peyraguey im Bordeaux-Gebiet, das unserem Hauptaktionär Silvio Denz gehört, ein neues Lalique Hotel/Restaurant, welches auf Lizenzbasis unter dem Lalique-Namen betrieben wird.

Schauen Sie eigentlich auch mal bei der räumlich nahen Konkurrenz in Baccarat vorbei?

Wir beobachten selbstverständlich den Markt in all unseren Geschäftsbereichen.

Bei den reinen Parfums lief es mit hohen zweistelligen Wachstumsraten hervorragend. Eine Ausnahme war Parfums Grès, eine seit jeher konservative Marke. Wie kann man das etwas verstaubte Image aufpeppen?

Die Modeaktivitäten von Grès wurde bereits vor vielen Jahren eingestellt, weshalb in diesem Segment keine starke Veränderung des Marken-Images zu erwarten ist. Mit unserem Produktemix von Parfums Grès sprechen wir einerseits die klassische und elegante Vintage-Liebhaberin an, andererseits aber auch jüngere Generationen von Kundinnen.

«Wir haben in unserem Parfüms-Abfüll- und Logistikbetrieb Lalique Beauty Services kräftig in Infrastruktur und Kapazitätserhöhungen wie auch in Sicherheit und Umwelt investiert.»

Wenn man bedenkt, dass ihre Abfüllkapazität im Lalique-Werk im Französischen Ury letztes Jahr um 120 Prozent zugenommen hat, haben Sie doch sicherlich einige neue Parfums startbereit?

Die Strategiepläne unserer Parfümmarken schliessen Neulancierungen in bestimmten Zeitintervallen mit ein. Somit entwickeln wir laufend neue Parfümlinien um die Nachfrage nach Neuheiten zu befriedigen. Wir haben in unserem Parfüms-Abfüll- und Logistikbetrieb Lalique Beauty Services kräftig in Infrastruktur und Kapazitätserhöhungen wie auch in Sicherheit und Umwelt investiert. Damit sind wir für weiteres, insbesondere anorganisches Wachstum gut gerüstet. Zudem beabsichtigen wir, unsere Dienstleistungen in der Parfümabfüllung und -logistik auch für Drittmarken volumenmässig auszubauen.

Die seit anfangs Jahr laufende Partnerschaft mit Singapore Airlines wird Lalique’s Bekanntheitsgrad im mittleren Osten bis weit in den asiatischen Raum kräftig steigern. Könnte dort bald mal genauso viel Umsatz entstehen wie in Europa? Firmen wie Richemont oder L’Oréal erzielen in Asien ja gewaltige Wachstumsraten.

Singapore Airlines und Lalique bieten den First Class Passagieren dieser führenden Fluglinie exklusiv ausgewählte und innovative Produkte und Annehmlichkeiten an. Diese Partnerschaft wurde langfristig eingegangen, und wir versprechen uns tatsächlich eine erhebliche Steigerung der Bekanntheit und einen positiven Imagetransfer. Der Mittlere Osten sowie Fernost sind diejenigen Märkte, wo wir am meisten Marktanteile gewinnen können.

Zum Gesprächspartner:
Roger von der Weid, geboren 1970, verheiratet, vier Kinder, startete seine Karriere als Wirtschafts- und Steueranwalt (1998 – 2003) sowie Geschäftsführer einer Treuhandfirma (2004 – 2005). Anfangs 2006 wechselte er als Delegierter des Verwaltungsrates und CEO zur Art & Fragrance, wo er das Parfüm- und Kosmetikgeschäft leitete. Nach der Übernahme der fränzösischen Kristallmanufaktur Lalique im Jahre 2008 durch Art & Fragrance übernahm er zudem die Geschäftsführung bei Lalique. Lalique ist mittlerweile der Name der gesamten Gruppe mit CEO Roger von der Weid.

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