Europa-Schluss: Schwache Konjunkturdaten beenden Höhenflug

Boerse

Paris / London – Schwache Konjunkturdaten aus China und den USA haben dem Höhenflug der europäischen Börsen am Montag ein jähes Ende bereitet. Auch die überraschend schnelle Kapitulation der vom Westen gestützten afghanischen Regierung vor den Rebellen der Taliban dämpfte die Risikoneigung an den internationalen Kapitalmärkten etwas. Anleger strichen vorsichtshalber Kursgewinne ein.

So verlor der EuroStoxx 50 als Leitindex für die Eurozone 0,64 Prozent auf 4202,44 Punkte. Zuvor hatte das Aktienbarometer zehn Handelstage in Folge zugelegt und am Mittwoch erstmals seit 2008 wieder die Marke von 4200 Punkten geknackt. «Die Aktienmärkte hatten in den vergangenen Wochen einen guten Lauf und der heutige Rücksetzer hat viel damit zu tun», sagte Analyst Craig Erlam vom Handelshaus Oanda.

Für den französischen Cac 40 , der am Freitag erstmals seit 2000 über 6900 Punkte geklettert war, ging es zu Beginn der Woche um 0,83 Prozent auf 6838,77 Punkte abwärts. Der britische FTSE 100 sank um 0,90 Prozent auf 7153,98 Zähler.

Die US-Investmentbank JPMorgan äusserte sich dennoch optimistisch zu den weiteren Marktaussichten: Die Aktienstrategen um Mislav Matejka hoben das Kursziel für den EuroStoxx50 per Jahresende von 4180 auf 4500 Punkte an. Damit räumen sie dem Index, der seit Jahresbeginn schon um gut 18 Prozent zugelegt hat, ein weiteres Potenzial von gut sieben Prozent ein. Den FTSE 100 sehen sie zum Jahreswechsel bei 7400 (bisher: 7100) Punkten.

Der Index der Einzelhändler führte mit einem Kursrutsch von 2,5 Prozent die lange Verliererliste an. Auch die Indizes der Rohstoffproduzenten und der Öl- und Gaskonzerne standen angesichts weiter rückläufiger Metall- und Ölpreise unter Druck. Leicht zulegen konnte indes der Gesundheitssektor .

Kursbewegende Unternehmensnachrichten gab es zum Wochenstart kaum. Ein ungewohntes Bild zeigte eine anstehende Übernahme im Autozuliefersektor: Während die Aktien des Übernahmeziels Hella 3,4 Prozent auf gut 61 Euro einbüssten, gewannen die Titel des Käufers Faurecia gut 12 Prozent. Hella blieben damit über den gebotenen 60 Euro je Hella-Aktie. Faurecia-Aktien profitierten offenbar davon, dass die Franzosen nun den Zuschlag bekommen haben. Seit die Verkaufspläne der Eigentümerfamilien von Hella im April bekannt geworden waren, waren mehrere Unternehmen der Branche als Interessenten im Gespräch gewesen.

Derweil nutzte die Meldung, dass HSBC für 575 Millionen US-Dollar Aktivitäten von Axa in Singapur übernimmt, beiden Unternehmen nichts: Die Aktien der britischen Bank verloren 1,5 Prozent und die des französischen Versicherers 0,5 Prozent. Laut Jefferies-Analyst Philip Kett lieferte der Geschäftsbereich den Franzosen kaum Gewinn und wurde wohl unter Buchwert verkauft.

Die Papiere des britischen Essenauslieferers Deliveroo stiegen um 0,7 Prozent auf knapp 390 Pence. Sie erreichten damit erstmals wieder annähernd das Hoch vom Börsengang Ende März. Das Unternehmen hatte sich jüngst optimistischer zum Gesamtjahr geäussert. (awp/mc/pg)

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