Europa-Schluss: Kriegsangst und Zinssorgen belasten die Kurse

Boerse

(Adobe Stock)

Paris / London – Die Furcht vor den Folgen eines Krieges im Osten Europas hat die Aktienmärkte des Kontinents am Montag weiter nach unten gezogen. Signale Russlands einer fortgesetzten Gesprächsbereitschaft mit der Nato und den USA im Ukraine-Konflikt minderten die Sorgen der Investoren am Nachmittag nur ein Stück weit. Neben diesen geopolitischen Spannungen macht den Börsen weiterhin das erwartet hohe Tempo einer wohl bald beginnenden geldpolitischen Straffung in den USA zu schaffen, die wegen der hohen Inflation reagieren muss.

Der Eurozonen-Leitindex EuroStoxx50 sackte im Verlauf bis auf fast 4000 Punkte und damit auf den tiefsten Stand seit Anfang Oktober ab. Zum Handelsschluss notierte er mit 4064,45 Punkten noch 2,18 Prozent im Minus.

Der französische Cac 40 büsste am Ende 2,27 Prozent auf 6852,20 Punkte ein. Für den britischen FTSE 100 ging es um 1,69 Prozent auf 7531,59 Zähler nach unten.

«In diesen Stunden bekommen wir ein Vorgeschmack auf das, was an den Finanzmärkten passieren könnte, wenn am Ende doch alle diplomatischen Bemühungen scheitern und Russland in die Ukraine einmarschiert, wie aktuell von den USA noch in dieser Woche für möglich gehalten», resümierte Kapitalmarktstratege Jürgen Molnar vom Broker RoboMarkets.

Molnar verweist vor dem Hintergrund der Kriegssorgen auf anziehende Preise für Öl und Gas sowie die Flucht in vermeintlich sichere Häfen wie Anleihen und Gold. «Die von Zinsängsten eh schon verschreckten Anleger dürften ihre Gewinne aus der monatelangen Hausse vollständig einstreichen und die Indizes endgültig auf Talfahrt schicken», erwartet er.

So ist die Zinswende in den USA ein weiteres bestimmendes Thema in diesen Tagen. Volkswirte hatten ihre Erwartungen in puncto des Ausmasses der Leitzinserhöhungen durch die US-Notenbank Fed nach Inflationsdaten in der vergangenen Woche noch weiter nach oben geschraubt.

Analyst Clemens Schmale vom Börsenportal Godmode-Trader rechnet angesichts des anstehenden Zinserhöhungszyklus mit weiterem Druck auf die Kurse, denn der Liquiditätsentzug beginne gerade erst. So kaufe die Fed im Februar weiterhin Anleihen und Hypothekenpapiere und der Leitzins bleibe aller Voraussicht bis März unangetastet. Zudem: «Der konjunkturelle Ausblick war auch schon besser.» Sollte die Fed nicht doch noch kalte Füsse bekommen, dürften die Aktienbörsen angeschlagen bleiben.

Mit Blick auf das Branchentableau hielt sich der Index der Rohstoffwerte mit einem Minus von knapp einem halben Prozent noch am besten. Die Preise vieler Rohstoffe steigen seit Monaten.

Der Bankensektor indes war der schwächste. Er fiel um gut drei Prozent. Allerdings waren Bankaktien zuletzt stark gelaufen angesichts der erwarteten Leitzinswende, denn auch die Europäische Zentralbank steht mittlerweile unter Druck, etwas gegen die hohe Inflation zu tun. Mit einem ersten Zinsschritt dürfte sie sich aber deutlich länger Zeit lassen als die Fed.

Im EuroStoxx50 waren denn auch Bankenwerte wie ING , BBVA , Santander und BNP Paribas auf den letzten Plätzen zu finden mit Verlusten von bis zu fast fünf Prozent.

An der griechischen Börse bauten die Anteilsscheine von European Reliance ihre Freitagsgewinne deutlich aus und stiegen um fast 16 Prozent auf 7,80 Euro. Der deutsche Versicherungskonzern Allianz will den Branchenkollegen übernehmen. Im Rahmen einer Aktienkaufvereinbarung sollen 72 Prozent erworben werden. Der Gebotspreis je Reliance-Aktie liegt bei 7,80 Euro.

In Zürich ging es für die Anteile von Clariant um 16 Prozent abwärts. Der Spezialchemiekonzern aus Basel verschiebt die für Mittwoch geplante Veröffentlichung seiner Geschäftszahlen für das Jahr 2021. Als Grund für die Verschiebung nannte Clariant Hinweise, dass in der Vergangenheit möglicherweise Rückstellungen und Wertberichtigungen falsch verbucht worden seien. Dem werde nun in einer Untersuchung nachgegangen, hiess es. (awp/mc/pg)

Euronext
Aktueller Stand Eurostoxx50 bei Google

Exit mobile version