Paris/London/Zürich – Vor gleich mehreren Zinsentscheidungen in Europa haben sich Investoren am Mittwoch zurückgehalten. Am Donnerstag verkünden nicht nur die Europäische Zentralbank, sondern auch die Notenbanken in London, Stockholm und Oslo ihre geldpolitische Richtung. Der EuroStoxx 50 als Leitindex der Eurozone lag gegen Mittag mit 0,3 Prozent im Plus bei 5.733 Zählern. Damit setzte sich die Konsolidierung der vergangenen Börsentage zwischen etwa 5.700 und 5.800 Punkten fort.
Angesichts sich aufhellender Wachstumsaussichten dürfte die EZB «die Bremse ziehen» und die Leitzinsen nicht weiter senken, schrieb Jörg Held, Portfolio-Manager beim Vermögensverwalter Ethenea. Im Fokus stünden die aktualisierten Prognosen, die erstmals bis ins Jahr 2028 reichten. Da sich die Inflation bei zwei Prozent einpendle, bestehe «keine Notwendigkeit für hektische Zinsschritte nach unten oder oben».
Tat sich an den Aktienmärkten der Eurozone nicht viel, so griffen Investoren an der Londoner Börse beherzt zu. Der Leitindex FTSE 100 stieg um 1,7 Prozent auf den höchsten Stand seit Mitte November. Auslöser waren die Verbraucherpreise, die im November nicht so stark gestiegen sind wie erwartet. Damit werde eine Zinssenkung der Bank of England am Donnerstag wahrscheinlicher, sagten Beobachter.
Der Schweizer SMI lag am Mittwoch leicht im Minus bei gut 13.000 Punkten. An die Indexspitze setzten sich die Papiere der UBS : Sie legten um 1,2 Prozent zu und erreichten den höchsten Stand seit 2008. In London verteuerten sich HSBC um fast 4 Prozent, angetrieben von einem positiven Kommentar des Investmenthauses Keefe, Bruyette & Woods.
Auch in der Eurozone waren Aktien aus der Finanzbranche kurz vor der EZB-Sitzung gesucht. In Mailand stiegen Generali um 3,9 Prozent; sie profitierten von einer neuen Kaufempfehlung der UBS. In Madrid stiegen Aktien der Grossbank Santander um 1,3 Prozent. Ihr Kurs hat sich in diesem Jahr mehr als verdoppelt.
Gemieden wurden dagegen die Papiere der Automobilhersteller. Renault gaben leicht nach und Stellantis fielen um 1,4 Prozent. Auch die Aktien der deutschen Hersteller fielen zurück. Analyst Harald Hendrikse von der Citigroup wertete die von der EU-Kommission vorgeschlagene Lockerung des Aus für den Verbrennermotor als «das absolute Minimum» aus Sicht der Autobranche. (awp/mc/pg)
