Europa-Schluss: Rally-Pause – Weitere EZB-Hilfen verpuffen

Boerse

Paris/ London – Weitere Schützenhilfe der Europäischen Zentralbank (EZB) für die Wirtschaft hat am Donnerstag die Stimmung an den wichtigsten europäischen Börsen nur kurz belebt. Zum Handelsschluss gab der EuroStoxx 50 um 0,24 Prozent auf 3261,67 Punkte nach. Damit legte der Leitindex der Eurozone nach seinem in dieser Woche bislang starken Lauf eine Pause ein. Marktexperten sehen zudem die Gefahr einer Korrektur steigen.

«Die Freude über die Ausweitung des Anleihekaufprogramms verpuffte schon nach wenigen Minuten wieder. Die Messlatte für positive Nachrichten liegt nach der Rally sehr hoch», fasste Analyst Jochen Stanzl von CMC Markets den Kursverlauf zusammen. Selbst positive Überraschungen allein reichten nicht mehr aus.

Auch an den grossen Länderbörsen ging es etwas abwärts. In Paris sank der Cac 40 um 0,21 Prozent auf 5011,98 Punkte. Der britische Leitindex FTSE 100 büsste 0,64 Prozent auf 6341,44 Zähler ein.

Die EZB hatte ihr Anleihen-Notkaufprogramm in der Corona-Krise noch etwas deutlicher ausgeweitet als gedacht. Allerdings waren die Aktienmärkte zuletzt schon sehr deutlich gestiegen. In den Kursen sei bereits viel Hoffnung eingepreist gewesen, hiess es aus dem Handel.

Branchenweit gab es in Europa mit Ausnahme des Immobiliensektors nur Verlierer, wobei der Autosektor mit minus 1,64 Prozent am deutlichsten nachgab. Ein wesentlicher Grund dafür waren die nun bekannt gewordenen Hilfspläne der grossen Koalition in Deutschland in der Corona-Krise. Vor allem die Entscheidung gegen Kaufprämien auch für neuere Verbrenner-Antriebe sei eine Enttäuschung gewesen, sagten Börsianer.

Daimler verloren als zweitschwächster EuroStoxx-Wert 2,46 Prozent. Die im Cac 40 notierten Aktien von Renault büssten 1,48 Prozent ein und Peugeot 1,49 Prozent. RBC-Analyst Tom Narayan hatte die Renault-Papiere auf «Sector Perform» abgestuft. Er begründete dies mit der angekündigten Umstrukturierung und dem Festhalten an der Nissan -Kooperation, statt die Beteiligung an dem japanischen Autobauer zu Geld zu machen.

Schlusslicht im EuroStoxx waren die Bayer-Aktien mit minus 4,01 Prozent. Ein Gericht in den USA hatte eine unter Einschränkungen erteilte Zulassung für den Unkrautvernichter Dicamba wieder aufgehoben. Sollte das Produkt tatsächlich vom US-Markt verschwinden, könnte das den operativen Gewinn (Ebitda) des Unternehmens im Jahr 2021 mit rund zwei Prozent belasten, sagte Analyst Richard Vosser von der Bank JPMorgan. (awp/mc/ps)

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