Schweizer Wirtschaft trotz Frankenschock auf Erholungskurs

Wirtschaftswachstum

Bern – Die Schweizer Wirtschaft hat sich im vergangenen Jahr vom Frankenschock moderat erholt. Allerdings bremste ein schwächerer Aussenhandel das Wachstum zum Jahresende hin ab. Laut Experten dürfte die Wirtschaft 2017 aber wieder an Fahrt gewinnen.

Nach vorläufigen Zahlen wuchs das Bruttoinlandprodukt (BIP) 2016 real um 1,3%, wie das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) am Donnerstag mitteilte. Das Wachstum fiel 2015 noch mit 0,8% wesentlich schwächer aus. Der Frankenschock hatte die Wirtschaft ausgebremst.

Besser entwickelten sich 2016 insbesondere die Investitionen und die Warenexporte. Die Investitionstätigkeit in Ausrüstungen erhöhte sich um 4,1%. Insbesondere dank gestiegener Warenexporte kam von der Handelsbilanz ebenfalls ein positiver Wachstumsimpuls. Konterkariert wurde diese Entwicklung allerdings von einem negativen Wachstumsbeitrag der Vorratsveränderung.

In einem ähnlichen Rahmen wie in den beiden Vorjahren stiegen der Konsum der privaten Haushalte (+1,2%) und des Staates (+1,9%).

Wachstumsstark war insbesondere die erste Jahreshälfte. Im ersten und zweiten Quartal wuchs die Schweizer Wirtschaft mit 0,3 und 0,6%. Mit jeweils 0,1% im dritten und vierten Quartal kühlte sich die Dynamik zum Jahresschluss allerdings ab.

In Anbetracht des Frankenschocks und den damit verbundenen Herausforderungen für zahlreiche Industrien und den Tourismus handle es sich insgesamt um eine gute Wachstumsentwicklung, kommentierte Eric Scheidegger, Leiter der Direktion für Wirtschaftspolitik beim Seco, die Zahlen auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda.

Schwäche zum Jahresende
Im Schlussquartal bremste der Aussenhandel das Wachstum. Die Warenexporte schrumpften um 3,8%, das war das schwächste Quartalsergebnis seit drei Jahren. Auch die Dienstleistungsexporte gingen um 1,3% zurück.

Laut Scheidegger erstaunten insbesondere die rückläufigen Exportzahlen in der Pharma- und Chemiebranche. Es sei aber zu früh, von einer schwächeren Dynamik zu sprechen. Oft könnten bereits zwei oder drei Produktekategorien die Ausfuhren abbremsen.

Auch Yngve Abrahamsen, Leiter Prognose bei der Konjunkturforschungsstelle KOF der ETH Zürich, geht von einem temporären Dämpfer aus. Die Ausfuhren der Pharmazeutika bewegten sich zyklisch und dürften sich wieder erholen.

Auch vorübergehende Effekte schwächten gemäss Abrahamsen das Quartalsergebnis – so zum Beispiel der Kauf von Flugzeugen im Vorquartal, oder auch die Stilllegung eines AKWs, was zu einem tieferen Wachstum im Energiebereich führe.

Die Binnenwirtschaft wirkte stützend. Der Konsum der privaten Haushalte stieg im vierten Quartal mit 0,9% kräftig. Das Konsumwachstum sei breit abgestützt gewesen, hiess es beim Seco. Besonders deutlich stiegen die Gesundheitsausgaben.

Zum einen seien die Vorquartale schwach gewesen, das habe einen Anstieg im vierten Quartal erwarten lassen, begründete Abrahamsen den Anstieg. Zum anderen habe die Grippewelle dieses Jahr früher eingesetzt und zu mehr Arztbesuchen geführt.

Frühindikatoren erfreulich
Das Seco zeigte sich optimistisch für die Zukunft. Die Indikatoren seien «sehr positiv», betonte Scheidegger. Daniel Kalt, Chefökonom der UBS-Schweiz, erwartet, dass die Schweizer Wirtschaft im laufenden Quartal wieder zulegen wird.

Die Vorlaufindikatoren aus der Wirtschaft wie der KOF Konjunkturbarometer oder die Einkaufsmanagerindizes würden deutlich auf eine Beschleunigung hindeuten, sagte Kalt gegenüber der Nachrichtenagentur sda.

Die positive Nachfrageentwicklung aus den Absatzmärkten wie der USA käme der Schweizer Exportbranche zugute, unter der Voraussetzung, dass sich der Franken nicht weiter aufwerte. Allerdings dürfte die Wachstumsdynamik in der Binnenwirtschaft wegen der sinkenden Migration etwas nachlassen, erklärte Kalt. (awp/mc/upd/ps)

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