Gotthard-Basistunnel besteht Bewährungsprobe

Gotthard-Basistunnel

Zug im Gotthard-Basistunnel. (Foto: SBB)

Bellinzona – Seit rund zwei Monaten ist das Jahrhundertbauwerk Gotthard-Basistunnel nun in Betrieb. Die SBB zieht ein erstes positives Fazit, sieht aber bei der Pünktlichkeit noch Verbesserungsbedarf.

Am 11. Dezember fiel der Startschuss für den fahrplanmässigen Betrieb im Gotthard-Basistunnel. Seitdem seien 2816 Personen- und 3980 Güterzüge durch den längsten Eisenbahntunnel der Welt gefahren, wie die SBB am Montag mitteilte. Die Nachfrage bei den Intercity- und Eurocityzügen habe sich gegenüber dem gleichen Zeitraum des Vorjahres um rund 30% erhöht. Sie transportierten demnach durchschnittlich 8800 Personen pro Tag durch den neuen Tunnel.

«Importierte» Verspätungen
Im Personenverkehr habe mit der Eröffnung des Basistunnels die Fahrtzeit auf der Nord-Süd-Achse um 30 Minuten verkürzt werden können. Zeitgleich sei die Pünktlichkeit im Personenverkehr am Gotthard verbessert worden: Lag diese Anfang Dezember laut der SBB noch bei 79,6%, betrage sie nun 86,8%.

Kopfzerbrechen bereiten der SBB aber noch der Verkehr mit Italien. Viele Eurocity-Züge aus Mailand träfen bereits verspätet in Chiasso ein – im Durchschnitt seien es acht Minuten. Dank der Fahrzeitreserven, die im neuen Fahrplan einkalkuliert wurden, können die Verspätungen gemäss der SBB aber meist aufgeholt werden. Seit dem 11. Dezember habe es ausserdem 43 Zugausfälle auf der Nord-Südachse gegeben.

Pro Bahn Schweiz kritisierte dann auch in einer Meldung vom Montag, dass es seit der Eröffnung des Gotthard-Basistunnels viele Reklamationen über «gebrochene» Anschlüsse in Arth Goldau und Bellinzona gegeben habe. Die Interessensvertretung der Kundinnen und Kunden des öffentlichen Verkehrs mahnte ausserdem an, dass sich das Angebot aus der Zentralschweiz in Richtung Süden mit dem Fahrplanwechsel «markant verschlechtert» habe.

Bergstrecke: Nostalgie oder Notnagel?
Einen ersten grossen Härtetest stellten die Weihnachtsfeiertage dar, als es laut der SBB «Engpässe» bei der Anzahl an Sitzplätzen gab. In einzelnen Fällen hätten Reisende auf Folgezüge verwiesen werden müssen oder seien auf die «Panoramastrecke» umgeleitet worden. Für den Osterverkehr werde eine ähnliche Auslastung erwartet, weshalb eine Reservation für die Reisen ins Tessin empfohlen sei.

Auf der von der SBB in «Panoramastrecke» umgetauften alten Gotthard-Bergroute verkehrte früher der gesamte Personen- und Warenverkehr. Nach dem Fahrplanwechsel seien nun noch durchschnittlich unter 500 Personen pro Tag im Abschnitt Göschenen und Airolo unterwegs.

Das Bundesamt für Verkehr (BAV) plant derzeit die Neuvergabe der SBB-Fernverkehrskonzessionen auf Ende 2017. Betroffen davon ist auch die Gotthard-Bergstrecke. Derzeit muss die SBB die jährlichen Erhaltungskosten von 50 Mio CHF für die Bergstrecke schultern. Für Nostalgiker, Naturliebhaber und Touristen hat die SBB zahlreiche Pakete geschnürt, um die Bergstrecke weiterhin zu nutzen. (awp/mc/pg)

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