Lifefair Forum: «Sharing Economy»: DIE nachhaltige Alternative – oder doch nicht?

Frank Boller

Keynote-Referent Frank Boller, VRP Mobility Carsharing und CEO Green.ch. (Foto: Lifefair)

Zürich – Die gemeinsame Nutzung von Gütern und Dienstleistungen hat in der Schweiz in der Form des Genossenschaftswesens eine lange Tradition. Unter dem Namen SharingEconomy wird sie wieder modern. Die Digitalisierung macht sie zum lukrativenglobalen Geschäftsmodell. Rund 250 Gäste diskutierten am 23. Lifefair Forum für Nachhaltigkeit im St. Peter Forum in Zürich, wie die Sharing Economy unsere Gesellschaft und Arbeitsformen beeinflusst, und welche Antworten sie auf globaleökologische Herausforderungen bietet und wie sie die Infrastrukturen entlastet.

Nach den beiden Keynotes von Frank Boller, VRP Mobility und Rasoul Jalali, General Manager Uber, diskutieren unter der Leitung von Jürg Wildberger: Frank Boller (Mobility), Rasoul Jalali (UBER), Natalie Imboden (Gewerkschaftssekretärin Unia), Bruno Sauter (Amtschef, Amt für Wirtschaft und Arbeit Kt. Zürich) und Roger Wüthrich-Hasenböhler (Leiter Digital Business Swisscom).

Für Frank Boller sind.
„die neuen Technologien, welche Nutzer und Anbieter effizient zusammenführen können, wesentliche Treiber der Sharing Economy. Als technologisch führendes Land sind wir prädestiniert solche Plattformen zu entwickeln und zu betreiben.» Kurzinterview, Video

Für Rasoul Jalali,
„gibt es zwei Möglichkeiten mit dem Thema Sharing Economy umzugehen. Entweder man verschließt sich und riskiert, nicht dabei zu sein, wenn es weltweit Fahrt aufnimmt. Oder man schafft Rahmenbedingungen, die innovativen Diensten wie Uber auch in der Schweiz Rechtssicherheit bieten. Das ist zum einen wichtig, damit die Konsumenten in der Schweiz weiterhin von günstigeren Preisen und mehr Service profitieren können. Zum anderen ist es aber auch dringende Voraussetzung, damit derartige Dienste in Zukunft auch in der Schweiz entwickelt werden können.“ Kurzinterview

Für Natalie Imboden,
„bietet die Sharing Economy Chancen, komplizierte Prozesse zu vereinfachen. Man muss aber die Arbeitsbedingungen der Sharing Economy sehr genau beobachten und diese gestalten. Es braucht existenzsichernde Löhne und soziale Absicherung. Gesellschaft und Politik müssen die Rahmenbedingungen vorgeben, innerhalb derer die Sharing Economy sich entwickeln kann. Neben der sozialen muss man auch die ökologische Nachhaltigkeit beachten.“ Video

Bruno Sauter ist überzeugt, dass .
„viele der Schweizer Jungunternehmen zu den weltweit innovativsten gehören und deshalb die Schweizer Wirtschaft das Potenzial hat, neue Marktmodelle des Teilens und Verleihens zu erschaffen. Dazu müssen allerdings die Wirtschaft den Aufbau der Sharing Economy aktiv mitgestalten und die Politik die Umgestaltung des gesetzlichen Rahmens in Angriff nehmen.“. Kurzinterview

Roger Wüthrich-Hasenböhler, ist der festen Meinung, dass.
„die Sharing Economy als Business-Modell allen Unternehmen ein grosses Potenzial bietet, das eigene Geschäftsmodell weiterzubringen.“ Video

In der Podiumsdiskussion wurden folgende Aspekte beleuchtet:

  1. Die elektronischen Marktplätze der Sharing Economy basieren auf erfolgs- undgewinnorientierten Geschäftsmodellen. Ökonomische Anreize für alle Teilnehmer, nicht nur für den Service-Provider, sind Treiber des Erfolgs. Das Streben nachGewinn steht nicht im Widerstreit mit Ökologie und Nachhaltigkeit. Erst ökonomische Anreize für alle Teilnehmer ermöglichen die Skalierbarkeit der gemeinsamen Nutzung von Ressourcen.
  2. Ökologische Ziele mit Sharing Economy werden aber nur erreicht, wenn weniger Ressourcen verbraucht werden. Konsens besteht darüber, dass es nachhaltige Geschäftsmodelle gibt und ökologische Implikationen individuell zu beurteilen sind.
  3. Weil die elektronischen Marktplätze allen Teilnehmern wirtschaftliche Anreize bieten, verändert sich der Arbeitsmarkt (u.a. Selbständigkeit). Das wird als Chance begriffen, kann aber auch zu Unsicherheiten und sozialem Abstieg führen. Einigkeit besteht darüber, dass es Veränderungsprozesse gibt und diese durch die Gesetzgebung zu gestalten sind.
  4. Digitale Plattformen der Sharing Economy basieren oft auf einem globalen Konzept. Das hat Auswirkungen auch auf die Autonomie der politischen Schweiz. Diese soll proaktiv Rahmenbedingungen definieren, u.a. bezüglich neuen Arbeitsformen, schädlichen Monopolstellungen und Versicherungsfragen.
  5. Die Schweiz ist bei elektronischen Marktplätzen nicht an vorderster Front dabei, obgleich die Genossenschaft ein urschweizerisches Modell ist. Das Podium findet mentale (wenig ausgeprägte Kultur des unternehmerischen Scheiterns) und strukturelle Gründe, u.a. weil in der Schweiz im Gegensatz zu den USA geparkte Vorsorgegelder jungen Unternehmen nicht als Entwicklungskapital zur Verfügung stehen.

Weitere Infos:
Playlist mit weiteren Video-Interviews zum Forum, u.a. Christoph Juen, Direktor Hotellerie Suisse, Rolf Schmid, CEO Mammut.
Interessante Links zu Sharing Economy
Programm des Forums
Übersicht über alle Themen/Referenten der 23 Lifefair Foren für Nachhaltigkeit

Zur Organisation Lifefair:
Konstruktiv-kritische Diskussion: Wie wird die Wirtschaft nachhaltiger – und die Nachhaltigkeit wirtschaftlicher? Das wird seit März 2011 vier Mal jährlich an den Lifefair Foren mit visionärem Weitblick und starkem Praxisbezug diskutiert. Unsere Foren besuchen jeweils rund 250 Spitzenkräfte und Opinionleader aus Wirtschaft, Verwaltung, Forschung und NGOs. Jedes Forum beginnt mit Keynotes durch Topexperten, gipfelt in einem hochdotierten Panel mit anschliessender Fragerunde und endet mit einem Networking-Apéro-Riche.

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