OECD bescheinigt der Schweiz gute Integration von Zugewanderten

Vincenzo Mascioli, Staatssekretär für Migration und Vorsteher des SEM. (Bild: SEM/mc)

Bern – Die Integration von Zugewanderten in den Schweizer Arbeitsmarkt funktioniert gut. Handlungsbedarf gibt es aber insbesondere bei Frauen mit kleinen Kindern. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD).

Die Erwerbstätigenquote von Zugewanderten liegt demnach mit 77 Prozent weit über dem OECD-Durchschnitt. Im internationalen Vergleich sind Zugewanderte in der Schweiz zudem gut ausgebildet und bemühen sich aktiv um das Erlernen einer Landessprache.

Die Studie wurde im Auftrag des Staatssekretariats für Migration (SEM) erstellt und am Dienstag vor den Medien präsentiert. Aus Sicht von Staatssekretär Vincenzo Mascioli tragen die Anstrengungen der letzten 25 Jahre Früchte.

Zuvor gab es keine organisierte Förderung der Integration. Heute kümmerten sich alle gemeinsam um die Aufgabe, betonte Mascioli. «In der Schweiz passiert Integration in den Kantonen, Gemeinden, Vereinen, in den Betrieben und in den Schulen.»

Zugewanderte sind laut OECD-Definition Personen, die im Ausland geboren wurden und heute in der Schweiz leben. Sie stellen 31 Prozent der Bevölkerung, was europaweit der zweithöchste Wert hinter Luxemburg ist.

Drei Viertel von ihnen kamen über die EU-Freizügigkeit ins Land. Auch das ist laut der OECD ein ausgesprochen hoher Wert. Nur sieben Prozent kommen aus dem Asylbereich.

Höhere Hürden für Frauen
Die Studie zeigt auch Handlungsbedarf für die Schweiz auf, insbesondere bei der Integration von Frauen. Ihre Erwerbsquote liegt bei 71 Prozent. Die Studie ortet hier «erhebliche Wohlfahrtsverluste für den Arbeitsmarkt und die Wirtschaft insgesamt.»

Frauen haben es insbesondere dann schwerer, im Arbeitsmarkt Fuss zu fassen, wenn sie kleine Kinder haben. Beratung und passende Sprachkurs- und Bildungsangebote sollen deshalb künftig besser auf Frauen mit Betreuungspflichten ausgerichtet sind, wie Rahel Gall Azmat vom SEM sagte.

Pilotprojekt in Sicht
Potenzial gebe es aber auch beim Familiennachzug. Viele Zugewanderte, die so in die Schweiz kämen, brächten wertvolle Qualifikationen mit. Diese blieben aber oft ungenutzt – zum Beispiel weil Diplome nicht anerkannt würden oder weil bei Bewerbungen die verlangten Arbeitszeugnisse fehlten, da diese in manchen Ländern nicht üblich seien.

Das SEM plant zusammen mit den Kantone und der Wirtschaft ein Pilotprojekt, das sich insbesondere an die Frauen im Familiennachzug richtet. Dabei geht es um Beratungsangebote sowie die Unterstützung bei der Lohnanerkennung und beim Einstieg in passende Weiterbildungsangebote.

Ukraine-Ziel erreicht
Deutliche Fortschritte habe die Schweiz auch bei der Integration von Geflüchteten aus der Ukraine gemacht, sagte Staatssekretär Mascioli. Für Personen mit Schutzstatus S, die seit mindestens drei Jahren in der Schweiz leben, hat der Bundesrat bekanntlich eine Erwerbstätigenquote von 50 Prozent bis Ende 2025 als Ziel festgelegt.

Das Ziel wird laut Mascioli knapp erreicht. Die meisten Kantone übertreffen es sogar. Gründe seien Massnahmen wie der vereinfachte Kantonswechsel und Anpassungen bei der Meldepflicht. Von zentraler Bedeutung seien aber auch die Anstrengungen der Kantone bei der Sprachförderung und die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft. (awp/mc/ps)

SEM
OECD

Exit mobile version