Spitäler legen einzelne Abteilungen still und beantragen Kurzarbeit

Um die Patientenströme am LUKS Luzern besser zu entflechten, wurde neben dem Hauptgebäude ein Container für COVID-19-Notfallpatienten errichtet. (Bild: LUKS)

Bern – Um für einen allfälligen Ansturm von Corona-Patienten gewappnet zu sein, unterlassen Spitäler derzeit nicht dringliche Operationen und Behandlungen und legen einzelne Abteilungen still. In einigen Spitälern wird daher Kurzarbeit eingeführt, wie eine Umfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA ergab.

Gut 1000 der nachgewiesenen Corona-Infektionen entfallen auf die sechs Zentralschweizer Kantone. Im Kantonsspital Luzern (Luks) stehen derzeit aufgrund der bundesrätlichen Einschränkungen, gemäss denen alle nicht dringlichen Operationen und Behandlungen untersagt sind, einzelne Abteilungen praktisch still, wie das Kantonsspital Luzern (Luks) am Mittwoch auf Anfrage mitteilte. Man habe daher für einzelne Abteilungen Kurzarbeit beantragt.

Zuvor hatten bereits die Kantonsspitäler Zug und Uri sowie das Spital Schwyz Kurzarbeit angemeldet, weil unter anderem in den Bereichen Diagnostik und Sprechstunden Arbeit weggefallen ist.

Gesuche für Kurzarbeit für Personen mit Funktionen, die nicht direkt am Patienten sind, bereitet auch das Kantonsspital Aarau (KSA) derzeit vor, wie es auf Anfrage hiess. Die Betten im KSA seien derzeit zu zwei Dritteln belegt.

Fachfremde Einsätze für Mitarbeitende
Privatspitäler in der Region Basel haben als Folge der ausserordentlichen Lage wegen der Coronavirus-Pandemie Kurzarbeit beantragt. So hat das Privatspital Bethesda-Spital in Basel Kurzarbeit angemeldet für ausgewählte Bereiche, die am stärksten von der Verordnung betroffen sind.

«Wie viele Stellen es schlussendlich betreffen wird, werden wir erst in den nächsten Tagen sehen», hiess es auf Anfrage. Das hänge davon ab, wie viele Personen an andere Gesundheitseinrichtungen ausgeliehen werden könnten und ob und wie lange die geplante Covid-Station im Bethesda Spital beansprucht werde. Alle Fachpersonen, die für einen medizinischen oder therapeutischen Einsatz gebraucht werden, stelle das Spital unkompliziert zur Verfügung.

Ähnlich präsentiert sich die Situation in den anderen Basler Privatspitälern, zum Beispiel in der auf Orthopädie und Chirurgie spezialisierten Merian Iselin Klinik in Basel oder der Hirslandenklinik Birshof in Münchenstein, die beide ebenfalls Kurzarbeit beantragt haben. Auch die mit 240 Betten grösste Privatklinik der Region, das Claraspital, hat für Mitarbeitende, die sämtliche Überstunden kompensiert, Ferien bezogen haben und nicht anderweitige, auch fachfremde Einsätze leisten können, Kurzarbeit beantragt.

Finanziell führe die Coronavirus-Pandemie für das Claraspital zu einem substanziellen Ausfall an Erträgen, hiess es auf Anfrage. In den beiden letzten Märzwochen habe das Spital einen Rückgang bei den stationären Eingriffen und Behandlungen von rund 35 Prozent zu verzeichnen und im ambulanten Bereich von rund 50 Prozent.

Kaum noch Spitalüberweisungen
Im Kantonsspital Graubünden sind 49 Abteilungen mit rund 800 Personen von Kurzarbeit betroffen. Das sind mehr als die Hälfte aller Abteilungen und rund ein Drittel der Beschäftigten. Das Kantonsspital stellt fest, dass die bundesrätlichen Massnahmen zu einem drastischen Rückgang der Patientenzahlen geführt hätten.

Betroffen sei etwa der ambulante Bereich. Die Empfehlung des Bundes, nur noch in dringenden Fällen zum Arzt zu gehen, führten auch zu einem Patientenrückgang bei den Hausärzten. Daher komme es kaum noch zu Spitalüberweisungen. Risikopatienten würden sich ausserdem derzeit nur im allergrössten Notfall ins Spital begeben.

Auch das Kantonsspital Glarus hat Kurzarbeit bei den Behörden angemeldet. Welche Abteilungen und wie viele Personen davon betroffen seien, werde derzeit ermittelt, hiess es seitens der Direktion. Im Kantonsspital Glarus arbeiten 600 Personen.

Keine Kurzarbeit
Doch es gibt auch Spitäler, in denen (noch) keine Kurzarbeit geleistet wird, beispielsweise am Universitätsspital Zürich, wie eine Sprecherin auf Anfrage mitteilte. Keines der Berner Spitäler hat bisher Kurzarbeit angemeldet. Die Berner Spitäler müssen sich nicht um die Zukunft Sorgen machen und sollen nach Aussagen des Berner Gesundheitsdirektors Pierre-Alain Schnegg Ertragsausfälle aufgrund der Corona-Krise kompensieren können.

Noch kein Thema ist Kurzarbeit gegenwärtig in den grossen Zentrumskliniken der Region Basel, namentlich dem Unispital Basel und dem Kantonsspital Baselland. «Wenn die Situation noch länger anhält, müssten wir dies in Betracht ziehen, allerdings nur, wenn es keine andere Möglichkeit mehr gäbe», schreibt die Medienstelle des Kantonsspitals Baselland. Aktuell könnten die Mitarbeitenden noch eingesetzt werden, zum Teil in anderen Abteilungen und/oder für andere Aufgaben.

Nicht zur Debatte steht derzeit Kurzarbeit im Kantonsspital Baden (KSB). Mitarbeitende, die aufgrund der aktuellen Lage nicht voll ausgelastet seien, seien jedoch aufgefordert worden, Überstunden und Altferienbestände abzubauen oder Minusstunden aufzubauen, heisst es beim Spital.

«Wir rechnen in der zweiten Jahreshälfte mit einem beträchtlichen Arbeitsaufwand, sodass die Minusstunden wieder abgetragen werden können», erklärte KSB-Mediensprecher Omar Gisler. (awp/mc/pg)

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