Verlegerverband fordert 120 Mio indirekte Presseförderung

Pietro Supino, Verlegerpräsident und VRP Tamedia. (Foto: Tamedia)

Zürich – Verlegerpräsident Pietro Supino fordert eine Vervierfachung der bisherigen indirekten Presseförderung und Unterstützung für grössere Zeitungen. An der Dreikönigstagung des Verlegerverbands rechtfertigte er eine Erhöhung auf 120 Millionen Franken pro Jahr mit den steigenden Vertriebskosten pro gedruckte Zeitungsausgabe.

Trotz aller Dynamik und Faszination für die Digitalisierung blieben gedruckte Medien «die wichtigste Informationsquelle für die demokratische Meinungsbildung», sagte der Tamedia-Verwaltungsratspräsident an der Tagung vom Mittwoch in Zürich. Aufgrund der rückläufigen Volumen stiegen jedoch die Vertriebskosten pro Exemplar überproportional, was die Wirtschaftlichkeit des wichtigsten Medienangebots gefährde. Es sei deshalb «wichtig, dass die indirekte Presseförderung für Zeitungen von heute jährlich 30 auf 120 Millionen Franken ausgebaut wird».

Vorwürfe an die Post
Der Post wirft Supino vor, sie habe aufgrund ihrer Monopolstellung und «intransparenter Preisgestaltung» bereits in der Ausgangslage zu hohe Kosten verrechnet. «Sie überwälzt damit die Finanzierung ihres Grundversorgungsauftrags auf die Verleger und letztlich die Zeitungsabonnenten.»

Weil alle Zeitungen unter den steigenden Vertriebskosten litten und der Druck im Werbemarkt die grossen besonders stark treffe, sollte die indirekte Presseförderung gemäss Supinos Vorstellung künftig alle Zeitungen und die Frühzustellung umfassen. Heute entscheidet das Bundesamt für Kommunikation darüber, welche Titel förderungswürdig sind. Hauptkriterium ist die Auflage: mindestens 1000 und maximal 40’000 Exemplare. Zudem muss der redaktionelle Anteil mindestens 50 Prozent betragen.

Blütezeit für Investigatives
Mit dem Verschwinden einzelner Titel, mit Stellenabbau, Fusionen und Joint Ventures war 2018 ein bewegtes Jahr in der Medienbranche. Als Präsident des Verbands Schweizer Medien (VSM) attestiert Pietro Supino der Branche jedoch eine gute Reaktion auf den zunehmenden Druck.

Zum einen sei konsequent in die Weiterentwicklung und Digitalisierung investiert worden. So hätten etwa zahlreiche Berufsleute das Programmieren und den Umgang mit Datenbanken erlernt. Noch stehe man aber «am Anfang einer spannenden Lernkurve». Der Verband wolle insbesondere in dieser Transformationsphase eine hilfreiche Plattform für seine Mitglieder sein – vom Austausch unter Kollegen und mit Fachleuten bis zu Anlässen wie der Dreikönigstagung.

Zum anderen würden die bewährten Kompetenzen der Medienbranche trotz aller Herausforderungen und entgegen aller Befürchtungen gepflegt. Der investigative Journalismus erlebe eine Blütezeit, und das «Longform Storytelling» profitiere von neuen multimedialen Möglichkeiten.

Fällt der Begriff «Storytelling», darf 2019 der Verweis auf Spiegel-Reporter Claas Relotius nicht fehlen. Relotius, sagte Supino, habe «uns anschaulich in Erinnerung gerufen, dass Storytelling ein ambivalenter Begriff ist».

Die grundlegenden Qualitätsmerkmale des professionellen journalistischen Handwerks seien Fehlerfreiheit, Wahrheit im Sinne der Vollständigeit, Transparenz insbesondere in Bezug auf die eigenen Interessen sowie Fairness gegenüber Personen und Institutionen, über welche berichtet wird.

Hoffnungen auf Login-Allianz
Wie etliche andere Redner auch, sprach Supino die Login-Allianz an, die im vergangenen September am Swiss Media Forum vorgestellt worden war und die für Supino an einem «existenziellen Punkt» ansetzt. Vorgesehen ist, dass die Verlage und die SRG ein gemeinsames Login auf den Web-Portalen einrichten. Wer eine Plattform besucht, soll sich mit Vor- und Nachname, Wohnort und weiteren Angaben anmelden.

Eine Registrierung sei bei den marktmächtigen globalen Plattformen üblich, sagte Supino. Nun gehe es darum, «diesen Standard auch für die Schweizer Medienbranche zu etablieren, um konkurrenzfähig zu bleiben». (awp/mc/pg)

Verband Schweizer Medien

 

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