Kunsthaus Zürich präsentiert Jahresprogramm 2021

Gerhard Richter, Seestück, 1998 (Ausschnitt). (Bild: Kunsthaus Zürich)

Zürich – Mit Gerhard Richter holt das Kunsthaus Zürich 2021 den weltweit bekanntesten zeitgenössischen Künstler in sein Programm. Für Interaktion mit dem Publikum sorgt William Forsythe, während systemkritische Stimmen aus Natur- und Umweltschutz bei «Earth Talks» eine Plattform erhalten. Dass keine Berührungsängste zwischen hochstehender und angewandter Kunst bestehen, zeigt die Ausstellung «Klimt & Hodler. Die Wiener Werkstätte in Zürich», und eine der weltweit grössten Innenraum-Skulpturen zieht in den grossen Ausstellungssaal ein.

Diese und weitere Überraschungen aus dem abwechslungsreichen Programm bilden den Auftakt zur Eröffnung der Kunsthaus-Erweiterung von David Chipperfield und der Neupräsentation erstklassiger Sammlungen.

Die Saison 2021 beginnt mit zwei Ausstellungen – eine thematisch, die andere einer Künstlerin gewidmet – bereits im November 2020.

13.11.20–14.2.21
IM HERZEN WILD. DIE ROMANTIK IN DER SCHWEIZ
Mit über 150 Werken spannt die Schau einen Bogen von Johann Heinrich Füssli über Alexandre Calame bis zum frühen Arnold Böcklin. Sie führt den eminenten Beitrag der Schweizer Künstler zur Entwicklung der europäischen Landschaftsmalerei vor Augen, folgt ihnen an die Akademien im Ausland und zeigt die enge Vernetzung auf, die zwischen den Malern bestand. Unter Einbindung namhafter Romantiker auch aus den Nachbarländern wie Caspar David Friedrich, Eugène Delacroix und William Turner würdigt diese Überblicks-Schau das Phänomen der Schweizer Romantik aus internationaler Perspektive.
Unterstützt von Credit Suisse – Partner Kunsthaus Zürich

18.12.20–5.4.21
OTTILIE W. ROEDERSTEIN
Eine Schweizer Künstlerin wird wiederentdeckt. Ottilie W. Roederstein (1859–1937) war zu ihren Lebzeiten eine erfolgreiche und unabhängige Malerin, die nicht nur in der Schweiz und in Deutschland grosse Anerkennung für ihre Porträts und Stillleben fand, sondern seit 1883 ihre Gemälde mit Erfolg auch in Paris aus-stellte. 1912 vertrat sie die Schweiz als einzige Künstlerin bei der epochalen internationalen Kunstausstellung des Sonderbundes in Köln – neben männlichen Kollegen wie Ferdinand Hodler, Giovanni Giacometti und Cuno Amiet. Trotz ihrer einst internationalen Wertschätzung ist Roederstein fast unmittelbar nach ihrem Tod in Vergessenheit geraten. Nach über 80 Jahren ist die Ausstellung im Kunsthaus Zürich mit rund 70 Werken die erste monografische Werkschau in der Schweiz, die das stilistisch vielfältige Œuvre der Künstlerin wieder einem breiten Publikum zugänglich macht.
In Kooperation mit dem Städel Museum in Frankfurt am Main.

26.3.–18.7.21
GERHARD RICHTER. LANDSCHAFT
Gerhard Richter ist der bekannteste Künstler der Gegenwart. Seine faszinierenden Bildwelten sind geprägt von unverkennbarer Originalität und Kunstfertigkeit, bei der Abstraktion und Gegenständlichkeit ineinander übergehen und sich wechselseitig durchdringen. Anhand der Gattung Landschaft, welcher Richter über sechzig Jahre lang treu geblieben ist, lässt sich auch die grundsätzliche Entwicklung seiner Malstile und Bildformen anschaulich nachvollziehen. So experimentiert er bis heute konsequent mit der Fotografie sowie mit bestimmten Wisch- und Rakeltechniken. Obschon dem Maler inzwischen alle grossen Institutionen dieser Welt Ausstellungen gewidmet haben, gab es erstaunlicherweise nur eine einzige museale Präsentation, die sich den Landschaften widmete. Indem das Kunsthaus neben Malerei auch Arbeiten auf Papier und Dreidimensionales berücksichtigt, füllt es hier eine grosse Lücke.
Eine Kooperation mit dem Bank Austria Kunstforum Wien.
Unterstützt von Credit Suisse – Partner Kunsthaus Zürich und von Swiss Re – Partner für zeitgenössische Kunst

23.4.–24.5.21
WILLIAM FORSYTHE: ENTRÉE
2021 wird die Kunsthaus-Erweiterung eröffnet. Für die erste Begegnung mit dem neuen Museumsgebäude hat das Kunsthaus Zürich den Künstler und Choreografen William Forsythe beauftragt, ein neues Werk zu schaffen. Dieses rückt die Besucherinnen und Besucher ins Zentrum und lädt sie auf einen eigenständigen, choreografischen Rundgang durch die noch unbesetzte Chipperfield-Architektur ein. «Entrée» umfasst eine Vielzahl kurzer, choreografischer Empfehlungen, welche die Besucherinnen und Besucher auffordern, sich während ihres Aufenthaltes im Museum direkt mit subtilen Veränderungen ihrer Haltung, ihres Verhaltens und ihrer Fortbewegung zu befassen. Forsythe kreiert aus den unbewussten Beiträgen der Besuchenden, die durch das Zusammenspiel von Mensch, Architektur und Kunst entstehen, eine Erzählung. 

21.5.–29.8.21
KLIMT & HODLER. DIE WIENER WERKSTÄTTE IN ZÜRICH
Als die Malerei in Wien um 1900 mit Gustav Klimt (1862–1918) einen Höhepunkt erreichte, forderte dieser die Überwindung der traditionellen Unterscheidung von «hoher» und «angewandter» Kunst. Zum folgenreichsten Motor der propagierten Überwindung wurde das Schaffen der 1903 gegründeten Wiener Werkstätte. Zu ihren Kunden zählte auch Ferdinand Hodler (1853–1918). Seit der für den Maler bahnbrechenden Ausstellung in der Wiener Secession 1904 war er mit deren Ideen bestens vertraut. Davon ausgehend wirft die aktuelle Ausstellung aus Wiener Perspektive einen frischen Blick auf den Schweizer Nationalkünstler, der 1913 bei der Wiener Werkstätte das Mobiliar für seine Genfer Wohnung in Auftrag gab. Einen Höhepunkt erreichte die Präsenz der Wiener Werkstätte in der Schweiz 1917 mit der Gründung einer eigenen Filiale an der Zürcher Bahnhofstrasse. Erstmals wird im Rahmen einer Ausstellung die Geschichte dieser Filiale thematisiert. Dies anhand von rund 180 Werken, darunter Gemälde, Entwürfe, Möbel, Schmuck u. a.

27.8.–20.2.22
WALTER DE MARIA. THE 2000 SCULPTURE
«The 2000 Sculpture» von Walter De Maria (1935–2013) ist eine der grössten für Innenräume konzipierten Bodenskulpturen weltweit. Sie besteht aus insgesamt 2000 weissen Gipsbarren von je 50 cm Länge und 18 cm Höhe. Die einzelnen Elemente sind trotz ihrer einheitlichen Grösse verschieden und weisen fünf, sieben oder neun Seiten auf. Sie werden auf einer Fläche von 500 Quadratmetern in einem gleichmässigen Raster ausgelegt, das eine Dynamik zwischen Zickzacklinie und Diagonale erzeugt. Was auf den ersten Blick geschlossen und monumental wirkt, entwickelt mit der Bewegung eine Fülle von visuellen Eindrücken. Es entsteht eine Spannung zwischen durchschaubarer Gesetzmässigkeit und individueller Wahrnehmung.

4.10.–6.2.22
EARTH BEATS. NATURBILD IM WANDEL
«Earth Beats» ist ein künstlerisches Plädoyer zum Schutz der Erde und ihrer natürlichen Ressourcen, erwachsen aus der Dringlichkeit der Gegenwart. Die Natur ist über die Landschaftsmalerei fest in der Kunstgeschichte der Neuzeit verankert. Während wir ihr in Werken vergangener Jahrhunderte weitgehend als idyllische Szenerie begegnen, tritt sie seit den 1970er-Jahren immer deutlicher als durch Menschenhand bedrohte und darum schützenswerte Instanz auf. Die Ausstellung zeichnet die künstlerische Auseinandersetzung mit dem blauen Planeten und seiner Verletzlichkeit nach. Die ideengeschichtliche Entwicklung spielt dabei eine ebenso wichtige Rolle wie zukunftsorientierte Szenarien der nachhaltigen Nutzung natürlicher Ressourcen. Mit rund 50 Werken von Joseph Beuys, Ursula Biemann, Laurence Bonvin, Herbert Brandl, Julian Charrière, Anna Jermolaewa, Ruth Kaaserer, Ana Mendieta, Uriel Orlow / Mikhail Karikis, Katie Paterson, Oliver Ressler, Félix Vallotton u. a.
Als Vorlauf zur Ausstellung lädt das Kunsthaus ein zu «Earth Talks» (22.8.–19.9.21). Namhafte internationale Vertreter aus den Bereichen Klimaforschung, Konsum (Mode, Ernährung, Wohnen), Forstwissenschaft, Städtebau, Mobilitätsforschung sowie aus dem aktivistisch engagierten Film und der Literatur debattieren über Fragen von Naturschutz und Nachhaltigkeit. Dabei sollen Wissensproduktion und das Erforschen konkreter Lösungsansätze im Mittelpunkt stehen. Die Zuhörerinnen und Zuhörer werden aktiv einbezogen. Als Veranstaltungsort ist erstmals auch der Garten des Chipperfield-Baus vorgesehen.
Unterstützt von Swiss Re – Partner für zeitgenössische Kunst

10.12.–6.3.22
BAROCKES FEUER
Giovanni Benedetto Castiglione verdient einen Ehrenplatz im Olymp der italienischen Zeichner. Wie kaum ein anderer Künstler aus der Barockzeit wirft er seine Kompositionen mit einer atemberaubenden Lässigkeit auf das Papier. Zugleich ist er ein wegweisender Experimentator im Bereich der Druckgrafik. Das von ihm entwickelte Verfahren der Monotypie wurde selbst noch im 19. Jahrhundert von Künstlern wie Edgar Degas oder Paul Gauguin aufgegriffen. Das Kunsthaus Zürich widmet diesem Virtuosen auf Papier nun eine Einzelschau und zeigt ihn unter anderem in Auseinandersetzung mit seinem grossen Vorbild Rembrandt.

NEUPRÄSENTATION DER SAMMLUNG
Von seiner Struktur her ein Museum und eine Kunsthalle zugleich, beherbergt das Kunsthaus eine bedeutende Sammlung von Gemälden, Skulpturen und Installationen – Werke der westlichen Kunst vom 13. Jahrhundert bis heute. Bis zur Eröffnung der Erweiterung werden im bestehenden Gebäude viele Säle neu eingerichtet. Den Anfang macht eine neue Dauerpräsentation von Werken Alberto Giacomettis – der grössten, die das Kunsthaus je realisiert hat. Zu sehen ab dem 6. Oktober 2020.

ERÖFFNUNG DER KUNSTHAUS-ERWEITERUNG IN DREI ETAPPEN
Mit dem Erweiterungsbau von David Chipperfield wird das Kunsthaus Zürich zum grössten Kunstmuseum der Schweiz. Die Eröffnung vollzieht sich in drei Etappen:
Schlüsselübergabe mit einem Wochenende zur freien Besichtigung der Architektur des Erweiterungsbaus: 12./13. Dezember 2020.
Preview-Monate April/Mai 2021, startend mit einem Ball am 10. April, fortgesetzt mit Performances, Führungen hinter die Kulissen und der Präsentation vereinzelter, nicht klimasensibler Werke.
Eröffnung 9./10. Oktober 2021: Erstpräsentation der Sammlungsbestände ab 1960 sowie der privaten Sammlungen Bührle, Merzbacher und Looser im Chipperfield-Bau. Vollbetrieb des neuen Kunsthauses beiderseits des Heimplatzes. (Kunsthaus Zürich/mc/ps)

Kunsthaus Zürich

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