Deutlich mehr Corona-Infektionen bei Schulkindern

Ciao Corona

2000 Zürcher Schulkinder wurden per Blutentnahme getestet.. (Foto: Ciao Corona)

Zürich – Mindestens 25 Prozent, effektiv wohl 30 bis 35 Prozent aller Zürcher Schülerinnen und Schüler haben bis Ende 2021 eine Corona-Infektion durchgemacht. Unter Berücksichtigung der Geimpften haben insgesamt 46 Prozent der Schüler Antikörper gegen das Coronavirus gebildet. Wie die Studie der Universität Zürich weiter zeigt, bestehen zwischen einzelnen Schulen jedoch grosse Unterschiede.

Die Studie Ciao Corona der Universität Zürich hat zum vierten Mal knapp 2’000 Zürcher Kinder und Jugendliche aus 288 Klassen und 43 Schulen auf Antikörper gegen das Coronavirus getestet. Getestet wurde im November und Dezember 2021, noch vor der grossen Omikron-Welle. Antikörper im Blut sind der Beleg für eine durchgemachte Infektion oder eine Impfung. Rund 50 Prozent der Jugendlichen über 12 Jahren waren zum Zeitpunkt der Untersuchung geimpft.

Knapp die Hälfte der Schüler hat Antikörper
Seit Juni 2020 stieg der Anteil Kinder, die aufgrund einer Infektion und/oder Impfung Antikörper entwickelt haben, von 3 Prozent auf 46 Prozent. Wie auch bei den drei früheren Untersuchungen zeigen sich keine wesentlichen Geschlechtsunterschiede.

Bei 25 Prozent der Schülerinnen und Schülern liess sich eine zurückliegende Infektion zweifelsfrei feststellen. Wahrscheinlich liegt der effektive Anteil durchgemachter Infektionen aber höher, nämlich bei 30-35 Prozent. Der genaue Anteil lässt sich nur schätzen, weil eine Infektion bei geimpften Personen nicht in jedem Fall eindeutig nachweisbar ist.

Bis über 90 Prozent mit Antikörpern
Im Vergleich zu den vorangegangenen Untersuchungen ist der durchschnittliche Anteil von Schülerinnen und Schülern mit Antikörpern deutlich gestiegen. Die ansteckenderen Virusvarianten und die Impfung haben zur Folge, dass in manchen Klassen über 90 Prozent der Schüler Antikörper aufweisen. Damit sinkt das Risiko für Ansteckungen innerhalb der Klasse. Jene, die noch keine Antikörper haben, sind zu einem gewissen Grad geschützt. «Mit der gestiegenen Seroprävalenz steigt der Schutz vor schwereren Coronainfektionen, auch wenn Wiederansteckungen vorkommen können», sagt Susi Kriemler, Studienleiterin und Epidemiologin an der Universität Zürich.

Mehr Ansteckungen in der Sekundarschule
Werden geimpfte Schülerinnen und Schüler in der Analyse nicht berücksichtigt, zeigen durchschnittlich 29 Prozent der Primar- und 42 Prozent der Sekundarschüler Antikörper. Die Ansteckungsrate ist in der Sekundarschule damit im Durchschnitt höher als in der Primarschule.

Werden sowohl Genesene als auch Geimpfte betrachtet, schwankt der Anteil von Schülerinnen und Schülern mit Antikörpern zwischen 14 und 49 Prozent (Primarschule) bzw. zwischen 54 und 87 Prozent (Sekundarschule). In der Sekundarschule ist die Impfquote altersbedingt deutlich höher.

Zwischen verschiedenen Schulen (und auch zwischen Klassen innerhalb der Schulen) zeigt sich eine beachtliche Varianz. Es liessen sich keine schulspezifischen Faktoren eruieren, welche die Unterschiede zwischen den Schulstufen und zwischen den Schulen erklären könnten. Vermutet wird, dass Sekundarschüler ausserhalb der Schule ein aktiveres Sozialleben pflegen als Primarschüler und sich deshalb häufiger anstecken könnten.

Langzeitfolgen bei Kindern: Resultate reproduziert
In Bezug auf Langzeitfolgen nach einer Infektion bestätigten die Daten aus der vierten Erhebung die Ergebnisse der dritten Testreihe. Der Anteil von Kindern mit Symptomen vier und zwölf Wochen nach der Infektion blieb praktisch gleich. Dieses Ergebnis stützt die Schätzung, dass 1 bis 2 Prozent der Kinder und Jugendlichen Symptome haben, die auf Long COVID hindeuten.

Der Vergleich der Daten aus der dritten und vierten Erhebung lässt im Weiteren darauf schliessen, dass unterschiedliche Virusvarianten (Wildtyp vs. Alpha) bei Kindern und Jugendlichen nicht zu unterschiedlichen Mustern bezüglich Langzeitfolgen führen. Diese Daten lassen jedoch noch keine Rückschlüsse auf die infektiöseren Varianten Delta und Omikron zu.

Proben werden vertieft analysiert
Das Studienteam wird den Schutz durch Antikörper bei den Kindern und Jugendlichen nun genauer untersuchen. «Wir führen zusätzliche Analysen der neutralisierenden Antikörper, der Antikörpertiter, und bei einer Untergruppe von Kindern und Jugendlichen auch Analysen der T- und B-Zellantwort auf die Virusinfektion durch», erklärt Susi Kriemler. Alle diese Bestandteile sind relevant für die Immunantwort der Kinder und Jugendlichen. «Wir wissen aber noch zu wenig darüber, welche relative Wichtigkeit die verschiedenen Bestandteile haben», erklärt Susi Kriemler das Forschungsinteresse. «Wir werden versuchen herauszufinden, wie gut verschiedene Kombinationen dieser Bestandteile vor einer (Re-)Infektion schützen.»

Milo Puhan, Studienleiter der schweizweiten Studie Corona Immunitas, ergänzt: «Die steigende Zahl der Antikörper-positiven Schülerinnen und Schüler erlaubt uns, in Zukunft genauere Aussagen zu machen über Unterschiede im Schutz von geimpften und genesenen Kindern und Jugendlichen.» (UZH/mc/pg)

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