Experten kritisch gegenüber Tiktok-Verbot für unter 16-Jährige

TikTok

(Unsplash)

Berlin – In Australien sollen Jugendliche künftig erst ab 16 Jahren Plattformen wie X, Tiktok, Facebook und Instagram nutzen dürfen. Ist das die Lösung? Experten in Deutschland und der Schweiz sind eher kritisch.

Anne-Linda Camerini von der Universität Lugano ist gegen pauschale Verbote. «Wir wollen keine Angst machen und nicht tabuisieren und stigmatisieren.» Durch Tabuisierungen könnten Angebote erst recht interessant werden und Verbote umgangen werden.

Medienrechts-Experte Stephan Dreyer vom Leibniz-Institut für Medienforschung sieht die Plattform-Anbieter in der Verantwortung und befürwortet Accounts, mit denen nur auf kinderfreundliche Inhalte zugegriffen werden kann und für alles andere eine Altersprüfung – etwa durch Abfrage eines Ausweises oder der Analyse biometrischer Merkmale – notwendig wäre. «Aus meiner Sicht wäre das technisch kein grosses Problem.»

Eine konsequente Altersprüfung befürwortet auch Isabel Brandhorst, die an der Uniklinik Tübingen zur Internetnutzungsstörungen forscht. Sie will sich aber nicht auf ein geeignetes Alter festlegen.

Zu einer solchen Prüfung sind Plattformanbieter bislang nicht verpflichtet. So gilt es als einfach, das bisher von den Plattformen vorgegebene Mindestalter von 13 Jahren zu umgehen. Entsprechende Prüfungen könnten auch Eltern Rückendeckung geben, die Social Media in bestimmten Altersgruppen verbieten möchten.

Plattformen haben geschäftliche Interessen
Was die Plattformen angeht, ist Brandhorst skeptischer. «Ich bin pessimistisch, dass Anbieter die Anwendungen so gestalten, dass sie kinderfreundlich sind, weil sie dann nichts mehr daran verdienen», sagt sie mit Blick darauf, dass dann auch Zeitbeschränkungen und Werbeverbote eingeführt werden müssten.

Brandhorst sieht eher die Schulen in der Pflicht, Medienkompetenz zu lehren. «Viele Dinge, die Kinder und Jugendliche brauchen, um sich sicher im Netz zu bewegen, werden momentan flächenmässig noch nicht vermittelt.»

Studienlage bislang noch sehr dünn
Die Experten betonen, dass es bislang – auch aus Datenschutzgründen – nur sehr wenig Forschung dazu gibt, welche Rolle soziale Medien dabei spielen, dass viele Kinder und Jugendliche psychische Probleme haben.

Neben Folgen der Pandemie und weiteren Faktoren spiele etwa auch der Klimawandel eine Rolle für viele Kinder und Jugendliche, erklärt Brandhorst. «Aus meiner Sicht kann man nicht sagen, dass die globale Krise der psychischen Gesundheit ausschliesslich auf die sozialen Medien zurückzuführen ist.» (awp/mc/pg)

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