SGKB investment views: Der Monat der Zentralbanken

Thomas Stucki, Chief Investment Officer bei der St.Galler Kantonalbank. (Foto: SGKB)

Von Thomas Stucki, CIO der St. Galler Kantonalbank

St. Gallen – Kurz vor Weihnachten gehört die Bühne noch einmal den Zentralbanken. Die Aufmerksamkeit des Publikums wird nicht bei allen Auftritten gleich sein. Christine Lagarde wird sich mit einer Nebenrolle zufriedengeben müssen. Zinspolitisch hat sie mit der EZB nichts zu bieten. In Japan ist dagegen offen, ob die Bank of Japan den Leitzins ein zweites Mal in diesem Jahr erhöhen wird. Die Inflation in Japan verharrt hartnäckig bei 3%. Die globalen Finanzmärkte wird die BoJ mit ihrem Zinsentscheid jedoch nicht mehr bewegen wie im August des letzten Jahres, als ihre erste Zinssenkung den Nikkei ins Elend stürzte. Nach unten zeigt der Weg der Zinsen in Grossbritannien. Die Bank-Rate der Bank of England ist mit 4.0% trotz regelmässigen Senkungen immer noch zu hoch.

Die Finanzwelt wird die SNB auch nicht bewegen. Ihr Auftritt wird aber zumindest in der Schweiz auf Interesse stossen, auch wenn das Festhalten an der Nullzinspolitik keine Überraschung sein wird. Die Analysten und Ökonomen werden vor allem auf die Inflationsprognose achten, welche allenfalls einen Hinweis auf die zukünftige Zinspolitik andeuten kann. Den Rest der publizierten Lagebeurteilung wird man sich sparen können. Zu durchgestylt und in alle Richtungen abgesichert werden die Formulierungen sein. Bei der anschliessenden Pressekonferenz wird man vor allem darauf achten müssen, welche Aussagen Martin Schlegel zu allfälligen Negativzinsen macht.

Offener Ausgang in den USA
Die Hauptrolle wird einmal mehr von der Fed übernommen. Jerome Powell wird noch einmal seine professionelle Einstellung zur Geldpolitik zeigen können und damit den Unmut von Donald Trump auf sich ziehen. Ob die Fed die nächste Zinssenkung bereits im Dezember beschliessen wird oder bis Ende Januar wartet, ist aus heutiger Sicht offen. Zu nebulös ist durch die Verzögerungen bei den staatlichen Statistiken die aktuelle Datenlage in den USA. Für die Wirtschaft und die Finanzmärkte ist der Zeitpunkt der Zinssenkung auch nicht entscheidend.

Interessanter wird sein, wie sich die Meinungen innerhalb des Gremiums verteilen und wie stark die Fed-internen Kandidaten für die Nachfolge Powells mit der Unterstützung starker Zinssenkungen Trump gefallen wollen. Die gleichzeitig publizierten Zinsprognosen der verschiedenen FOMC-Mitglieder, der sogenannte Dot-Plot, werden dahingehend genau seziert werden.

Musik spielt 2026 bei der Fed
Von der SNB und der EZB erwarte ich 2026 keine Änderung bei den Zinsen. Somit werden wir uns den Entwicklungen in der Fed widmen können. Die wichtigste Frage ist dabei die Nachfolge von Jerome Powell als Präsident. Loyalität zu Donald Trump wird vorausgesetzt. Die Finanzmärkte werden genau beobachten, ob die gewählte Person neben der Loyalität auch über ökonomische und geldpolitische Kompetenzen verfügt. Wichtig wird auch sein, wie sich die restlichen Mitglieder des FOMC gegenüber überzogenen Zinssenkungsanträgen verhalten und ob sie bereit sind, den Präsidenten oder die Präsidentin der Fed zu schwächen, indem sie ihn oder sie überstimmen. Der sensibelste Seismograph darüber, wie die Beurteilung des Marktes ausfällt, wird der US-Dollar sein. (SGKB/mc/ps)

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