Genua / Mailand – Der humanoide Roboter «iRonCub3» von Ingenieuren des Istituto Italiano di Tecnologia fliegt stabil und hält dabei das Gleichgewicht. Als Antrieb dienen vier Düsentriebwerke, ähnlich denen, die auch Menschen nutzen, um sich ohne Flügel von der Erde zu entfernen. Zwei sind an den Armen des Roboters befestigt, zwei weitere am Rucksack, den er auf dem Rücken trägt und der auch den Treibstoff enthält.
Wirbelsäule aus Titan
Den Wissenschaftlern zufolge schaffen die Triebwerke gemeinsam einen Schub von mehr als 1.000 Newton. Damit steigt iRonCub3 vorerst bis zu 50 Zentimeter hoch, sodass er Hindernisse überquert, die er mit seinen Beinen nicht überwinden kann. Samt Antrieb wiegt der Roboter 70 Kilogramm.
Damit ihn die Kraft der Triebwerke nicht auseinanderreisst, hat das Team um Daniele Pucci «Cub3», wie der Roboter hiess, bevor er fliegen lernte, modifiziert. Er bekam eine Wirbelsäule aus dem extrem festen Leichtmetall Titan und einen feuerfesten Anzug, dem die heissen Abgase – sie erreichen 800 Grad Celsius – nichts ausmachen. Derart gerüstet kann der Roboter auch bei widrigen Windverhältnissen wie Böen starten und sich kontrolliert in der Luft bewegen.
Schwerpunkt wandert
Das Team hat sich bei der Entwicklung auf das dynamische Gleichgewicht der Plattform konzentriert, das durch die humanoide Morphologie des Roboters besonders schwer zu erreichen ist. Im Gegensatz zu herkömmlichen Drohnen, die symmetrische und kompakte Strukturen aufweisen, hat iRonCub3 eine längliche Form, wobei die Massen auf bewegliche Gliedmassen verteilt sind und der Schwerpunkt variabel ist.
Das erforderte die Entwicklung fortschrittlicher Fluggleichgewichtsmodelle, die die Mehrkörperdynamik des Roboters und die Wechselwirkung zwischen Strahlantrieb und Gliedmassenbewegungen berücksichtigen. Darüber hinaus erschweren die beweglichen Gliedmassen sowohl die Aerodynamik als auch den Schwerpunkt erheblich. Seine Feuerprobe hat der Roboter im Windkanal des Aerodynamischen Labors der Polytechnischen Universität Mailand bestanden. (pte/mc/ps)
Istituto Italiano di Tecnologia
Polytechnische Universität Mailand