SGKB Investment views: Der Franken ist und bleibt eine starke Währung

Thomas Stucki

Thomas Stucki, Chief Investment Officer bei der St.Galler Kantonalbank. (Foto: SGKB)

St. Gallen – Der Franken hat seit Ende September handelsgewichtet 4% an Wert verloren. Der Euro ist von 96 Rappen auf 99 Rappen gestiegen. Der US-Dollar kostete wieder mehr als einen Franken. Die SNB hat einen Verlust von 142 Mrd. Franken für die ersten neun Monate dieses Jahres bekanntgegeben und damit die Diskussion um ihr tiefes Eigenkapital lanciert. Das genügt, um die fast schon legendäre Stärke des Frankens in Frage zu stellen. Teilweise wird gar darüber spekuliert, ob die grossen Hedge Funds jetzt gegen den Franken wetten. Die Abschiedsreden für einen starken Franken sind jedoch verfrüht.

Zuerst muss man die «Schwäche» des Frankens relativieren. Im Vergleich zum Jahresanfang ist der Franken handelsgewichtet immer noch 5% teurer. Zudem lag der Wert des Frankens vor einem Monat auf einem Allzeithöchst. Für einen Euro musste vor einem Jahr noch 1.10 Franken bezahlt werden. Der US-Dollar profitiert davon, dass die Fed in einem halben Jahr die US-Zinsen um satte 3% angehoben hat und das Ende weiterer Zinserhöhungen noch nicht absehbar ist. Fast alle anderen Währungen wie das Britische Pfund, der Australische Dollar oder die Norwegische Krone haben in den letzten Monaten gegenüber dem Franken deutlich an Wert eingebüsst. Dass der Franken vorübergehend billiger wird, kommt ausserdem immer wieder vor.

Inflationsdifferenz sprich für Franken
Mittel- und langfristig wird das Pendel weiterhin in Richtung eines starken Frankens ausschlagen. Dafür gibt es etliche Gründe. Einer der wichtigsten Faktoren ist dabei die gute alte Kaufkraftparität. Diese besagt, dass die tiefere Inflation in der Schweiz gegenüber dem Ausland über einen teureren Franken ausgeglichen wird. Mit dieser Theorie ist es nicht möglich, den Wechselkurs des Frankens zum Euro oder zum US-Dollar in der nächsten Woche oder in drei Monaten zu prognostizieren. Dazu dominieren zu viele kurzfristige Einflussfaktoren die Preisbildung am Devisenmarkt. Über die lange Frist funktioniert der Kaufkraftausgleich aber gut. So ist der Franken langfristig um rund 2% pro Jahr teurer geworden, was in etwa der durchschnittlichen Inflationsdifferenz zwischen der Schweiz und der Eurozone oder den USA entspricht. Es spricht vieles dafür, dass die Inflation in der Schweiz auch in Zukunft tiefer sein wird als in den meisten anderen Ländern.

In den aktuell schwierigen Zeiten zeigt sich einmal mehr, dass die Schweiz wirtschaftlich und politisch überdurchschnittlich stabil ist. Die Inflationsrate ist vergleichsweise tief, die Wirtschaft ist anpassungsfähig und ein neu zusammengesetzter Bundesrat wird die Politik nur in Nuancen verändern. Dadurch wird der Franken als Hort der Sicherheit auch in Zukunft weit oben auf der Liste der sicheren Häfen stehen.

Anlagen in Franken bevorzugt
Nicht zuletzt sitzt die SNB auf einem 800 Mrd. Franken hohen Berg an Devisenreserven und hat ein Interesse daran, diesen abzubauen. Dazu muss sie im Markt Franken zurückkaufen. Inwieweit die SNB aktiv ihre Währungsreserven abbauen wird, ist offen. Falls sie diesen Weg geht, wird sie darauf bedacht sein, den Kurs des Frankens nicht zu stark zu beeinflussen. Aber schon das Wissen, dass mit der SNB ein potenzieller sehr grosser Käufer von Franken im Raum steht, macht es sehr gefährlich, auf eine Schwäche des Frankens zu spekulieren.

Schweizer Anlegerinnen und Anleger haben in der Vergangenheit mit Fremdwährungen regelmässig Geld verloren. An diesem schon fast natürlichen Gesetz wird sich nicht viel ändern. Deshalb lohnt es sich, in seinem Portfolio einen hohen Anteil an Franken zu halten. (SGKB/mc/ps)

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