SGKB investment views: Obligationen sind besser als ihr Ruf

Thomas Stucki, Chief Investment Officer bei der St.Galler Kantonalbank. (Foto: SGKB)

Von Thomas Stucki, CIO der St.Galler Kantonalbank

St. Gallen – Während der langen Negativzinsphase zwischen 2015 und 2022 sind die Obligationen aus den Portfolios der Privatkunden praktisch verschwunden. Auch bei den Pensionskassen wurden sie grossmehrheitlich durch Aktien, Immobilien oder Alternative Anlagen ersetzt. Im aktuellen Umfeld droht ihnen nach einem kurzen Revival wieder das gleiche Schicksal. Eine Durchschnittsrendite von 0.68% im Swiss Bond Index löst keine Begeisterungsstürme aus. Bei den Anleihen der Eidgenossenschaft ist die Rendite bis zu einer Laufzeit von fünf Jahren wieder null oder gar negativ. Eine fünfjährige Pfandbriefanleihe deckt mit einer Rendite von 0.30% gerade mehr oder weniger die Depotgebühren. Bei einer Laufzeit von 10 Jahren gibt es mit einer Rendite von 0.80% aber auch für Obligationen mit einer sehr guten Schuldnerqualität noch einen messbaren Ertrag. Dieser ist jedoch mit einem erheblichen Zinsrisiko verbunden, sollten die Zinsen steigen.

In unserer Anlagephilosophie haben die Obligationen nicht die Aufgabe des Renditetreibers. Diese ist den Aktien vorbehalten. Die Obligationen sollen vielmehr als Gegenstück der Aktien in schwachen Marktphasen die Performance des Portfolios stabilisieren und die Verluste in Grenzen halten. Das hat mit Ausnahme von 2022 gut funktioniert. Der starke Zinsanstieg als Reaktion auf den globalen Inflationsschub hat in jenem Jahr auch bei Obligationen zu Verlusten von mehr als 10% geführt. Im April, als die Aktienmärkte unter dem Zollgewitter von Donald Trump einbrachen, haben die Obligationen ihre zugedachte Aufgabe jedoch wieder mit Bravour erfüllt.

Keine unnötigen Risiken eingehen
Obligationen sind nicht risikolos. Bei steigenden Zinsen verlieren sie an Wert. Das lässt sich nicht vermeiden. Die anfallenden Verluste können bei Anleihen mit einer längeren Langzeit beträchtlich werden. Im Unterschied zu anderen Anlageklassen werden die Verluste bis zum Verfall der Obligation jedoch sicher wieder aufgeholt, sofern die Anleihe zurückbezahlt wird. Entsprechend wichtig ist, dass der Bonität der Emittenten die nötige Sorgfalt und Aufmerksamkeit geschenkt wird. Es lohnt sich nicht, in diesem Bereich grosse Konzessionen einzugehen. Der Renditeaufschlag entschädigt bei Anleihen in Schweizer Franken das zusätzliche Kreditrisiko nicht überzeugend. Das gleiche gilt für das Währungsrisiko bei Fremdwährungsobligationen. Auf währungsgesicherter Basis macht ein Anteil an Obligationen in einer anderen Währung mit einem höheren Zinsniveau dennoch Sinn. Deren Vorteil ist nicht die Mehrrendite, die durch die Währungsabsicherung eliminiert wird, sondern das breitere Universum der Emittenten.

Auf eine gute Staffelung achten
Obligationen sind kein Trading-Instrument. Dazu sind die Transaktionskosten in Form der Bid-Ask-Spreads zu gross. Bei der Gestaltung des Portfolios ist daher auf eine gute Staffelung der Verfalltermine zu achten. So können regelmässig neue Obligationen mit einer Laufzeit von sieben bis zehn Jahren gekauft werden, aus Kostengründen wenn möglich im Rahmen von Neuemissionen. Damit kann über einen Zinszyklus hinweg der effektive Marktzins für Anleihen dieses Laufzeitbandes verdient werden. (SGKB/mc/ps)

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