Von Dr. Jürg Kallay, Gründer und CEO Swissprivate
Der Blick zurück aufs erste Halbjahr
Trump’s Liberation Day und die damit verbundene starke Abwertung des US-Dollars sowie der Einbruch des Aktienmarktes erschütterten die Investoren weltweit. Die Börsen haben sich erholt, der Dollar nicht.
Ein weiteres Mal wurde den Anlegern vor Augen geführt, wie schlecht es ist, in Panik zu verfallen. Gerade am Beispiel der Aktie Nvidia war deutlich zu sehen, welcher Verlust eingetreten wäre, hätte man in einer ersten Reaktion die Aktie verkauft.
Noch viel wichtiger ist aber die grundsätzliche Erkenntnis, dass niemand weiss, was wirklich passiert. Dies aus zwei Gründen: Erstens steigt die Anzahl der Variablen unseres Weltsystems ins Unermessliche und alles wirkt aufeinander ein. Die Prognose-Möglichkeiten sind noch schlechter als beim Wetter. Zweitens muss man im Finanzbereich sogar zweimal richtig liegen, nämlich beim Ein- und beim Aussteigen. Das zu timen ist unmöglich.
Bleiben wir also im Grundsatz der über 100 Jahre alten nachverfolgbaren Entwicklung vieler Anlageklassen treu: Mit Abstand der grösste Gewinner sind Aktien!
Grundsätzliche Gedanken zum zweiten Halbjahr
Die US-Wirtschaftspolitik und geopolitische Konflikte sind die beiden Hauptthemen für die zweite Jahreshälfte. Die Märkte sind zwar diesbezüglich abgestumpft, die Unsicherheit bleibt hingegen.
Für viele Investoren stellt sich vor allem die «Dollar-Frage». Denn immer noch ist der Dollar in fast jedem Investment irgendwie enthalten. Absicherungen, z.B. zum Schweizer Franken, sind jedoch teuer. Man kann nun einerseits hoffen, dass man mit USD-Werten mehr verdient als man an Währungsverlusten erleidet, oder man konzentriert sich andererseits auf den CHF und EUR, je nach persönlichem Standort.
Neben Gold bietet sich unserer Ansicht nach auch Bitcoin als Absicherungsmöglichkeit an. Natürlich ist Bitcoin an sich «Nichts», so wie Gold auch. Man kann beides nicht essen oder trinken und bei Bitcoin kommt auch kein Schmuck-Spass-Faktor hinzu. Doch im Gegensatz zu Gold kann man Bitcoin nicht physisch beschlagnahmen und zudem leicht über sämtliche Grenzen transferieren. Was heisst das nun? Wenn es stimmt, und davon gehen alle Akteure aus, dass auch Bitcoin aufgrund seiner Protokoll-Konstruktion ein limitiertes Gut ist, dann muss der Preis bei grosser Nachfrage steigen. Momentan halten die meisten institutionellen Anleger zwar noch keine diesbezüglichen Positionen. Aber wie man vernimmt, wollen viele Pensionskassen einsteigen und einen Anteil ihrer Mittel darin investieren. Wir würden sagen: diese Wette kann und sollte man eingehen.
Ansonsten empfehlen wir Anlegern, überwiegend im weltweiten Aktienmarkt dabei sein und die Haupttugend des Investierens nicht vergessen: Geduld!
Was heisst das für ausgewählte Anlageklassen?
Aktien
Lebensmittel, Öl, Gas, Elektrizität sowie Technologie. Denken Sie nur an selbstfahrende Taxis. Die Welt wächst und braucht diese Elemente.
Obligationen
Tiefere Zinsen sind zu erwarten und könnten Obligationen befeuern. Dies jedoch nur in kleinem Ausmass. Die Rendite-Risiko-Relation stimmt nicht.
Währungen
Der CHF hat seit 2000 gegenüber dem USD >100% und gegenüber dem EUR >70% aufgewertet! Wer immer es sich leisten kann, bleibt in dieser Währung.
Bitcoin
Bislang haben wir der Entwicklung zögerlich zugeschaut. Nun scheint der Zeitpunkt für ein Investment gekommen zu sein. Aber nicht vergessen: auch hier gibts keine Garantie.
Private Equity
Lohnt sich eher über wohlselektierte Secondaries statt über intransparente Continuation-Vehikel. Nur die besten Produkte kompensieren die langjährige Illiquidität.
Gold
Macht am meisten Sinn, wenn in Form von Münzen zu Hause oder im Banktresor vorhanden. Zu glauben, dass am jüngsten Tag damit das Überleben gesichert ist, bleibt vermutlich eine Illusion.
Immobilien
Bieten stabilen Cashflow, Hypozinsen wieder günstiger. Marktpreise gestiegen, Verkauf steuerlich und administrativ indes aufwendig. Immobilienfonds als Alternative, oft preislich überbewertet. Liegt renditemässig klar hinter Aktien.
Die persönliche Schlussempfehlung
Die Velotour in den Sommerferien zeigte, wie wenig es zum Leben braucht: ein Dach über dem Kopf, Energie und Essen. Das Trinken gabs am Dorfbrunnen umsonst. Natürlich ist das vereinfacht dargestellt und nicht in jedem Land gleich, aber: Wenn Anleger langfristig in Firmen investieren, welche diese drei Gebiete effizient abdecken, sollte sich deren Umsatz, Gewinn und Aktienkurs positiv entwickeln. Denn man sollte nicht vergessen, dass die Weltbevölkerung jede Woche um ca. 1 Million Menschen wächst! (Swissprivate/mc/ps)