Von Thomas Gitzel, Chief Economist VP Bank
Die Konsumentenpreise bleiben im Vergleich zum Vormonat unverändert.
Von Inflation ist derzeit keine Spur. Auch im Vergleich zum Vorjahresmonat zeigen sich die Konsumentenpreise unverändert – ein Ausmass, das in dieser Form nicht erwartet wurde. Die Kombination aus einer markanten Aufwertung des Schweizer Frankens gegenüber dem US-Dollar und rückläufigen Energiepreisen hat den Preisauftrieb spürbar gedämpft. So verbilligten sich Erdölprodukte im Jahresvergleich um 8.6 %. Die Preise für Importgüter insgesamt lagen im Vergleich zum Mai 2014 um 2.5 % tiefer.
Gleichzeitig sanken die Preise für importierte Güter gegenüber dem Vorjahresmonat deutlich um 2 %. Dazu zählen beispielsweise elektronische Erzeugnisse und Möbel. Die rückläufigen Preise für kurz- und langlebige Konsumgüter wirkten sich auch positiv auf die Kerninflationsrate aus, also die Teuerung ohne Energie und Nahrungsmittel.
Die Schweizerische Nationalbank wird voraussichtlich nicht darum herumkommen, den Leitzins im Juni um weitere 25 Basispunkte auf 0 % zu senken. Das ist auch unsere Prognose seit einiger Zeit. Was passiert danach, wenn der disinflationäre Trend anhält? Die SNB schliesst kein Mittel aus, um ihre geldpolitischen Ziele zu erreichen. Devisenmarktinterventionen dürften aber im Hinblick auf mögliche US-Sanktionen nicht mehr zu den bevorzugten Mitteln gehören. Somit bleibt die Wiedereinführung von Negativzinsen als Option. Dies sollte jedoch als letztes Mittel verstanden werden.