SGKB Investment views: Die Fed ist allein auf weiter Flur

Thomas Stucki

Von Thomas Stucki, Chief Investment Officer bei der St.Galler Kantonalbank. (Foto: SGKB)

St. Gallen – Die Fed ist daran, die Geldpolitik in den USA deutlich restriktiver zu gestalten. Nachdem die erste Zinserhöhung Ende 2015 noch die Funktion eines Versuchsballons hatte, nahm der Zinserhöhungszyklus im 2017 an Schwung zu. Seit dem Dezember 2016 hat die Fed in vier regelmässigen Schritten die Leitzinsen in den USA um 1% erhöht. In diesem Jahr wird die Fed drei weitere Zinserhöhungen vornehmen, was die Zinsen in den USA bis Ende Jahr auf über 2% drücken wird. Seit dem letzten Oktober ist die Fed auch daran, ihre Bilanzsumme zu verkleinern und damit der amerikanischen Wirtschaft Liquidität zu entziehen. Die Zeit des billigen und unendlichen Geldes ist in den USA vorbei.

Das sieht in den anderen Regionen der Welt ganz anders aus. Die Bank of Japan flutet das Land weiter mit Geld. Die Bank of England hat zwar im November eine Zinserhöhung von 0.25% vorgenommen. Damit hat sie aber lediglich die Zinssenkung nach der Brexit-Abstimmung im Juni 2016 kompensiert. Das Startsignal für eine restriktivere Geldpolitik auf der Insel hat sie nicht gegeben. Angesichts der Unsicherheit durch den Brexit ist damit auch in diesem und im nächsten Jahr nicht zu rechnen. Andere Zentralbanken wie die SNB oder die Schwedische Riksbank, die auf die eigene Währung schauen, müssen auf die EZB warten, bevor sie an eine Änderung ihrer Geldpolitik denken können. Dies obschon eine Abkehr von den Negativzinsen in der Schweiz oder in Schweden angebracht wäre.

EZB hält unvermindert an ihrem expansiven Kurs fest
Die EZB interessiert sich für die Sorgen der kleineren Zentralbanken in Europa jedoch nicht. Obwohl die Konjunktur in der Eurozone deutlich an Fahrt aufgenommen hat und in Deutschland die Warnzeichen einer Überhitzung zunehmen, hält sie unvermindert an ihrem expansiven Kurs fest. Sie traut der Nachhaltigkeit des Aufschwungs offensichtlich nicht, solange der Inflationsdruck nicht zunimmt. Wie das Beispiel der USA zeigt, gibt es aktuell aber Kräfte, die trotz zunehmenden Engpässen im Arbeitsmarkt den Lohndruck und damit den Inflationsdruck tief halten. Da die Steuerung der Inflation das Kernziel der EZB ist, wird sie an ihrer Politik nichts ändern, solange sie keine deutlichen Anzeichen einer höheren Inflation sieht. Sie wird ihr Programm zur Kauf von Anleihen und damit zur Ausweitung der Geldmenge fortsetzen und erst Ende Jahr abschliessen. Bis zur ersten Zinserhöhung werden weitere Monate vergehen. Vor Sommer 2019 wird das nicht passieren.

Das bedeutet für uns in der Schweiz, dass wir noch lange mit den Negativzinsen leben müssen. Global betrachtet wird die Zinsdifferenz zwischen den USA und Europa weiter zunehmen und Anlagen in der Eurozone mit der Zeit unattraktiver machen. Ein wieder schwächerer Euro zum Dollar und auch zum Franken wird die Folge sein. (SGKB/mc/ps)

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