SNB Jordan: Negativzinsen bleiben notwendig – Bankenbranche hält sich gut

Thomas Jordan

SNB-Direktionspräsident Thomas Jordan. (Bild: SNB)

Zürich – Für die Privatbanken-Branche bleibt das Negativzins-Umfeld eine Herausforderung. An ihrem «Private Banking Day» in Zürich betonten die Branchenvertreter erneut, dass die Vermögensverwaltungsbanken vom negativen Einlagensatz bei der SNB stärker betroffen sind als andere Institute. Auch die SNB selbst finde Negativzinsen «nicht toll», räumte SNB-Präsident Thomas Jordan vor den Privatbankiers ein – eine Zinsanhebung würde die Situation derzeit aber wegen einer weiteren Frankenaufwertung wohl noch verschlechtern.

Zu wenig bekannt sei, dass die Privatbankenbranche eine bedeutende Exportindustrie sei, betonte der Präsident der Vereinigung Schweizerischer Assetmanagement- und Vermögensverwaltungsbanken (VAV), Julius Bär-CEO Boris Collardi, am Branchentreffen in Zürich. Schliesslich stammten zahlreiche Bankkunden aus dem Ausland, während die Dienstleistungen in der Schweiz erstellt würden. «Deshalb sind die Privatbanken betroffen, wenn sich der Franken aufwertet.»

Wegen der SNB-Negativzinspolitik müssten Banken und weitere Akteure 1,5 Mrd CHF zusätzlich an die SNB abliefern, betonte Bankiervereinigungs-Präsident Herbert Scheidt. «Diese Mittel würden die Institute eigentlich für den Umbau des Geschäfts und für die Digitalisierung brauchen.» Die Vermögensverwalter seien aufgrund der Berechnung des SNB-Freibetrags zudem starker betroffen als andere Bankinstitute, erinnerte auch Yves Mirabaud, Präsident der Vereinigung Schweizerischer Privatbanken (VSPB)

Politik bleibt notwendig
Die Einführung von Negativzinsen in der Schweiz sei mit der Mitte 2014 einsetzenden Schwäche des Euro notwendig geworden, sagte SNB-Präsident Jordan. Der damals von der SNB durchgesetzte EUR/CHF-Mindestkurs sei gegenüber anderen Währungen nicht mehr nachhaltig gewesen. Mit der Aufgabe der Euro-Untergrenze habe die SNB auf die heutige Politik des Negativzinses und der «Bereitschaft zu Interventionen» abgestellt.

Diese Politik bleibe weiterhin notwendig, um den weiter «deutlich überbewerteten Franken» zu schwächen, betonte er. Derzeit sieht der SNB-Präsident dazu keine Alternativen: Eine Zinserhöhung würde sich durch eine Aufwertung des Wechselkurses unmittelbar negativ auswirken. «Würden wir jetzt die Zinsen anheben, würde es allen schlechter gehen und nicht besser.»

Insgesamt seien die Auswirkungen der Negativzinsen auf die Bankenbranche aber weniger gravierend gewesen als Anfang 2015 noch erwartet, so der SNB-Präsident. Seit der Einführung der Negativzinsen habe sich die Profitabilität der Banken insgesamt nicht verringert. Zu beobachten sei allerdings eine Zunahme der Risikoneigung – bei insgesamt gehaltenen Zinsmargen sicherten die Banken die Zinsrisiken weniger stark ab.

Abbau von Regulierungen
Finanzminister Ueli Maurer warb vor den Privatbanken-Vertretern für Unterstützung beim Abbau von administrativen Hürden und Regulierungen. Solche Kosten könnten deutlich verringert werden, wenn die politischen Mehrheiten dazu gefunden würden. «Ich sage das seit Jahrzehnten und fühle mich langsam frustriert.»

Im Ausland dürfte die Situation der Schweizer Finanzbranche in der EU schwierig bleiben, zumal sich die EU-Länder in den kommenden Jahren eher seitwärts bewegen würden, sagte der Bundesrat weiter. Die EU schotte sich generell gegen Drittstaaten ab – was auch die Schweiz zu spüren bekomme. Das Land versuche weiterhin, einen Zugang für die Finanzbranche zu den EU-Märkten zu erreichen. Ob es zu einem institutionellen Rahmenabkommen oder zu einem Finanzdienstleistungsabkommen im Sinn der Schweiz komme, sei aber ungewiss.

Im Gespräch bleibe die Schweiz mit Grossbritannien, das ausserhalb der EU für die Schweiz einer der wichtigsten Akteure bleibe. «Gedämpft optimistisch» sei er bezüglich der USA. Allerdings zeige die Trump-Wahl, dass die Globalisierung keine «unendliche Geschichte» sei. In Asien schliesslich finde die Schweiz zur Zeit «offene Türen». Aber es handle sich dabei um einen Markt in einer anderen Kultur: «Da bedarf es besonderer Anstrengungen.» (awp/mc/upd/ps)

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