AMS übernimmt Osram im zweiten Anlauf

Alexander Everke, ehemaliger CEO AMS Osram. (Bild: AMS Osram)

Premstätten / München – Der österreichische Sensorenspezialist AMS ist bei der geplanten Übernahme des Münchner Lichtkonzerns Osram einen wichtigen Schritt weitergekommen. Die Österreicher haben die als Vorgabe selbst gesetzte Mindestannahmeschwelle von 55 Prozent überschritten, wie am Freitag bekannt wurde.

Somit dürfte AMS der Kauf der grösseren Osram im zweiten Anlauf gelingen. Anfang Oktober war man noch gescheitert, nachdem man mit den Finanzinvestoren Bain und Advent einen Bieterkampf geführt hatte. Damals lag die Annahmequote mit 62,5 Prozent um einiges höher.

Doch auch diesmal hatte es lange nicht gut ausgesehen: Einige wichtige Aktionäre warteten mit dem Andienen ihrer Papiere bis kurz vor Ablauf der Frist am Donnerstagmitternacht zu. Sie hofften, dass das Angebot von 41 Euro je Osram-Titel nochmals erhöht werden könnte. Das Angebot bewertet den Konzern mit rund 4,6 Milliarden Euro.

Aufstieg zum Weltmarktführer
«Wir freuen uns, dass es gelungen ist, die Mindestannahmeschwelle unseres Angebots für Osram zu erreichen», wird AMS-Chef Alexander Everke in der Mitteilung vom Freitagabend zitiert. Nun wolle man wie angekündigt gemeinsam einen «weltweit führenden» Anbieter von Sensorlösungen und Photonik mit Sitz in Europa schaffen.

Everke hat ehrgeizige Pläne: Er will einen Champion in der Optoelektronik schmieden. Die Produkte von AMS und Osram ergänzen sich in vielerlei Hinsicht. Osram stellt LED-Beleuchtung her, AMS optische Sensoren, in Teilen für identische Kundengruppen, darunter Handyhersteller wie Apple.

Diesen Weg will auch die Osram-Spitze mit AMS gehen. Osram ist in einer schwierigen Lage. Im abgelaufenen Geschäftsjahr hat das Unternehmen einen dreistelligen Millionenverlust eingefahren. Die Elektronikbranche wurde von einem tiefen Abschwung erfasst, auch weil die Geschäfte mit den Auto- und Handybauern harzen.

Weitere Gespräche
Osram habe die Führungsspitze von AMS dazu eingeladen, den weiteren Weg auf Basis der früher aufgesetzten Fusionsvereinbarung gemeinsam abzustecken, hiess es in einer Mitteilung der Münchner vom Freitag. Den Vorstand um Osram-Chef Olaf Berlien konnte AMS nach dem ersten gescheiterten Versuch vom Vorhaben überzeugen.

In der Fusionsvereinbarung hatte AMS Zusagen für die Mitarbeiter und Produktionsstätten von Osram, insbesondere in Deutschland, gemacht. So sind beispielsweise fusionsbedingte Kündigungen bis Ende 2022 nicht möglich und die bestehenden deutschen Standorte sollen mindestens drei Jahre lang weiter betrieben werden.

Im Dialog mit Gewerkschaften und Arbeitnehmervertretern sei es nun die Aufgabe einen tragfähigen Integrationsfahrplan vorzubereiten, schreibt Osram weiter. Von Mitarbeitervertretern bläst AMS ein eisiger Wind entgegen. IG Metall und der Betriebsrat befürchten die Zerschlagung des über 110 Jahre alten Osram.

Geldspritze der Aktionäre
Die Aktionäre von AMS sollen den Weg für den Deal an einer ausserordentlichen Generalversammlung im Januar frei machen. Die Rede ist von einer Kapitalerhöhung in Höhe von 1,6 Milliarden Euro. Zudem wurde AMS von Finanzhäusern eine Brückenfinanzierung in Höhe von 4,4 Milliarden Euro zugesagt.

Derweil haben die Osram-Aktionäre, die dem Angebot noch nicht Folge geleistet haben, bis kurz vor Weihnachten Zeit, dieses doch noch anzunehmen. Die Frist dazu beginnt am 11. Dezember und läuft bis am 24. Dezember.

Um den Deal definitiv in trockene Tücher zu bringen, braucht es auch noch die Zustimmung und mehrere Genehmigungen der zuständigen Kartellbehörden. Abschliessen will AMS die Übernahme noch im ersten Halbjahr 2020. (awp/mc/ps)

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