Covid-19-Zahlen in der Schweiz stabilisieren sich auf hohem Niveau

Bern – Der Trend geht in die richtige Richtung, aber voll vertrauen kann man dieser positiven Entwicklung noch nicht. So schätzen die Behörden zurzeit die Lage in der Corona-Pandemie ein. Sorgen bereiten die vielen Überweisungen auf die Intensivstationen und die hohe Zahl der Todesfälle.

Die Fallzahlen entwickelten sich positiv, sagte Martin Ackermann, Präsident der wissenschaftlichen Covid-19-Taskforce des Bundes, am Donnerstag vor den Medien in Bern. Es brauche aber einen deutlicheren Rückgang.

Zuvor waren innerhalb von 24 Stunden 6924 Neuansteckungen gemeldet worden – am Mittwoch waren es noch über 8000. Auch im Wochenbericht des Bundesamts für Gesundheit (BAG) war die Rede von einem Rückgang. Im Vergleich zur Vorwoche wurden 8 Prozent weniger neue Fälle gezählt.

BAG relativiert
Doch das BAG relativierte. Die abnehmenden Fallzahlen in der letzten Woche würden möglicherweise nicht die reale Entwicklung zeigen, hiess es. Engpässe bei der Testkapazität und Meldeverzögerungen müssten berücksichtigt werden.

Martin Ackermann, Präsident der wissenschaftlichen Taskforce des Bundes, erklärte am Nachmittag vor den Medien, dass zwar die Fallzahlen und die Zahl der Spitaleintritte wegen einer Covid-19-Erkrankung sinken würden. Doch es gebe mehr Verlegungen auf Intensivstationen und Todesfälle.

Die Verlegungen auf die Intensivstationen haben im Vergleich zur Vorwoche um 67 Prozent zugenommen, und die Zahl der Todesfälle stieg um 60 Prozent. Die Zahl der Neuansteckungen müsse weiter zurückgehen, um die Intensivstationen und vor allem das Pflegepersonal zu entlasten, sagte Ackermann. «Wir müssen die Spitäler wieder aus der Risikozone bringen.»

Forderungen des Gesundheitspersonals
Dass sich die Arbeitsbedingungen des Gesundheitspersonals ständig verschlechterten, machte denn auch das Bündnis Gesundheit geltend, dem 13 Gewerkschaften von Mitarbeitenden im Gesundheitswesen angehören. Auf jegliche weitere Aufweichung des Arbeitsgesetzes sei zu verzichten, forderte das Bündnis. Und die Schweizerische Gesellschaft für Intensivmedizin appellierte, nicht dringende Eingriffe landesweit dringend zu verschieben.

Unterdessen ist in fast allen Westschweizer Kantonen die Armee im Einsatz. Laut Yvon Langel, Divisionär der Schweizer Armee, wurden zwei Sanitätskompanien mobilisiert. 600 Freiwillige hätten sich auf den Aufruf der Armee für einen Einsatz gemeldet. Derzeit seien 500 Soldaten im Einsatz in den Kantonen, mehr als die Hälfte von ihnen im Assistenzdienst in den Spitälern.

Mit 500 Fällen ins nächste Jahr
An Stelle von neuen Massnahmen schlägt die wissenschaftliche Taskforce nun vor, dass sich die Schweiz ein gemeinsames Ziel setzt: «Alle zwei Wochen soll sich die Zahl der Neuansteckungen halbieren». Wenn dies durchgehalten werde, würde die Schweiz mit 500 Fällen ins neue Jahr gehen.

«Stellen Sie es sich wie bei einer Tour de Suisse vor», sagte Ackermann. «Alle zwei Wochen muss ein Etappenziel erreicht werden, um aus der Gefahrenzone herauszufahren. Werde das Etappenziel von einer Halbierung innerhalb von zwei Wochen nicht erreicht, müsse umgehend gehandelt werden. Es gelte, was schon immer gegolten habe: Je tiefer die Fallzahlen, desto besser alle. «Wir starten nicht eine Tour de Suisse, sondern eine Tour pour la Suisse», sagte Ackermann. (awp/mc/ps)

BAG

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