Economiesuisse rechnet 2019 mit Wachstumsabschwächung

(Bild: Schlierner / Adobe Stock)

Zürich – Die Schweizer Wirtschaft dürfte nach dem sehr guten Start an Fahrt verlieren und im laufenden Jahr noch mit 1,4 Prozent zulegen. Davon gehen die Ökonomen des Wirtschaftsdachverbands Economiesuisse aus. Sie sehen die globalen Handelsstreitigkeiten als grössten Gefahrenherd für die hiesige Konjunktur.

Mit den 1,4 Prozent hält Economiesuisse an der zuletzt im Dezember abgegebenen Wachstumsprognose fest. Die Schweizer Wirtschaft sei «fulminant» ins Jahr 2019 gestartet, sie dürfte sich im Verlauf des Jahres jedoch spürbar abschwächen, sagte Economiesuisse-Chefökonom Rudolf Minsch am Dienstag an einer Telefonkonferenz.

Vor einer Woche veröffentlichte das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) die Wachstumszahlen zum ersten Jahresviertel: Das BIP wuchs mit Unterstützung der besser als erwartet laufenden europäischen Konjunktur mit 0,6 Prozent (zum Vorquartal). Ökonomen hatten mit einem klar tieferen Wert gerechnet.

Geopolitische Sorgen bleiben
Zweimal jährlich – im Juni und im Dezember – veröffentlicht derweil Economiesuisse einen Konjunkturausblick. Die Basis bilden Umfragen bei den Mitgliedsfirmen sowie die Analyse bestehender Wirtschaftsdaten. Die jüngste Umfrage habe gezeigt, so der Verband, dass wirtschaftspolitische Unsicherheiten wie der Brexit oder der Handelsstreit zwischen China und den USA nach wie vor grosse Sorgen bereiten würden.

Handelshemmnisse jeglicher Art seien für die Weltwirtschaft belastend. Und der Blick in die Geschichtsbücher zeige, dass mit Protektionismus und der damit verbundenen Abschottung der eigenen Wirtschaft mittels Einfuhrzöllen der gesamte weltweite «Wirtschaftskuchen» schrumpfe, sagte Minsch.

Dies hemme auch die hiesige Exportwirtschaft. Exportorientierte Branchen wie die Maschinen-, Textil- oder die Uhrenindustrie seien mit Blick in die Zukunft verhalten gestimmt. Ausserdem seien Prognosen dazu, wie sich die Ausrüstungsinvestitionen entwickeln, in unsicheren Zeiten nur sehr schwer zu treffen.

Auf der anderen Seite stützten weniger zyklische Branchen die Wirtschaft. Als Lichtblicke sieht Minsch Versicherungen, Beratungs- und Treuhandfirmen oder das Gesundheitswesen. Zudem seien die Aussichten auch für die Banken und den Tourismus positiv.

Dem Baugewerbe sagt Economiesuisse derweil eine Stagnation voraus. Während die gestiegenen Leerstände bei Renditeliegenschaften dämpfend auf den Wohnungsbau wirkten, investiere die öffentliche Hand verstärkt in den Erhalt oder den Ausbau der Infrastruktur.

Fortsetzung der Trends
Im kommenden Jahr dürfte sich laut Economiesuisse an der Wirtschaftslage kaum etwas verändern. Die geopolitischen Risiken würden wohl auch dann noch die Weltwirtschaft belasten. Zudem sei von einer weiterhin expansiven Geldpolitik aus zugehen – sei es in den USA, Europa oder in der Schweiz.

Der Schweizerische Nationalbank (SNB) biete sich frühestens im Jahr 2020 eine Möglichkeit, die Zinsen zu erhöhen, erklärte Minsch. Und das sei auch nur dann der Fall, wenn sich die Europäische Zentralbank (EZB) zuvor bewege.

Die Schweizer Wirtschaft bleibe aber robust und dürfte im kommenden Jahr mit «angezogener Handbremse» weiter expandieren. Economiesuisse rechnet in ihrer erstmaligen Prognose für 2020 mit einem BIP-Wachstum von 1,2 Prozent. Andere Ökonomen wie etwa jene von BAK Economics oder der UBS gehen dagegen von einer leichten Wachstumsbeschleunigung auf +1,7 Prozent beziehungsweise 1,6 Prozent aus. (awp/mc/ps)

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