SBB Cargo beschäftigt bis Ende 2023 ein Drittel weniger Personal

Nicolas Perrin

Nicolas Perrin, CEO SBB Cargo.

Bern – SBB Cargo stehen einmal mehr tiefgreifende Restrukturierungen bevor. Bis Ende 2023 sollen noch 1400 anstelle der heute rund 2200 Mitarbeitenden bei der Güterbahn arbeiten. Grund sind hohe Verluste. SBB Cargo sucht ab Mitte Jahr Partner.

Nachdem SBB Cargo Schweiz in den vergangenen Jahren das Geschäft umfassend saniert hat und 2013, 2014 und 2016 seit langer Zeit wieder positive Ergebnisse schreib, steht die Güterbahn erneut stark unter Druck, wie die SBB-Spitze am Donnerstag bekannt gab.

SBB Cargo wird insbesondere wegen des Rückgangs im Einzel-Wagenladungsverkehr um 14,5 Prozent für das Jahr 2017 einen operativen Verlust von 37 Millionen Franken schreiben. Aufgrund der zu erwartenden Geschäftsentwicklung wird eine Wertberichtigung im Umfang von 189 Millionen Franken vorgenommen. Dazu kommen Rückstellungen im Betrag von 19 Millionen Franken für die Restrukturierungsphase.

Abbau von rund 800 Stellen
Die Sanierung hat Auswirkungen auf das Personal. In einem ersten Schritt will die Güterbahn Prozesse stark vereinfachen, um spätestens 2020 eine schwarze Null zu erreichen und danach reinvestitionsfähig zu werden, wie es weiter heisst. Dies hat eine Reduktion von 330 Stellen bis Ende 2020 zur Folge.

Rund 100 Stellen werden in der Verwaltung, rund 80 im Bereich Lokführer sowie rund 150 Stellen beim Rangierpersonal wegfallen. SBB Cargo geht davon aus, dass die Leistungen für ihre Kunden per Ende 2023 mit voraussichtlich einem Drittel weniger Personal, also rund 1’400 anstelle der heute rund 2’200 Mitarbeitenden erbracht werden.

Diesem Abbau von 800 Stellen stehen 750 Weggänge über die natürliche Fluktuation gegenüber, wie SBB Cargo weiter mitteilte. Dennoch werde die Güterbahn nicht umherkommen, auch Stellen zu streichen und im Gegenzug neue Mitarbeitende nachzurekrutieren. Vorgesehen ist, 10 Mio CHF in die Weiterentwicklung der Mitarbeitenden und die Aufwertung der Berufsbilder zu investieren.

Wagenladungsverkehr wird reorganisiert
Der Einzel-Wagenladungsverkehr, der besonders Probleme bietet, soll reorganisiert werden. Bis Ende 2020 sollen insgesamt 100 schwach frequentierte Bedienpunkte überprüft werden. Anschliessend folge bis Ende 2023 die Überprüfung von rund 70 weiteren Punkten. Parallel zum fixen Netz des Wagenladungsverkehrs komme ein flexibles Angebot mit Punkt-zu-Punkt-Verbindungen für Sendungen mit spezifischen Kundenbedürfnissen.

Produktivitätssteigerungen sollen insbesondere durch Automation erreicht werden. Der Einsatz neuer Techniken wie etwa die automatisierte Kupplung werde beispielsweise den Rangierberuf verändern und ihn effizienter und sicherer machen. Heute sei er von schwerer körperlichen Arbeiten geprägt und erfordere Tag- und Nachtarbeit.

Während heute ein technischer Kontrolleur den Zug zweimal entlang laufe, würden dies künftig stationäre Kameras übernehmen. Zudem dauere heute die manuelle Bremsprobe bei einem 500 Meter langen Zug bis zu 40 Minuten, automatisiert noch zehn Minuten.

Deshalb investiere SBB Cargo bis 2023 90 Mio CHF. Neben der automatischen Kupplung und Bremsprobe würden auch Informationssysteme den Kunden mehr Transparenz und Sendungsinformationen in Echtzeit bringen.

SBB Cargo auf Partnersuche
Der System-Wagenladungsverkehr soll ab sofort in der neu gegründeten Interessengemeinschaft WLV gemeinsam mit der Branche – also mit dem Verband der Verladenden Wirtschaft (VAP) sowie dem Verband öffentlicher Verkehr (VöV) – entwickelt werden. Ziel dabei sei es, die Effizienz und damit die Wettbewerbsfähigkeit des Wagenladungsverkehrs zu verbessern.

Die SBB will zudem gemeinsam mit anderen Marktteilnehmern und Investoren SBB Cargo stärken. Bei SBB Cargo International sei dieses Modell bereits erfolgreich.

Ab Mitte 2018 sollen Gespräche mit möglichen Partnern geführt werden, die sich für SBB Cargo als verlässliches und finanziell nachhaltiges Unternehmen stark machen, das Geschäft strategisch mitgestalten, investieren sowie Erfolge und Risiken mittragen, wie es weiter heisst.

In diesem Rahmen werde der Verwaltungsrat der SBB Cargo AG per Januar 2019 um mindestens eine Drittperson ergänzt. Anschliessend werde abhängig vom Partnerschaftsprozess ein externes Verwaltungsrats-Präsidium eingesetzt.

Damit erfülle die SBB die Ziele des Bundesrates: SBB Cargo werde stärker aus dem Konzern herausgelöst und ab Januar 2019 als Tochtergesellschaft geführt. (awp/mc/ps)

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