Travail Suisse will Lohnerhöhungen zwischen 3 und 5 Prozent

Adrian Wüthrich, Präsident und Geschäftsleiter von Travail.Suisse. (Bild: adrianwuethrich.ch)

Bern – Die Löhne sollen 2023 generell um drei bis fünf Prozent erhöht werden. Das verlangt der Gewerkschaftsdachverband Travail Suisse. Er begründet die Forderung mit den stark steigenden Lebenshaltungskosten und mit den Unternehmensgewinnen. Die Arbeitgeber nennen die Forderung «unrealistisch».

Die wirtschaftliche Lage sei zurzeit sehr gut, sagte Thomas Bauer, verantwortlich für Wirtschaftspolitik von Travail Suisse, laut Redetext am Montag in Bern vor den Medien. Trotz der schwierigen Situation weltweit laufe die Schweizer Wirtschaft auf Hochtouren. Die Angestellten hätten zurzeit aber nur wenig davon.

Sie sähen die Lebenshaltungskosten steigen und seien immer mehr Stress ausgesetzt. «Das muss dringend ändern», sagte Bauer. «Substantielle Lohnerhöhungen seien angezeigt, damit auch die Angestellten etwas von der positiven Entwicklung hätten.

Mindestens drei Prozent mehr
Travail Suisse verlangt Lohnerhöhungen für alle von mindestens drei Prozent. Sie begründet dies mit dem auf 2,8 Prozent geschätzten Jahresteuerung. Hinzu kommt der Anstieg der Krankenkassenprämien, verschiedentlich ist von einem starken Prämienschub die Rede. Für Bauer ist der Ausgleich der Teuerung nicht verhandelbar.

Je nach Branche fordert Travail Suisse zusätzlich Lohnerhöhungen von bis zu fünf Prozent. Alle Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer müssten ihren gerechten Anteil an den Früchten des Wachstums erhalten, da sie mit maximaler Kapazität arbeiteten, sagte Johann Tscherrig. Er ist Mitglied der Geschäftsleitung der Gewerkschaft Syna.

Im Baugewerbe verlangt Syna zusätzlich zum Teuerungsausgleich 200 Franken Reallohnerhöhung. 2,5 Prozent zusätzlich zur Sicherung der Kaufkraft fordert Syna für die Branchen Chemie und Pharma, 1,5 Prozent für die Maschinen-, Elektro- und Metallindustrie-Branche (MEM) und zwei Prozent mehr im Detailhandel. Dieser hat in den Augen der Gewerkschaft Aufholbedarf bei den Löhnen.

Auch die Gewerkschaft Transfair sieht Nachholbedarf, bei den öffentliche Diensten. Deren Angestellte hätten in den zwei Jahren Pandemie ausserordentlich viel geleistet. Die Gewerkschaft will sich sich Plänen von SBB und SBB Cargo entgegenstellen, die Nettolöhne zu senken, um Verluste durch die Pandemie aufzufangen sowie im Zusammenhang mit Sparverpflichtungen gegenüber dem Bund.

Effort im Gesundheitswesen
Im Gesundheitswesen verlangt Syna zusätzlich zum Teuerungsausgleich generelle Lohnerhöhungen von fünf Prozent. Auch brauche es bessere Arbeitsbedingungen. Die heutigen Einsatzpläne erlaubten kaum noch ein Vollzeitpensum, was sich direkt auf das Einkommen auswirke. Die Löhne seien zurzeit strukturell zu tief.

Die Politik rufen die Gewerkschaften auf, die im vergangenen November an der Urne angenommene Pflegeinitiative umzusetzen. Dies soll für die Weiterbildung und die Arbeitsbedingungen nachhaltige Verbesserungen bringen.

Ansetzen will Travail Suisse überdies bei kleinen Löhnen und tiefen Renten. Der Dachverband hat dazu einen 18-Punkte-Plan verabschiedet. Verlangt werden namentlich strukturelle Lohnverbesserungen zu Gunsten von Angestellten mit Tieflöhnen.

In ähnlichem Bereich dürften sich auch die Lohnforderungen des Schweizerischen Gewerkschaftsbundes (SGB) bewegen. Präsident Pierre-Yves Maillard forderte in einem Zeitungsinterview den vollen Teuerungsausgleich sowie eine reale Lohnerhöhung obendrauf. Die Erhöhung bewege sich im Bereich von durchschnittlich fünf Prozent.

Der SGB will bei Verhandlungsbeginn Anfang September seine konkreten Forderungen bekannt geben. Erhöhten Arbeitgeber die Löhne nicht, werde es soziale und politische Unruhen geben, sagte Maillard im Interview mit der «SonntagsZeitung».

Für Arbeitgeberverband «unrealistisch»
Für den Arbeitgeberverband sind Lohnforderungen über alle Branchen und Unternehmen hinweg «unrealistisch», wie Kommunikationschef Andy Müller auf Anfrage der Nachrichtenagentur Keystone-SDA sagte.

In der Regel lege jedes Unternehmen selbst fest, welche Lohnerhöhungen im kommenden Jahr möglich seien, sagte Müller. Einige hätten die Saläre bereits angepasst. Andere jedoch lebten nach der Pandemie von ihren Reserven.

Müller machte gleichzeitig geltend, dass sich die Konjunkturaussichten eingetrübt hätten. «Und wir stehen vor einer möglichen Energie-Mangellage im Winter». Und die Teuerung scheine sich in der Schweiz zu stabilisieren, fügte er an. (awp/mc/ps)

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