Lohnerhöhungen beeinflussen Arbeitszufriedenheit nur kurzfristig

(Foto: Fotolia/anoli)

Basel – Nach einer Lohnerhöhung fühlt man sich am Arbeitsplatz wohler – und das erst recht, wenn man etwas mehr bekommt als die Kollegen. Doch diese Wirkung auf die Arbeitszufriedenheit ist nur vorübergehend und lässt nach einer gewissen Zeit wieder nach. Zu diesem Schluss kommen zwei Ökonomen der Universität Basel in einer Studie in der Fachzeitschrift «Journal of Economic Behavior & Organization».

Dr. Patric Diriwaechter und Dr. Elena Shvartsman von der Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Basel haben den Zusammenhang von Arbeitszufriedenheit und Lohnveränderungen detailliert untersucht. Das Thema ist auch für Arbeitgeber von Interesse: Betroffen sind neben dem allgemeinen Wohlbefinden am Arbeitsplatz auch die Investitionsbereitschaft in firmenspezifisches Wissen und die Kündigungsneigung von Arbeitnehmern.

Ausgewertet wurden knapp 33‘500 Beobachtungen aus dem repräsentativen deutschen Sozio-ökonomischen Panel; die Arbeitszufriedenheit lag im Schnitt bei 7 auf einer 10er-Skala.

Auch Lohnerwartung macht zufrieden
Wie erwartet reagierte die Arbeitszufriedenheit durchwegs positiv auf Lohnerhöhungen, wobei auch soziale Vergleiche eine Rolle spielen, wie die Studie ergab. Konkret steigt die Zufriedenheit nämlich zusätzlich, wenn vergleichbare Arbeitnehmer in der gleichen Zeit eine geringere Lohnerhöhung erhalten. Die Forschenden konnten sogar zeigen, dass Arbeitnehmer bereits ein Jahr vor einer Lohnerhöhung eine höhere Arbeitszufriedenheit aufweisen, indem sie von der positiven Erwartung einer Lohnsteigerung beeinflusst sind.

Der Anstieg der Arbeitszufriedenheit nach einer Lohnerhöhung ist jedoch nur vorübergehend und damit nicht nachhaltig: Innerhalb von vier Jahren lässt die Wirkung fast vollständig nach. In Anlehnung an verhaltensökonomische Ansätze ist dies damit erklärbar, dass Menschen ihr Einkommen nicht nur absolut bewerten, sondern auch in Bezug zu ihrem bisherigen Einkommen. Zudem stellt sich über die Zeit ein Gewöhnungseffekt an das neue Lohnniveau ein, sodass ein höheres Salär den neuen Ausgangspunkt für zukünftige Vergleiche bildet.

Erhöhungen besser klein und regelmässig
Derselbe Effekt ergab sich auch umgekehrt: Auch die negativen Reaktionen auf Lohnkürzungen waren zeitlich beschränkt, was sich die Forschenden neben der Anpassung der Referenzgrösse wiederum mit sozialen Vergleichen erklären. So gehen die meisten Lohnkürzungen beispielsweise mit firmen- oder industriespezifischen Schocks einher, weshalb in der Regel nicht nur der einzelne Arbeitnehmer, sondern typischerweise auch die Arbeitskollegen davon betroffen sind.

Für die Arbeitgeber folgert die Studie, dass Lohnerhöhungen als Instrument zur Mitarbeitermotivation nur unter bestimmten Bedingungen sinnvoll sind – etwa indem sie regelmässig erfolgen und mit Beförderungen einhergehen. Damit bestätigen Diriwaechter und Shvartsman neueste Forschungsergebnisse aus der experimentellen Ökonomie: Diese deuten darauf hin, dass Lohnerhöhungen in kleinen, aber häufigen Schritten am wirksamsten sind, um Mitarbeiter langfristig zu motivieren – im Gegensatz zu gesamthaft gleichwertigen, aber selteneren und höheren Lohnveränderungen. (Universität Basel/mc/pg)

Universität Basel

Exit mobile version