Roland Ledergerber, CEO St. Galler Kantonalbank

Roland Ledergerber, CEO St. Galler Kantonalbank

Roland Ledergerber, CEO St. Galler Kantonalbank. (Foto: SGKB)

von Patrick Gunti

Moneycab: Herr Ledergerber, unter Ausklammerung von Sonderbelastungen hat die SGKB 2013 einen um 1.6% leicht gesteigerten Bruttogewinn von rund 226 Mio Franken und einen um 4,6 % höheren Reingewinn verzeichnet. Mit dem operativen Geschäft dürften Sie also zufrieden sein?

Roland Ledergerber: In der Tat: Die St.Galler Kantonalbank steht leistungsmässig und finanziell gut da. Unser Kerngeschäft entwickelte sich solide und stabil. Gleichzeitig konnten wir ein weiteres Mal die Kosten senken. So gesehen sind wir zufrieden.

Trotz einem deutlichen Anstieg der Hypothekarausleihungen (+ 4,5%) ging der Erfolg im Zinsengeschäft um 2,4 zurück. Was waren die Gründe?

Die Abweichung stammt hauptsächlich aus dem Aktivgeschäft. Trotz der gestiegenen langfristigen Zinssätze erzielten die Hypothekarforderungen weniger Ertrag. Dies ist im Wesentlichen auf auslaufende Festhypotheken zurückzuführen, welche im Berichtsjahr zu tieferen Konditionen erneuert worden sind. Im Passivgeschäft könnten die Kundenkonditionen bei Spar- und Anlagegeldern nicht im gleichen Masse reduziert werden, um diesen Rückgang im Aktivgeschäft zu kompensieren.

Die Zinsen bleiben vorerst tief, wie reagiert die SGKB darauf?

Zwei Aspekte sind zu erwähnen: In der Absicherungspolitik führen wir unsere bisherige Strategie fort. Das heisst, dass wir die Zinsänderungsrisiken mittels geeigneter Absicherungsmassnahmen konsequent innerhalb unserer strategischen Limite halten. Zum anderen führen wir unsere bewährte Kreditpolitik unverändert weiter. Das bedeutet insbesondere, dass wir für die Berechnung der Tragbarkeit nicht auf die aktuellen Zinsen sondern auf die deutlich höheren kalkulatorischen Zinsen abstellen.

«Trotz kontinuierlicher Zuwachsraten bewegen sich die Wohneigentumspreise noch in einem vernünftigen Rahmen.»
Roland Ledergerber, CEO St. Galler Kantonalbank

Wie beurteilen Sie die aktuelle Lage im regionalen Immobilienmarkt?

Die Situation in der Ostschweiz präsentiert sich solide. Trotz kontinuierlicher Zuwachsraten bewegen sich die Wohneigentumspreise noch in einem vernünftigen Rahmen.  Die Preise sind zwar generell gestiegen, jedoch nicht im gleichen Masse wie in anderen Landesteilen. Die Preiserhöhungen in unserer Region liegen konstant unter dem schweizerischen Durchschnitt.

Der Bundesrat hat auf Antrag der Nationalbank die Erhöhung des bankenseitigen Kapitalpuffers bei Wohnbauhypotheken auf den 30. Juni 2014 beschlossen. Was bedeutet das für die SGKB und wie stehen Sie zu entsprechenden regulatorischen Massnahmen?

Die St.Galler Kantonalbank ist solide kapitalisiert. Sie verfügt über einen Eigenmittel-Überdeckungsgrad von nahezu 100% und kann damit auch eine Erhöhung des antizyklischen Puffers auf 2% auffangen.  Ob diese Massnahme allerdings eine direkte Wirkung hat, bezweifle ich. Wie erwähnt, ist die Situation in der Ostschweiz nicht bedrohlich. Allenfalls kann eine derartige regulatorische Massnahme indirekt wirken, indem Risikoüberlegungen eine immer prominentere Rolle in der Kapitalplanung der Unternehmen spielen.

Die SGKB will sich weitgehend aus dem grenzüberschreitenden Vermögensverwaltungsgeschäft zurückziehen. Welche Schritte wurden bisher eingeleitet, welche Vorhaben konnten bereits abgeschlossen werden?

Wir haben diesen Schritt Mitte 2013 beschlossen und den einen Teil – sprich der Verkauf der entsprechenden Geschäftsteile der Hyposwiss Zürich und Übertragung der verbleibenden Teile in das Stammhaus – noch vor Jahresfrist abgeschlossen. Der Verkauf der Hyposwiss Genf wird in den nächsten Wochen über die Bühne gehen.

«…parallel dazu dient uns die SGKB Deutschland auch als Eintrittsportal für solche Kundinnen und Kunden, die ihr Vermögen in der Schweiz anlegen möchten.»

Einer der drei Hauptmärkte in der Vermögensverwaltung ist Deutschland. Die SGKB hat eine Private Banking-Tochter in München. Wie soll das Deutschland-Geschäft weiterentwickelt werden?

Wir haben die Tochterbank seit ihrer Gründung 2009 in München in einem anforderungsreichen Umfeld erfolgreich aufgebaut, so dass wir 2011 bereits eine zweite Niederlassung in Frankfurt am Main eröffnen konnten. Der Mitarbeiterbestand wurde in dieser Zeit von 14 auf heute 40 erhöht. Ziel ist es, den „break even“ bis im Jahr 2017 erreicht zu haben. Parallel dazu dient uns die SGKB Deutschland auch als Eintrittsportal für solche Kundinnen und Kunden, die ihr Vermögen in der Schweiz anlegen möchten. Mit dem Standort in Deutschland erfüllt nämlich das Stammhaus die gesetzlichen Vorschriften in Deutschland, um den deutschen Markt aktiv zu bearbeiten und die bestehende deutsche Kundschaft persönlich zu betreuen.

Die von der SGKB verwalteten Vermögen gingen 2013 um 5,4 % auf rund 36,1 Mrd Franken zurück. Wie stark machte sich hier der Verkauf des Osteuropa- und Lateinamerika-Geschäfts der Hyposwiss Zürich bemerkbar?

Unter dem Strich haben wir ein Gesamtvolumen von 2.3 Mrd. Franken an verwalteten Vermögen an die neuen Eigentümer übertragen. Dazu kam es in diesen Segmenten noch zu Abgängen in der Höhe von rund 0.5 Mrd.

Das Ausmass der tieferen Kosten (- 4,2 %) überrascht. In welchen Bereichen konnten die Kosten markant gesenkt werden?

Kontinuierliche Kostenkontrolle ist für die St.Galler Kantonalbank gerade in Zeiten sinkender Margen und verschärfter Regulierung sehr wichtig. In den letzten fünf bis sechs Jahren konnte so der Geschäftsaufwand trotz Wachstum und zusätzlichen Regulierungskosten reduziert  werden. Operational Excellence ist für uns ein strategisches Schwergewicht.

Die SGKB sowie die ehemaligen Tochtergesellschaften Hyposwiss Zürich und Genf beteiligen sich am US-Programm zur Bereinigung des Steuerstreits in der Kategorie 2. Wie aufwändig ist die Analyse der Kundenbestände und -positionen?

Der personelle und zeitliche Aufwand ist enorm.  Allein die Suche im Stammhaus beschäftigt rund 20 Personen, die wir eigens für diese Aufgabe angestellt haben. In Zürich sind dies 15, in Genf fünf. Ferner müssen alle drei Gesellschaften je einen US- und ein Schweizer Anwalt einbeziehen, und schliesslich amtet je ein unabhängiger Prüfer, der gegenüber der US-Justiz bestätigt, dass die gesamte Analyse und Aufbereitung regelkonform abgelaufen ist. Der gesamte interne Prozess wird bis Mitte Jahr abgeschlossen sein.

Für die Beilegung des Steuerstreits hat die SGKB Rückstellungen in der Höhe von 40.0 Mio Franken gebildet. Analysten hatten mit einer höheren Belastung gerechnet. Wie errechnet sich der Betrag?

Wir differenzieren diesen Betrag nicht weiter aus. Zu betonen ist jedoch, dass dieser für die gesamten Aufwendungen im Zusammenhang mit der US-Steuerthematik aller drei Gesellschaften zurückgestellt wurde.

«Mittel- bis langfristig ist der Wirtschaftsstandort Schweiz (…) auf einen offenen Austausch mit der EU angewiesen.»

Welche Erwartungen sind mit dem laufenden Geschäftsjahr verbunden?

Dieses  Jahr steht ganz im Zeichen der Konzentration auf unsere Kernmärkte und der gleichzeitigen Umsetzung von Wachstumsinitiativen. Ein besonderes Augenmerk gilt dem Private Banking- und Firmenkundenmarkt Deutschschweiz, die über unseren neuen Standort in Zürich bearbeitet werden sowie der Fortsetzung des Aufbaus der Tochterbank in Deutschland. Im Heimmarkt wollen wir unser Dienstleistungsangebot kontinuierlich verbessern, beispielsweise in den Bereichen Junge Kunden, Frau und Finanz sowie e-Services. Dank unserer fokussierten Strategie, der guten operativen Ertragskraft sowie der soliden Kosten- und Kapitalstruktur blicken wir  zuversichtlich in die Zukunft. Für dieses Jahr erwarten wir wieder einen steigenden Konzerngewinn, der sich in etwa im Rahmen des Geschäftsjahres 2012 bewegen dürfte.

Letzte Frage: Trotz negativer Begleiterscheinungen hat die Ostschweiz in den letzten Jahren wie andere Regionen des Landes von positiven Effekten der Zuwanderung profitiert. Welche negativen Konsequenzen fürchten Sie nach der Zustimmung zur Masseneinwanderungsinitiative?

Als Bank und Arbeitgeberin sind wir nicht direkt betroffen. Mittel- bis langfristig ist der Wirtschaftsstandort Schweiz aber auf einen offenen Austausch mit der EU angewiesen. Die St. Galler Kantonalbank sitzt im gleichen Boot. So gesehen sind wir über die Wirtschaftsentwicklung und den Wohlstand natürlich indirekt eingebunden. Es ist nun entscheidend, wie diese Initiative umgesetzt wird, so dass langfristig möglichst geringe negativen Folgen zu befürchten sind.

Herr Ledergerber, besten Dank für das Interview.

Zur Person:
Roland Ledergerber (lic. oec. HSG St.Gallen / Jahrgang 1961) ist seit 1. Februar 2008 Präsident der Geschäftsleitung. Er stiess im Dezember 1998 als Leiter Firmenkunden Gesamtbank zur St.Galler Kantonalbank und war danach Vertriebsleiter und Stellvertreter des Bereichsleiters. Im Juni 2002 wurde er Mitglied der Konzernleitung und Leiter des Bereichs Privat- und Geschäftskunden. Vor seinem Wechsel zur Kantonalbank war er während zwölf Jahren bei der UBS AG in verschiedenen Funktionen in den Bereichen Controlling, Corporate and Institutional Banking Europe sowie Firmenkundengeschäft Schweiz im In- und Ausland tätig.

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