Der Moneycab-Börsenblog: Singulus auf dem Weg in die Unterwelt

Der Moneycab-Börsenblog: Singulus auf dem Weg in die Unterwelt

Der wöchentliche Blick an die Börse von Robert Jakob.

Der Name ist leider Programm. Singulus ist ja Latein und heisst „einzigartig“. Aussergewöhnlich oder einzigartig ist die Aktie von Singulus Technologies fürwahr. Sie schickt sich an, der umfassendste Kapitalvernichter der Deutschen Börse zu werden. 99% Kursverlust in 10 Jahren. Das lässt sich sehen. Nach radikalen Kapitalschnitt und einen reverse split im Verhältnis 1 zu 160 sieht die Aktie optisch wieder etwas werthaltiger aus. Dahinter steckt aber viel Luft – Luft nach unten.

Singulus ist ein Kind der new economy. Von einstigem Höchstkurs ist die Aktie gar 99,5% entfernt und Anleger haben im Vertrauen auf das Management in den letzen 15 Jahren fleissig frisches Geld eingeschossen, das dann in wild wechselnden Unternehmensstrategien verpuffte. Anders als bei manch anderen Kindern des neuen Marktes existierten die CD-, DVD- und Blu-ray-Maschinen sehr wohl, und sie sehen auch gut aus. Nur stimmte das Verhältnis zwischen Absatzmenge und Herstellungskosten nie richtig, und so wurde Singulus zum schwarzen Loch für die Gelder der Investoren. Nun will sich der Beschichtungsspezialist und Hersteller von Maschinen zur Produktion optischer Speichermedien als Solarunternehmen positionieren. Wenn CEO Stefan Rinck schon mal nonchalant von „netten Bestellungen“ schwafelt, ist seine Sprache der wirtschaftlichen Situation des Unternehmens jedoch nie richtig angepasst.

Oft erkennt man schlechte Aktiengesellschaften an der unpassenden, verquasteten Sprache. Sätze wie: „Damit ist die ausstehende Prognose in ihrer derzeitigen Form für die Geschäftsjahre 2016 und 2017 mit überwiegender Wahrscheinlichkeit aus heutiger Sicht nicht mehr haltbar und wird hiermit mit sofortiger Wirkung von der Gesellschaft zurückgezogen.“ sind gekünstelt und sagen nur eins: Wir geben Prognosen ins Blaue ab und relativieren diese dann wieder, weil wir nach den letzten Strohhalmen greifen, um die Anleger bei der Stange zu halten. So geschehen bei Singulus, das sich noch acht Tage zuvor eines Grossauftrags aus China im Volumen von 110 Millionen Euro und damit dem grössten Liefervertrag der Firmengeschichte rühmte.

Die Jubelmeldung über einen unmittelbar bevorstehenden „zeitnahen Vertragsabschluss im hohen zweistelligen Millionenbereich über Produktionsanlagen für CIGS-Dünnschichtmodule“ gab es übrigens schon kurz vor der ausserordentlichen Hauptversammlung, auf der über die Rekapitalisierung der Gesellschaft abgestimmt wurde. Ein Schuft, wer schlechtes dabei denkt.

Jubelmeldungen und umgehende Korrekturen gab es in der new economy zuhauf. Sie sind tödlich für das Vertrauen. Singulus hat es definitiv verspielt und wird ziemlich sicher neue Tiefrekorde brechen. Dafür spricht schon der katastrophale Auftragseingang und Auftragsbestand. Eigentlich ist dieser deutsche Maschinenbauer eher eigenartig statt einzigartig.

Zum Autor:
Robert Jakob ist promovierter Naturwissenschaftler und Buchautor, arbeitete sowohl in der Grundlagenforschung als auch für Verlage, Versicherungen und Banken. Seit Jahrzehnten ist der Kommunikationsspezialist ein ausgewiesener Kenner der Finanzszene und leitete nicht nur die Redaktion des Swiss Equity Magazins, sondern auch ein Team von Aktienanalysten.

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Robert Jakob

Erschienen im Verlag Ellert & Richter
ISBN: 978-3-8319-0594-2
216 Seiten
Format: 14 x 22 cm; Klappenbroschur
Preis: 16.95 EUR (D), 17.50 EUR (A)

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