HSBC legt 2018 trotz Turbulenzen zu

HSBC legt 2018 trotz Turbulenzen zu
John Flint, CEO HSBC. (Foto: HSBC)

London – Die grösste europäische Bank HSBC hat unter ihrem neuen Chef John Flint 2018 trotz der weltweiten Finanzmarkt-Turbulenzen weiter zugelegt. Trotz vieler Unsicherheiten soll die Bank wie geplant bis 2020 eine noch deutlich höhere Rendite für ihre Anteilseigner erwirtschaften. Allerdings verfehlte HSBC zuletzt die Erwartungen von Analysten. Und Flint warnt angesichts des bevorstehenden Brexits und weltweiter Handelsstreitigkeiten vor Gefahren für die Weltwirtschaft. Der EU-Austritt Grossbritanniens hält die in London beheimatete HSBC ohnehin in Atem.

Im abgelaufenen Jahr steigerte die Bank ihren Konzerngewinn um mehr als ein Viertel auf rund 15 Milliarden US-Dollar (13,3 Mrd Euro), wie die HSBC am Dienstag in London mitteilte. Davon entfallen 12,6 Milliarden Dollar auf die Inhaber der Stammaktien. Sie sollen inklusive der vierten Zwischendividende für 2018 wie im Vorjahr eine Gesamtdividende von 51 Cent erhalten – und können in den kommenden Jahren mit einer ebenso hohen Ausschüttung rechnen.

Am Finanzmarkt kamen die Nachrichten nicht gut an. An der Börse in Hongkong, wo die Papiere der Hongkong & Shanghai Banking Corporation (HSBC) traditionell ebenfalls gehandelt werden, verlor die Aktie der Bank 1,8 Prozent an Wert.

Bereinigter Vorsteuergewinn  bleibt hinter Erwartungen
Denn im laufenden Geschäft kam HSBC nicht so stark voran, wie der Nettogewinn suggeriert. So stiegen die Nettoerträge vor allem getrieben vom Einlagengeschäft in Asien um fünf Prozent auf 53,8 Milliarden Dollar. Der um Sonderposten und Währungskurse bereinigte Vorsteuergewinn legte lediglich um drei Prozent auf 21,7 Milliarden Dollar zu, während vom Unternehmen befragte Analysten im Schnitt mit gut einer Milliarde mehr gerechnet hatten.

Im vierten Quartal bekam HSBC wie andere Geldhäuser die Turbulenzen an den Finanzmärkten zu spüren. In der Vermögensverwaltung, die die Gelder besonders reicher Kunden verwaltet, gingen die Erträge im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 18 Prozent auf 1,1 Milliarden Dollar zurück. Auch andere Grossbanken aus den USA und Europa hatten im vierten Quartal im Handelsgeschäft deutliche Rückgänge hinnehmen müssen.

Die HSBC-Führung setzt in ihren Plänen für die kommenden Jahre besonders auf das immer stärker umkämpfte Geschäft mit den Superreichen und will die Belegschaft in diesem Bereich bis zum Jahr 2022 um rund 1300 Mitarbeiter aufstocken – vor allem in Hongkong und Singapur. Da kommt ein solcher Rückschlag nicht gerade gelegen. Zudem schreibt HSBC in Europa weiter rote Zahlen. Rund 90 Prozent ihres Vorsteuergewinns erwirtschaftete die Bank 2018 in Asien.

Vorbereitungen auf Brexit
Unterdessen bereitet sich HSBC auf den Brexit vor. Um weiterhin für die Kunden in Grossbritannien und auf dem europäischen Kontinent da sein zu können, setzt sie auf ihre bereits etablierte Tochtergesellschaft in Frankreich. Derzeit liege die Priorität darauf, den Bankkunden in der derzeitigen Phase der Unsicherheit zu helfen.

Flint, der die HSBC-Führung vor einem Jahr von Stuart Gulliver übernommen hatte, gab sich von dem Brexit und den jüngsten Finanzmarkt-Turbulenzen unbeeindruckt. «Wir hatten einen wirklich guten Start ins Jahr 2019», sagte er am Morgen und bestätigte seine im vergangenen Sommer bekanntgegebenen Finanzziele.

So soll die Eigenkapitalrendite (RoTE) der Bank bis zum Jahr 2020 auf mehr als 11 Prozent steigen. Im abgelaufenen Jahr wuchs sie bereits von 6,8 auf 8,6 Prozent. Die harte Kernkapitalquote der Bank verschlechterte sich jedoch von 14,5 auf 14,0 Prozent und fiel damit noch etwas niedriger aus als von Experten im Schnitt erwartet.

HSBC ist mit einem Börsenwert von umgerechnet gut 150 Milliarden Euro die mit Abstand wertvollste Bank Europas und spielt als einziges europäisches Haus in der Liga der US-Branchenriesen JPMorgan Chase, Bank of America, Wells Fargo und Citigroup mit. Weltweit gehört sie zu den grössten Banken, hat nach eigenen Angaben rund 36 Millionen Kunden und ist in 66 Ländern vertreten, darunter auch Deutschland. (awp/mc/ps)

 

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