Wieder Streiks bei Lufthansa – 360 Flugausfälle am Donnerstag

Tausende Passagiere mussten auf Züge oder andere Flugverbindungen umgebucht werden, so dass sich an vielen Lufthansa-Schaltern lange Warteschlangen bildeten. Die Pilotenvereinigung Cockpit (VC) hatte die 740 CityLine-Piloten zu einem 36-stündigen Ausstand bis Freitagmittag aufgerufen. Für den zweiten Streiktag rechnet die Lufthansa mit 140 weiteren Flugstreichungen.


Schwerpunkt des Streiks in München
An allen 15 CityLine-Standorten in Deutschland mussten Flüge ins Inland und ins nahe europäische Ausland gestrichen werden. Zudem fielen immer noch einzelne, auch interkontinentale Verbindungen als Spätfolge des in der vergangenen Woche beendeten ver.di-Streiks beim Bodenpersonal aus. Schwerpunkt des CityLine-Streiks war München mit rund 90 gestrichenen Flügen. In Frankfurt wurden 20 Verbindungen von der Tafel genommen und in Hamburg 25. An den Schaltern bildeten sich lange Schlangen.


«Unverhältnismässig und unfair»
«Wir halten diese Aktion für unverhältnismässig und unfair den Passagieren gegenüber, weil sie so kurzfristig angekündigt wurde», kritisierte ein Lufthansa-Sprecher in Frankfurt. Es sei nicht nachvollziehbar, warum die Pilotenvereinigung nicht auf der Grundlage des vorliegenden Angebots verhandeln wolle. Das Unternehmen sei auch bereit, den Konflikt von einem «neutralen Dritten» schlichten zu lassen. Die Bezahlung der CityLine-Piloten sei heute schon weit überdurchschnittlich.


Gewerkschaft: Kein verhandlungsfähiges Angebot
Cockpit begründete die erst am Mittwochabend bekannt gemachten Aktionen damit, dass der Lufthansa-Konzern in den monatelangen Tarifverhandlungen kein verhandlungsfähiges Angebot vorgelegt habe. Die CityLine-Geschäftsführung hatte zuletzt 5,5 Prozent mehr Geld bei 18 Monaten Laufzeit sowie eine Einmalzahlung von 5.000 bis 7.000 Euro angeboten. «Ich setze darauf, dass sich der Arbeitgeber bewegt», sagte die Leiterin Tarifpolitik bei Cockpit, Ilona Ritter, dem dpa- Audiodienst. Im Kern geht es um mehr Geld, eine konkrete Forderung hatte die Gewerkschaft öffentlich aber nicht genannt. Ritter erklärte: «Wir haben keine Prozentzahl gefordert, wir sprechen von einer substanziellen Vergütungserhöhung.»


Streik bereits im Juli
Ritter sagte: «Wir entschuldigen uns bei den Passagieren für die Unannehmlichkeiten.» Die Piloten hätten sich allerdings schon im Mai per Urabstimmung mit mehr als 99 Prozent Zustimmung dafür ausgesprochen, «notfalls auch mit unbefristeten Arbeitskampfmassnahmen ihre Forderungen durchzusetzen». Bereits im Juli waren die Cockpitbesatzungen der Lufthansa-Töchter Eurowings und CityLine in einen 24-stündigen Ausstand und Ende Juli in einen 36 Stunden dauernden Streik getreten.


Auch Lufthansa-Piloten drohen mit Streik
Die Piloten des Lufthansa-Mutterkonzerns drohen ebenfalls mit Warnstreiks in den nächsten Tagen. Sie fordern eine eigene Konzern- Personalvertretung bei Deutschlands grösster Fluggesellschaft. Dazu bekräftigte Lufthansa -Personalvorstand Stefan Lauer den Willen des Unternehmens, diese Forderung juristisch abzuwehren. Ein Streik für eine eigene Vertretung der Piloten sei illegal und Lufthansa werde notfalls Schadensersatz einfordern. Der Gesetzgeber habe festgelegt, dass Kabinen- und Cockpitbesatzungen eine gemeinsame Vertretung hätten. Ausserdem beruhe die gesamte Historie der Mitbestimmung in Deutschland auf dem Grundsatz, dass Personalvertretungen nicht nach einzelnen Berufsgruppen unterteilt würden.


Einigung mit Eurowings?
Im Tarifstreit bei der Lufthansa-Tochter Eurowings zeigte sich Lauer zuversichtlich, dass in Kürze eine Einigung ohne weitere Streiks erzielt werde. Zuvor war bereits bei der Eurowings-Tochter Germanwings eine Einigung erreicht worden. Am Donnerstag hatten sich die Eurowings-Piloten nicht am Streik beteiligt.


Mit der Gewerkschaft ver.di hatte die Lufthansa am vergangenen Freitag eine Einigung erzielt: Die etwa 50.000 Beschäftigten der grössten deutschen Fluggesellschaft am Boden und in der Kabine sollen rückwirkend zum 1. Juli 2008 5,1 Prozent mehr Geld erhalten, vom 1. Juli 2009 an weitere 2,3 Prozent. Seit Mittwoch läuft dazu die Urabstimmung der Gewerkschaft ver.di. (awp/mc/pg/32)

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