US-Schluss: Aussicht auf Niedrigzinsen beflügelt nicht mehr

US-Schluss: Aussicht auf Niedrigzinsen beflügelt nicht mehr

New York – Der Glaube an weiterhin grosszügige Währungshüter war den Anlegern an den US-Börsen am Donnerstag kein Kaufargument mehr. Am Tag nachdem der marktbreite S&P 500 und die Nasdaq-Indizes neue Rekorde schrieben ging es nun für alle New Yorker Indizes bergab. Der Dow Jones Industrial fiel um 0,47 Prozent auf 27 140,98 Punkte. Das Kursbarometer der Wall Street erlitt so seinen grössten Tagesverlust seit einem Monat.

Die Europäische Zentralbank machte den Anlegern zwar Hoffnung, dass der Glaube an eine noch lockerere Geldpolitik keine Illusion ist. Am Markt hiess es aber, dass die Hinweise der EZB nicht so konkret ausfielen wie von einigen für möglich gehalten – und so die Messlatte für die Fed in der kommenden Woche nicht sonderlich hoch gelegt worden sei.

Mit der jüngsten Rally hatten Anleger den Notenbanken ausserdem schon viel Vorschuss gegeben. Für die weiteren New Yorker Indizes blieben neue Rekorde daher aus. Der S&P 500 gab um 0,53 Prozent auf 3003,67 Punkte nach. Der technologielastige Nasdaq 100 sank um 1,01 Prozent auf 7929,87 Zähler. Die tags zuvor erstmals passierte Marke von 8000 Punkten ist damit für den Auswahlindex vorerst wieder Geschichte.

Die Berichtssaison der Unternehmen konnte dem Markt ebenfalls nicht mehr positiv ihren Stempel aufdrücken. Der anhaltende Sinkflug bei der schwergewichtigen Boeing -Aktie gab im Dow die negative Richtung vor. Am Vortag schon waren sie angesichts der Krise mit dem 737 Max wegen tiefroter Zahlen abgerutscht, nun ging es nochmals um 3,7 Prozent abwärts auf ein Tief seit Mitte Juni.

Vor den nachbörslich erwarteten Zahlen von Giganten wie Alphabet , Amazon oder Intel kamen aktuelle Quartalsbilanzen bei Anlegern meist negativ an. Aktien von Dow Inc zum Beispiel sackten um 3,8 Prozent ab, weil der Chemiekonzern im abgelaufenen Quartal die abkühlende Weltkonjunktur zu spüren bekam. Umsatz und Gewinn waren im Jahresvergleich zurückgegangen.

Negativ von sich Reden machten auch einige Autokonzerne, allen voran Tesla mit einem Kurssturz um 13,6 Prozent. Wegen der hohen Anlaufkosten für den Hoffnungsträger Model 3 schockte der Elektroautobauer seine Anleger mit einem überraschend hohen Verlust im zweiten Quartal.

Mit 7,5 Prozent schwer unter Druck gerieten aus der Autobranche auch die Ford -Aktien. Hier waren es hohe Kosten für den Konzernumbau, die einen heftigen Gewinneinbruch im zweiten Quartal verursachten und so die Anleger verschreckten.

Mit minus 5,1 Prozent waren die Aktien von Paypal ein grosser Verlierer unter den Technologiewerten an der Nasdaq. Der Online-Bezahldienst hat seine Anleger mit einem gesenkten Umsatzausblick vor den Kopf gestossen. Dabei konnten sich die Ergebnisse für das abgelaufene zweite Quartal noch gut sehen lassen.

Facebook schlossen sich dem Abwärtsstrudel nach freundlichem Start mit einem Abschlag von 1,9 Prozent an. Das Soziale Netzwerk verdrängte eine Rekord-Datenschutzstrafe in den USA mit einem Milliardengewinn im zweiten Quartal. Nun aber hat der Konzern mit einer Kartelluntersuchung schon wieder neue Untersuchungen durch die US-Behörde FTC vor der Brust.

Zeitweise war der Mischkonzern 3M mit freundlichen Kursen ein Lichtblick, aber auch hier tauchten die Aktien letztlich mit 0,7 Prozent ins Minus ab. Umsatz und Gewinn waren im zweiten Quartal gesunken, wenn auch nicht so stark wie befürchtet.

Der Kurs des Euro schwankte nach dem Zinsentscheid der EZB. Erst kletterte die Gemeinschaftswährung bis auf 1,1188 US-Dollar, zuletzt wurden in New York jedoch auf Vortagsniveau wieder 1,1146 Dollar gezahlt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hatte den Referenzkurs zwischenzeitlich auf 1,1115 (Mittwoch: 1,1140) US-Dollar festgesetzt. Der Dollar kostete damit 0,8997 (0,8977) Euro.

US-Staatsanleihen haben am Donnerstag etwas nachgegeben. Richtungweisende zehnjährige Anleihen verloren 9/32 auf 102 20/32 Punkte. Sie rentierten mit 2,08 Prozent. (awp/mc/pg)

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