Marc Wannhoff, CEO Doetsch Grether, im Interview

Marc Wannhoff, CEO Doetsch Grether, im Interview
Marc Wannhoff, CEO Doetsch Grether AG. (Foto: zvg)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Wannhoff, ich habe mit Grether’s Pastillen ein Problem. Sie haben grosses Suchtpotenzial. Kennen Sie entsprechende Rückmeldungen?

Marc Wannhoff: Das ist eine gute Frage (lacht): Tatsächlich höre ich das sehr häufig. Es gibt viele begeisterte Fans der Grether‘s Pastillen und sie haben u.a. aufgrund der Konsistenz und des Geschmacks tatsächlich «Suchtpotential». Auch bei uns in den Sitzungszimmern müssen wir die Grether’s Pastillen sehr häufig nachfüllen. Aber es gibt gute Nachrichten für alle, die die Pastillen lieben. Wir bieten Grether’s Pastillen auch in einem grösseren Format an – einer 440g Dose, z.B. für die ganze Familie.

Die goldene «Grether’s»-Dose gilt als Schweizer Kulturgut. Ursprünglich handelte es sich aber um ein Produkt aus London. Können Sie uns einen kurzen geschichtlichen Rückblick geben?

Tatsächlich kommen die Pastillen ursprünglich aus England. Ab 1930 wurde das englische Produkt exklusiv durch Doetsch Grether in der Schweiz vertrieben. Aufgrund des sehr grossen Erfolgs hat man sich dann 1974 entschieden, dass Produkt zu übernehmen. Seither werden die Pastillen am Bodensee in der Schweiz produziert. In der Werbung haben wir früher auch mit der britischen Herkunft gespielt – das war sehr in Mode. Seit einigen Jahren haben wir die Vermarktungsschwerpunkte aber umgestellt und die Produktleistungen stehen klar im Vordergrund. Dies kommt unter anderem in unserem Claim «Balsam für Deine Stimme» zum Ausdruck. Einmal im Jahr offerieren wir auch eine Limited Edition. Hier kommen spezielle Schweizer Sujets auf den goldenen Dosen der Grether’s Pastillen zum Einsatz, die von einer Basler Künstlerin exklusiv für Grether’s gestaltet werden. Natürlich freut es mich, wenn die Pastillen als Schweizer Kulturgut wahrgenommen werden, dann haben wir hier offensichtlich etwas richtig gemacht.

«Aufgefrischt und wiedererkennbar präsentiert sich das Sortiment unter dem gekürzten Markennamen «Grether’s» – die Golddose als Kernstück und Markenbotschafter bleibt dabei unverändert.»
Marc Wannhoff, CEO Doetsch Grether

Sie haben die grössere Dose erwähnt. Doetsch Grether überarbeitet die Marke und weitet auch das Sortiment aus. Was ist geplant oder zum Teil schon umgesetzt?

Die Grether’s Golddose hat Anfang Jahr ein neues Verpackungsdesign erhalten. Aufgefrischt und wiedererkennbar präsentiert sich das Sortiment unter dem gekürzten Markennamen «Grether’s» – die Golddose als Kernstück und Markenbotschafter bleibt dabei unverändert. Auch die Rezeptur und somit der beliebte Geschmack, von dem weit über die Landesgrenze geschwärmt wird, bleiben so, wie sie sind. Ausserdem bieten wir unter der Marke Grether’s auch eine vegane Linie an, um die Bedürfnisse aller Kunden abzudecken.

Die Pastillen werden alle in einer Manufaktur in Altnau am Ufer des Bodensees hergestellt. Von welchen Volumen sprechen wir?

Grether’s Pastillen werden aufs Sorgfältigste mit hochwertigen und naturreinen Zutaten hergestellt. Das bedeutet auch, dass sehr viel Handarbeit in den Pastillen steckt. In keine andere Pastille wird so viel Zeit investiert – ganze drei Monate müssen die Pastillen ruhen. Wie edler Wein oder Käse reifen die Pastillen während dieser Zeit. Jedes Jahr werden weltweit über 85 Millionen Grether’s Pastillen konsumiert – eine stattliche Zahl.

Weshalb die Ruhezeit von drei Monaten?

In dieser Zeit müssen die Pastillen in speziellen Klimakammern ruhen und reifen. Dabei verdunstet Feuchtigkeit und der unverkennbar feine Geschmack der Pastillen reift heran. Auch die geschmeidige Konsistenz wird nur so erreicht. Es ist wirklich sehr vergleichbar mit einem Käse. Frisch oder gereift entstehen ganz andere Aromen und auch die Konsistenz wird nur auf diese Weise so besonders, wie unsere Kunden es von den Grether’s Pastillen erwarten.

«Bekannte Marken von Doetsch Grether sind neben Grether’s unter anderem Magnesium Diasporal, neo-angin, Omega-life, Sulgan, Tiger Balm und Ceylor.»

Die Pastillen sind ein wichtiger Umsatzträger des Unternehmens. Mit welchen Produkten generieren Sie sonst die grössten Umsätze?

Die Vision von Doetsch Grether lautet «Besser Leben!» Mit diesem Anspruch bieten wir ein breites Sortiment von Gesundheitsprodukten an, von verschreibungspflichtigen und frei verkäuflichen Arzneimitteln bis zu Nahrungsergänzungsmitteln unterschiedlichster Art. Bekannte Marken von Doetsch Grether sind neben Grether’s unter anderem Magnesium Diasporal, neo-angin, Omega-life, Sulgan, Tiger Balm und Ceylor. Darüber hinaus bieten wir unter unserer Marke Vita Health Care verschiedenste komplex zusammengesetzte Nahrungsergänzungsmittel zur Erhaltung und Verbesserung der Gesundheit an.

Wie hoch war im vergangenen Jahr der Umsatz von Doetsch Grether und wie ist das Unternehmen noch vom Ziel entfernt, bei frei verkäuflichen Medikamenten unter die Top-5 in der Schweiz zu kommen?

Umsatztechnisch bewegen wir uns in schnellen Schritten auf 100 Millionen Franken zu. Als Familienunternehmen publizieren wir allerdings keine Zahlen nach aussen. Den öffentlich verfügbaren Daten zum Markt für freiverkäufliche Gesundheitsprodukte in Schweizer Apotheken und Drogerien können Sie entnehmen, dass wir im letzten Jahr das am schnellsten wachsende Unternehmen in diesem Marktsegment waren und wir stehen kurz davor in die Top-5 vorzustossen.

Welchen Anteil haben die Umsätze im internationalen Geschäft?

Unser strategischer Fokus ist ganz klar der Schweizer Heimatmarkt und hier generieren wir auch den mit Abstand grössten Teil unserer Umsätze. Darüber hinaus betreiben wir aus der Schweiz heraus ein internationales Geschäft in ausgewählten Märkten. Auch dies entwickelt sich sehr erfreulich, aber der Schweizer Markt ist und bleibt unser Hauptfokus.

«Unser strategischer Fokus ist ganz klar der Schweizer Heimatmarkt und hier generieren wir auch den mit Abstand grössten Teil unserer Umsätze.»

Entwickelt und produziert Doetsch Grether auch eigene Produkte?

Wir haben keine eigene Forschungs- und Entwicklungsabteilung, aber zusammen mit externen Partnern entwickeln wir die bestehenden Produkte laufend weiter und sind auch immer auf der Suche nach neuen aussichtsreichen Produkten.

Doetsch Grether wurde 1899 als Apotheke in Basel gegründet. Nach dem gesundheitsbedingten Rückzug der Inhaberin Esther Grether konnte keine Nachfolgeregelung in der Familie gefunden werden. Wem gehört Doetsch Grether oder wer nimmt die Interessen von Esther Grether wahr?

Wir sind von einem familiengeführten Unternehmen in eine neue Rolle hineingewachsen. Heute sind wir ein Unternehmen, das von einem unabhängigen, von der Familie bestimmten Verwaltungsrat geführt wird – Valentino Cè ist Verwaltungsratspräsident und er reflektiert mit uns die Strategie. Gleichzeitig sind wir nach wie vor im Familienbesitz. Man kann also sagen: Vom familiengeführten Unternehmen zum Unternehmen in Familienbesitz.

Herr Wannhoff, besten Dank für das Interview.

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