Christoph Zweifel, CEO Zweifel Chips & Snacks AG, im Interview

Christoph Zweifel, CEO Zweifel Chips & Snacks AG, im Interview
Christoph Zweifel ist seit 2020 CEO der Zweifel Chips & Snacks AG. (Foto: zvg)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Zweifel, Umsatzrekorde haben bei Zweifel nach neun Jahren in Serie eine gewisse Normalität. Haben Sie 2024 grössere Mengen verkauft oder sind die Preise gestiegen?

Christoph Zweifel: Das Jahr 2024 reiht sich tatsächlich in eine Serie erfolgreicher Geschäftsjahre ein. Im Detailhandel ging es positiv weiter und auch der Out of Home Bereich ist trotz des wetterbedingt schlechten Sommers gut gewachsen. Nur die Umsätze in der Gastronomie haben die verregneten Wochenenden und die damit einhergehenden fehlenden Badeanstalten- und Bergrestaurantbesuche zu spüren bekommen.

Des Weiteren schliessen wir unsere tollen Ergebnisse auf starke Teamarbeit zurück: Als 67-jähriges Schweizer Familienunternehmen hat Zweifel in der Schweiz Kultstatus erreicht und die Marke zum Lovebrand gemacht. Dabei ist wichtig, stets am Puls der Zeit zu bleiben, auf die Konsument:innen einzugehen und laufend neue Innovationen auf den Markt zu bringen.

Auch wenn Zweifel seit September letzten Jahres von der Unternehmensmarke her als umfassender Snack-Anbieter präsent ist – zuerst zum bekanntesten Produkt, den Original Chips. Ich nehme an, Paprika war auch 2024 die beliebteste Geschmacksrichtung…

Ja, das stimmt – Paprika bleibt unangefochten unsere beliebteste Sorte. Sie ist so etwas wie der Klassiker im Sortiment und bei Jung und Alt gleichermassen beliebt. Auch 2024 zeigt sich, dass unsere Konsumentinnen und Konsumenten bei Paprika gerne zugreifen – sei es als bewährter Snack für zwischendurch oder als Highlight auf dem Apéro-Tisch. Trotzdem ist es uns wichtig, immer wieder mit Innovationen zu überraschen.

«Es ist wichtig, stets am Puls der Zeit zu bleiben, auf die Konsument:innen einzugehen und laufend neue Innovationen auf den Markt zu bringen.»
Christoph Zweifel, CEO Zweifel Chips & Snacks AG

…wie zum Beispiel aktuell die neue Chips-Geschmacksrichtung «Chnoblibrot». Rechnet sich das, wenn Paprika, Nature und die Nr.3 Salt & Vinegar einen so grossen Marktanteil haben?

Unsere Klassiker wie Paprika, Nature und Salt & Vinegar machen tatsächlich den Grossteil unseres Absatzes aus – sie sind etabliert, geliebt und stehen für Kontinuität. Neue Sorten wie «Chnoblibrot» sind hingegen wichtige Impulsgeber. Sie bringen frischen Wind ins Regal, sprechen neugierige Konsumentinnen und Konsumenten an und stärken unsere Innovationskraft als Marke. Auch wenn solche limitierten Editionen mengenmässig nicht an die Klassiker herankommen, zahlen sie sich aus – sei es durch zusätzliche Aufmerksamkeit, neue Käuferschichten oder wertvolle Erkenntnisse für zukünftige Entwicklungen.

Daneben gibt es die KEZZ-Reihe, Cractiv mit weniger Fett, Wave-Chips, Bio-Chips oder Corn-Chips – alle in verschiedenen Geschmacksrichtungen. Lässt sich in wenigen Worten der Ablauf beschreiben, wie aus einer Idee wie «Chnoblibrot» ein fertiges Produkt entwickelt wird?

Die Entwicklung beginnt oft mit einem Trend, einem Kundenbedürfnis oder auch einer mutigen Idee aus dem Team. Danach durchläuft die Sorte mehrere Phasen: Geschmackskreation, technische Umsetzbarkeit, Konsumententests und natürlich interne Degustationen – bis sie marktreif ist. Von der ersten Idee bis zur fertigen Chips-Packung dauert es in der Regel sechs bis zwölf Monate.

«Von der ersten Idee bis zur fertigen Chips-Packung dauert es in der Regel sechs bis zwölf Monate.»

Zweifel beherrscht den Chips-Markt in der Schweiz – obwohl es ja an Konkurrenz wie zum Beispiel Pringles oder den Eigenmarken von Denner, Aldi und Lidl nicht fehlt. Wie stark profitieren Sie neben der Qualität davon, dass Zweifel – wie Sie eingangs erwähnt haben – ein absoluter «Love Brand» der Schweizer Bevölkerung ist?

Wir sind dankbar für das Vertrauen, das uns die Schweizerinnen und Schweizer entgegenbringen. Der Status als «Love Brand» ist kein Selbstläufer – er entsteht durch starke Markenpräsenz und kontinuierliche Weiterentwicklung, aber vor allem durch innovative Neuheiten, echte Nähe zu den Konsument:innen sowie Interaktion mit ihnen. Diese Interaktion erreichen wir zum Beispiel dank unseres «FriendZ»-Netzwerks: unsere Community gibt uns direkte Feedbacks, liefert Antworten auf Umfragen und bringt Ideen ein, die sie bewegt. Diese emotionale Bindung ist ein starkes Differenzierungsmerkmal im Vergleich zu globalen Marken und Discounterprodukten.

Unabhängig vom Geschmack benötigt Zweifel Unmengen an Kartoffeln für die Chips. Wie viel verarbeiten Sie jedes Jahr?

Wir verarbeiten pro Jahr rund 27’000 Tonnen Kartoffeln, wenn möglich komplett aus Schweizer Anbau. Der Rohstoff ist für uns zentral, darum arbeiten wir eng mit über 300 Bäuerinnen und Bauern zusammen. Im Rahmen der Transparenz haben wir den Namen des Bauern auf der Packung oben rechts eingefügt. Dort findet man mittels QR-Code auch weitere Informationen zum Bauern sowie zum Herstellungsprozess.

Bei diesen Mengen kommt das «Snackwerk» in Spreitenbach langsam an seine Grenzen. Was sehen die Erweiterungsarbeiten vor, die Mitte 2027 abgeschlossen sein sollen?

Um das erwartete Volumen abdecken zu können, müssen wir unsere Kapazitäten erhöhen und dafür rechtzeitig bauen. Die Investitionen in das neue Snackwerk belaufen sich auf rund 40 Mio. Franken. Geplant sind schnellere Abläufe und optimierte Prozesse, um die steigende Nachfrage auch in Zukunft zuverlässig und mit höchster Qualität bedienen zu können.

Mit diesem Schritt setzen wir ein weiteres Bekenntnis zur Schweiz als Produktionsstandort und führen das Vermächtnis unseres Mitgründers und ehemaligen Patrons Hansheinrich Zweifel fort, der sich hier als Pionier auf grüner Wiese mutig bewiesen hat.

2021-2023 waren Jahre mit schlechten Kartoffelernten und auch 2024 war nur mittelmässig. Wie viele Kartoffeln können Sie in der Schweiz beziehen?

Wenn immer möglich verarbeiten wir Schweizer Kartoffeln in unserem Werk in Spreitenbach. Im langjährigen Schnitt stammen 90% der Kartoffeln von unseren rund 300 Schweizer Bauern aus der Schweiz, d.h. im langjährigen Schnitt müssen wir aufgrund von (wetterbedingten) Fehlmengen 10% Kartoffeln importieren. Wir müssen jedoch nicht in jedem Jahr importieren.

Wie sah es im vergangenen Jahr aus?

Entgegen zahlreichen Prognosen und auch medialer Berichterstattung erreichten wir 2024 eine gute Versorgungslage. Die Erträge waren durchschnittlich bis gut, und aufgrund unserer grosszügigen Anbauplanung von 10 % Anbaureserve konnten wir unseren Jahresbedarf zum grössten Teil mit inländischen Rohstoffen decken. Beim Erntejahr sprechen wir von der Zeitspanne Sommer bis Sommer. Bezogen auf das Kalenderjahr 2024 liegt der Importanteil aufgrund des schlechten Ernte-Anteils von 2023 bei rund 15%.

Die aktuelle Ernte sieht sehr positiv aus, wodurch wir für das Jahr 2025 optimistisch mit einer überdurchschnittlich guten Ernte rechnen.

Mit dem neuen Namen «Zweifel Chips & Snacks AG» wurde der Entwicklung hin zu einem umfassenden Snack-Anbieter Rechnung getragen – oder auch der Tageszeit, zu der Ihre Produkte konsumiert werden. 2020 wurde der Tischgebäck-Spezialist Berger übernommen und 2023 folgte die Einführung der Produktinnovation «Vaya Waffeln» als Eintritt ins Znüni-Segment. Was hat Sie zu dieser Erweiterung des Geschäfts bewogen?

Im September 2024 ging das Unternehmen mit der neuen Unternehmensmarke Zweifel Chips & Snacks AG einen wichtigen Schritt. Dieser ist die direkte Folge der strategischen Entwicklung zur umfassenden Snacking-Anbieterin. Mit den beiden Marken Zweifel und Berger, die unverändert bleiben, bieten wir salzige und süsse Snacks für jede Tageszeit an.

Das Snackverhalten verändert sich – heute wird nicht mehr nur am Abend gesnackt, sondern über den ganzen Tag verteilt. Mit der Integration von Berger und der Lancierung von «Vaya» haben wir unser Sortiment bewusst erweitert, um neue Momente zu bedienen – etwa das Znüni oder den Büro-Snack. Zudem möchte Zweifel als Unternehmen mit der Unternehmensmarke in Zukunft wichtige Themen stärker nach aussen tragen. Zum Beispiel das Engagement im Bereich Nachhaltigkeit.

«Das Snackverhalten verändert sich – heute wird nicht mehr nur am Abend gesnackt, sondern über den ganzen Tag verteilt.»

Hat sich der Schritt bewährt?

Ja, absolut. Wir können nun Themen platzieren, die uns als Unternehmen beschäftigen und nichts direkt mit unseren Brands zu tun haben. Zum Beispiel haben wir zweimal hintereinander die Auszeichnung «Bester Arbeitgeber» erhalten, was uns sehr ehrte. Unser Bestreben ist es, auch weiterhin als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen zu werden.

Was tut das Unternehmen, dass es so zufriedene Mitarbeitende hat?

Wir pflegen und leben eine Unternehmenskultur, die auf Wertschätzung, Vertrauen und Mitgestaltung basiert. Unsere Mitarbeitenden sind stolz auf das, was sie tun – und das spürt man. Dazu kommen gezielte Weiterbildungen, flexible Arbeitsmodelle und eine starke Identifikation mit der Marke Zweifel. Kurz gesagt: Wir setzen uns mit Leidenschaft für unsere Kundinnen und Kunden ein – und ebenso füreinander.

«Unsere Mitarbeitenden sind stolz auf das, was sie tun – und das spürt man.»

Sie haben das Thema Nachhaltigkeit angesprochen. Wie sieht Ihre Strategie aus?

Das Thema Nachhaltigkeit ist uns sehr wichtig: Ende Herbst 2024 publizierten wir daher unseren ersten öffentlichen Nachhaltigkeitsbericht nach den Standards der Global Reporting Initiative (GRI). Zweifel verfolgt mit der Vision «Netto-Null 2040» das Ziel, die Produktion von Chips und Snacks fossilfrei zu gestalten. Als einen wichtigen Schritt in diese Richtung hat sich das Unternehmen zur Science Based Target Initiative (SBTi) bekannt. Zudem setzt Zweifel auf die Förderung regenerativer Landwirtschaft und den Erhalt der Biodiversität, wobei ein besonderer Fokus auf möglichst regionaler Beschaffung liegt. Nachhaltigkeit war schon immer ein zentraler Wert unserer Firmenkultur. Nun können wir authentisch und transparent zeigen, wo wir auf unserer Nachhaltigkeitsreise stehen.

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