US-Schluss: Mühsame Stabilisierung nach Kursrutsch

New York – Die anfangs richtungslosen US-Börsen haben sich am Donnerstag stabilisiert. Anhaltende Sorgen der Anleger wegen des steigenden Staatsdefizits der Vereinigten Staaten, die zur Wochenmitte einen Kursrutsch ausgelöst hatten, schoben der Kaufbereitschaft allerdings einen Riegel vor.
Der Leitindex Dow Jones Industrial arbeitete sich zeitweise zwar in positives Terrain vor, schloss aber prozentual unverändert mit 41.859,09 Punkten. Ähnlich sah es beim marktbreiten S&P 500 aus, der letztlich um 0,04 Prozent auf 5.842,01 Punkte sank. Für den technologielastigen Auswahlindex Nasdaq 100 ging es um 0,15 Prozent auf 21.112,47 Punkte hoch.
Die vorangegangene Erholungsrally habe sich abgekühlt, beschrieb Craig Johnson vom US-Finanzunternehmen Piper Sandler das jüngste Börsengeschehen. Er hält eine Kurskonsolidierung für wahrscheinlicher als einen erneuten deutlichen Rückgang. Weitere deutliche Gewinne würden einen sichtbaren Rückgang der Renditen am US-Anleihenmarkt erfordern, ergänzte Louis Navellier, Chief Investment Officer bei Navellier & Associates.
Das von US-Präsident Donald Trump vorangetriebene Steuer- und Ausgabengesetz passierte an diesem Donnerstag mit einer denkbar knappen Mehrheit das Repräsentantenhaus. Geplant ist unter anderem, Steuererleichterungen aus Trumps erster Amtszeit dauerhaft zu verlängern. Gegenfinanziert werden soll das etwa durch Einschnitte bei Sozialleistungen – was bei den Demokraten auf scharfen Widerstand stösst. Als nächstes steht die Abstimmung im ebenfalls von Trumps Republikanern dominierten Senat an. Sollte dieser das Gesetz verabschieden, muss es noch vom Präsidenten unterzeichnet werden.
An den US-Börsen standen unter anderem die Aktien von Krankenversicherern wie Humana und Unitedhealth im Fokus – mit Kursverlusten von 7,6 beziehungsweise 2,1 Prozent. Die für die Verwaltung der Gesundheitsprogramme Medicare und Medicaid zuständige Regierungsorganisation CMS hatte eine «erhebliche Ausweitung» ihrer Prüfungen angekündigt.
Für die Papiere des Photovoltaikkonzerns First Solar ging es um weitere 4,3 Prozent nach unten. Trumps Steuergesetz dürfte das Ende für etliche Subventionen im Bereich Alternative Energien bedeuten. Beim Halbleiterhersteller Analog Devices sorgte ein enttäuschender Quartalsausblick für Kursverluste von 4,6 Prozent. Auch andere Chiptitel standen unter Druck.
Dagegen schnellten Snowflake -Titel um mehr als 13 Prozent empor. Der Cloud-Spezialist überraschte mit seiner Prognose für den Produktumsatz im laufenden Quartal positiv und hob das diesbezügliche Jahresziel an.
Die Anleger von Urban Outfitters konnten sich über einen Kurssprung von knapp 23 Prozent und ein Rekordhoch freuen. Der Bekleidungshändler hatte mit seinem Nettoumsatz im ersten Quartal positiv überrascht.
Für Nike ging es an der Dow-Spitze um 2,2 Prozent nach oben. Der Sportartikelhersteller will seine Produkte wieder auf der Online-Plattform von Amazon verkaufen. Diese hatte der Konzern 2019 verlassen. Amazon-Titel gewannen 1 Prozent.
Die Aktien der Kryptowährungs-Handelsplattform Coinbase zogen um 5 Prozent an. Sie profitierten von der anhaltenden Rekordjagd des Bitcoin, der erstmals die Marke von 112.000 Dollar erreichte. (awp/mc/pg)