Novo Nordisk senkt Ausblick wegen hoher Konkurrenz erneut – Neuer Konzernchef

Novo Nordisk senkt Ausblick wegen hoher Konkurrenz erneut – Neuer Konzernchef
Maziar Mike Doustdar leitet Novo Nordisk ab 7. August. (Foto: Novo Nordisk)

Bagsvaerd – Der Pharmakonzern Novo Nordisk hat weiterhin mit der starken Konkurrenz für seine Diabetes- und Abnehmmitteln Ozempic und Wegovy zu kämpfen. Weil das zweite Halbjahr voraussichtlich schwächer ausfällt als erhofft, stutzen die Dänen ihre Jahresziele erneut zurecht. Novo hatte erst im Mai seine Ziele gekürzt. An der Börse brach die Aktie um 28 Prozent ein und fiel auf den tiefsten Stand seit 2022.

Da half auch nicht, dass mit Maziar Mike Doustdar ein neuer Unternehmenschef aus den eigenen Reihen gefunden wurde. Der bisherige Vizepräsident für Novos internationale Aktivitäten folgt auf Lars Fruergaard Jorgensen, der nach acht Jahren an der Konzernspitze ausgetauscht wird. Doustdar soll seinen neuen Job am 7. August antreten.

Doustdar sei ein «aussergewöhnlicher» Manager und habe die uneingeschränkte Unterstützung des Aufsichtsrates, liess sich dessen Chef Helge Lund in einer Konzernmitteilung zitieren. «Wir sind sicher, dass er die beste Person ist, um Novo Nordisk in die nächste Phase seines Wachstums zu führen.»

Konkurrenz belastet
Seinem langjährig erfolgreichen Vorgänger Jorgensen dürfte der Verwaltungsrat die aktuelle Schwäche des Geschäfts ankreiden, der mit einem enormen Kursverfall einhergeht. Novo Nordisk hat einerseits mit dem Vormarsch des Konkurrenten Lilly zu kämpfen, andererseits machen dem Konzern durch US-Apotheken in den USA hergestellte billigere Kopien zu schaffen.

Die US-Medikamentenaufsicht FDA hatte diese Praxis zwar eine Zeit lang erlaubt, weil durch die enorme Nachfrage nach den Gewichtssenkern eine Mangelsituation entstanden war. Doch seitdem die Ausnahmeregelung im Mai zurückgenommen wurde, machen offenbar zahlreiche Anbieter weiter. Sehr zum Missfallen von Novo Nordisk, wie jetzt deutlich wurde: Das sogenannte Compounding sei «unsicher und rechtswidrig» und werde aktuell trotz des Auslaufens der FDA-Schonfrist fortgesetzt, prangerte der Konzern in seiner Mitteilung an.

Eigene Recherchen hätten ergeben, dass mehrere Unternehmen weiterhin zusammengesetzte Präparate «unter dem falschen Deckmantel der Personalisierung vermarkten und verkaufen», und zwar mit illegalen oder nicht authentischen ausländischen pharmazeutischen Wirkstoffen. Novo forderte deshalb ein energisches Eingreifen der Behörden und kündigte seinerseits auch den Gang vor die Gerichte an.

Geschäft mit Wegovy und Ozempic bleiben hinter den Erwartungen zurück
Ursprünglich hatte das Management gehofft, dass mit dem Auslaufen der Kopien das weggebrochene Geschäft wieder zu Novo fliesst. Doch Wegovy und Ozempic dürften sich im wichtigen US-Markt in der zweiten Jahreshälfte weniger gut verkaufen als gedacht, hiess es von Seiten des Unternehmens. Aber auch im einigen anderen Märkten hätten sich die Aussichten insbesondere für den Appetitzügler Wegovy eingetrübt.

Die Dänen erwarten nun für 2025 ein Umsatzwachstum auf Basis konstanter Wechselkurse von 8 bis 14 Prozent, nachdem der Ausblick im Mai auf 13 bis 21 Prozent Umsatzplus gekürzt worden war. Im vergangenen Quartal stieg der Erlös immerhin noch um 18 Prozent. Der operative Gewinn kletterte in den drei Monaten währungsbereinigt um 40 Prozent. Diese Kennziffer dürfte nun laut Management im Gesamtjahr lediglich noch um 10 bis 16 Prozent wachsen, statt wie bisher geplant um 16 bis 24 Prozent.

An der Börse wurden durch den aktuellen Kurseinbruch am Dienstag auf einen Schlag umgerechnet Dutzende Milliarden Euro Börsenwert vernichtet. Zum aktuellen Kurs von weniger als 360 Kronen bringt es Novo Nordisk lediglich noch auf eine Marktkapitalisierung von gut 200 Milliarden Euro.

Das sah zeitweise ganz anders aus: Der Hype rund um GLP-1-Diabetes- und Abnehmmedikamente hatte den Novo-Nordisk-Kurs von Ende 2020 bis Mitte 2024 um fast 400 Prozent auf 1.033 Kronen nach oben getrieben. Das hatte Novo Nordisk zum wertvollsten Unternehmen im europäischen Index Stoxx Europe 50 gemacht, mit einer Marktkapitalisierung von – zum aktuellen Wechselkurs – umgerechnet 469 Milliarden Euro. Mittlerweile reicht es nicht einmal mehr für die Top 10 im Stoxx Europe 50. (awp/mc/pg)

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