Schweizer Unternehmen reagieren gelassen auf US-Zölle

Schweizer Unternehmen reagieren gelassen auf US-Zölle
(Adobe Stock)

Zürich – In ersten Reaktionen zeigen sich grosse Schweizer Firmen von den drohenden US-Zöllen zunächst wenig beeindruckt. Aktuell überprüfen sie vor allem die möglichen Auswirkungen und warnen vor einer Panik. Zudem wollen zahlreiche Unternehmen ihre Präsenz in den USA weiter ausbauen, um die Zölle damit zu umgehen. Nachfolgend einige Stellungnahmen der Unternehmen gegenüber der Nachrichtenagentur AWP.

ABB: ABB wird die Situation weiterhin sehr genau beobachten. Wir evaluieren kontinuierlich unsere Lieferkettenstrategien, um sicherzustellen, dass wir unsere Verpflichtungen gegenüber unseren Kunden weiterhin erfüllen. Im Einklang mit unserem dezentralen Betriebsmodell werden unsere Geschäftseinheiten die Situation adressieren und entsprechende Massnahmen ergreifen.

EMMI: Bei Emmi sind insbesondere aus der Schweiz exportierte Käsespezialitäten wie Gruyère AOP davon betroffen. Diese Produkte sind durch das AOP-Qualitätssiegel geschützt und stehen für höchste Qualität und Schweizer Handwerkskunst. Bereits im zweiten Quartal dieses Jahres sah sich Emmi gezwungen, aufgrund zoll- und wechselkursbedingter Entwicklungen Preiserhöhungen für diese Käsespezialitäten vorzunehmen. Die neuen Rahmenbedingungen erfordern nun eine erneute Anpassung der Preise.

EMS-CHEMIE: Bereits vorbeugend stellte sich EMS auch auf mögliche internationale Handelsbarrieren ein und strukturierte die eigenen Lieferketten entsprechend. (…) Die in den USA verkauften Produkte werden fast ausschliesslich in den USA produziert oder sind als wichtige Spezialitäten von USA-Zöllen befreit.

KÜHNE+NAGEL: Als global tätiger Konzern ist der Schweiz-Anteil von Kühne+Nagel klein. Wir stehen unseren Kunden jedoch mehr denn je zur Seite, um sie bei Verzollungsthemen zu beraten.

LINDT&SPRÜNGLI: Die US-Zollerhöhungen auf Importe aus der Schweiz und weiteren europäischen Ländern haben nur begrenzte unmittelbare Auswirkungen auf Lindt&Sprüngli. Der überwiegende Teil der in den USA verkauften Lindt-Produkte wird lokal in unserem Produktionswerk in Stratham, New Hampshire, hergestellt. Produkte aus Europa machen nur einen kleinen Teil unseres Gesamtvolumens in den USA aus. Wir evaluieren derzeit verschiedene Optionen, wie wir mit den Zöllen künftig umgehen.

LONZA: Wir verfolgen weiterhin aufmerksam die Entwicklungen im Zusammenhang mit den US-Importzöllen. Mit einer starken Präsenz in der Fertigung in den USA über alle unsere Geschäftsplattformen hinweg, einem starken globalen Netzwerk und einer US-Beschaffungsstrategie, die den Bezug aus dem Inland priorisiert, sind wir weiterhin zuversichtlich, dass wir unsere Verpflichtungen in einem sich wandelnden geopolitischen Umfeld weiterhin erfüllen können.

NESTLÉ: Im Jahr 2024 erwirtschaften wir 29,7 Milliarden Franken in den USA. Unser Gesamtumsatz weltweit war 91,4 Milliarden Franken. Wir produzieren über 90 Prozent dessen, was wir in den USA verkaufen, vor Ort. Wir investieren schon seit langem in lokale Produktion und Beschaffung.

NOVARTIS: Wir prüfen das Schreiben derzeit. Wir bleiben unverändert unserem Ziel verpflichtet, Wege zu finden, den Zugang und die Bezahlbarkeit für Patientinnen und Patienten zu verbessern.

ROCHE: Wir prüfen derzeit die jüngsten Zollankündigungen des US-Präsidenten. Unsere oberste Priorität bleibt es, sicherzustellen, dass unsere Patienten und Kunden weltweit Zugang zu den Medikamenten und Diagnostiklösungen haben, die sie benötigen. (…) Mit unserer kürzlich angekündigten Investition von 50 Milliarden US-Dollar in den USA bekräftigen wir unser Engagement für das Gesundheitssystem und die Patienten in dieser Region.

SIKA: Da nahezu 100 Prozent der in den USA verkauften Produkte und Lösungen im Land selbst gefertigt werden, ist Sika gegen den direkten Einfluss von Zöllen gut abgesichert. Aktuell sind keine Massnahmen als Reaktion auf die Zölle geplant

SONOVA: Basierend auf den Informationen, die von der US-Regierung im Federal Register veröffentlicht wurden, sowie dem Leitfaden, der von der US-Zoll- und Grenzschutzbehörde herausgegeben wurde, kann Sonova bestätigen, dass Hörgeräte und Cochlea-Implantate (einschliesslich verwandter Zubehörteile) weiterhin von den kürzlich angekündigten US-Zöllen auf Importe ausgenommen sind, unabhängig vom Ursprungsland.

VAT: Zum jetzigen Zeitpunkt ist es verfrüht, Schlussfolgerungen über die möglichen finanziellen Auswirkungen dieser neuen Tarifstruktur auf unser Geschäft zu ziehen. Dennoch prüfen wir derzeit gemeinsam mit unseren Rechtsberatern in der Schweiz und den USA die potenziellen Auswirkungen, die dies auf das Geschäft von VAT haben könnte oder auch nicht. (…) In unserem Halbjahresbericht vom 23. Juli 2025 haben wir festgestellt, dass die damals geltende Zollsituation voraussichtlich keine wesentlichen finanziellen Auswirkungen haben wird. Nach der derzeitigen Lage müssen wir diese Aussage jedoch möglicherweise überdenken. (awp/mc/pg)

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