US-Zölle bedeuten mehr Rechtsunsicherheit und Bürokratie

US-Zölle bedeuten mehr Rechtsunsicherheit und Bürokratie
(Adobe Stock)

Bern / Washington – Was nach der Einführung von 39 Prozent US-Zöllen auf viele Schweizer Exportprodukte in die USA auf die betroffenen Unternehmen alles zukommt, ist noch nicht abzusehen. Der bürokratische Aufwand und die Rechtsunsicherheit dürften aber zunehmen.

Die zehn Prozent US-Zölle, die seit April auch auf Importe aus der Schweiz erhoben wurden, hätten bereits mehr Bürokratie gebracht, sagte Swissmem-Vizedirektor Jean-Philippe Kohl der Nachrichtenagentur Keystone-SDA am Mittwoch. Bei noch höheren Zöllen würden, grob gesagt, einfach die Formulare geändert. Was schwer wiege, sei die Rechtsunsicherheit, die Ungewissheit. Sie verunmögliche eine längerfristige Planung.

Der meiste Export werde von der Schweizer Industrie wegbrechen, glaubt Kohl. Zuerst einmal zahle der Importeur in den USA die höheren Einfuhrzölle. Dazu kämen noch Steuern, um die sich die Tax Brokers an der Grenze kümmern. All dies müssten die Konsumenten in den USA draufzahlen.

Verlierer auf allen Seiten
Andersherum könne es aber auch laufen: nämlich, dass die Schweizer Produzenten von Anfang an mit den Preisen heruntergingen, damit der Endpreis einschliesslich Zöllen und Steuern in den Verkaufsregalen in den USA nicht derart in Höhe gehe. In diesem Falle würde die Zeche in der Schweiz bezahlt, bis hin zu der Situation, wo sich ein Export in die USA nicht mehr lohne. Verlieren würden so oder so beide Seiten.

Der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse wollte sich nicht konkret äussern und verwies auf das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco), dieses wiederum auf das Bundesamt für Zoll und Grenzsicherheit (BAZG) und Letzteres auf die US-amerikanischen Behörden. Sie allein seien für Einfuhrzölle in die Vereinigten Staaten zuständig und für die dafür notwendigen Formalitäten. Die Schweizer Unternehmen seien mehr oder weniger auf sich gestellt im Umgang mit den US-Behörden.

Pharma im Visier von Trump
Allerdings sind nicht alle Schweizer Wirtschaftszweige von den hohen US-Zöllen betroffen. Die exportstarke Pharmaindustrie zum Beispiel ist ausgenommen – vorerst. So hat US-Präsident Donald Trump kürzlich in einem Interview mit dem US-Sender CNBC der Pharmaindustrie Zölle von bis zu 250 Prozent auf Medikamente und andere Medizinprodukte angedroht.

Die bestehenden Ausnahmen vom pauschalen Zusatzzoll werden laut Seco auch weitergeführt nach Einführung der 39 Prozent US-Zölle. Die aktuell angewendeten sektoriellen Zusatzzölle für Stahl- und Aluminiumprodukte von 50 Prozent, auf Autos und Autoteile von 25 Prozent sowie auf Kupferhalbfabrikate und kupferintensive Derivate und Folgeprodukte von 50 Prozent bleiben bestehen.

Das Seco weist hinsichtlich des ausufernden Zollstreits mit den USA darauf hin, dass die bilaterale Handelsbilanz zwischen der Schweiz und den Vereinigten Staaten «relativ ausgeglichen» sei.

Die USA verzeichnen demnach einen Überschuss bei Dienstleistungsexporten, und die Schweiz verzeichne diesen bei Warenexporten. Der Warenexportüberschuss der Schweiz sei auch nicht in «unfairen» Handelspraktiken begründet. Laut Seco hat die Schweiz alle Industriezölle per 1. Januar 2024 abgeschafft. 99,3 Prozent aller Waren aus den USA können zollfrei in die Schweiz importiert werden. (awp/mc/ps)

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