Jean Claude Bregy, CEO Poenina, im Interview

Jean Claude Bregy, CEO Poenina, im Interview
Jean Claude Bregy, ehemaliger VR-Delegierter Poenina. (Foto: Poenina)

von Patrick Gunti

Moneycab.com: Herr Bregy, im ersten vollen Halbjahr nach der Inretis-Übernahme hat Poenina den Umsatz fast und das Betriebsergebnis genau verdoppelt. Was hat den Integrationsprozess im 1. Halbjahr geprägt?

Jean Claude Bregy: Die Synergien, welche in einem ersten Schritt erzielt werden konnten, bestehen primär aus dem Austausch von Know-how. Kostenseitig sind die Effekte noch überschaubar, sind jedoch durch erste verbesserte Einkaufskonditionen sowie der Bündelung von Ressourcen bei zentralen Diensten bereits leicht spürbar.

In welchen Bereichen werden die Synergieeffekte in den kommenden Monaten hauptsächlich durchschlagen?

Die Integrationsarbeiten werden die Gruppe im zweiten Halbjahr weiter beschäftigen und die vollen Synergieeffekte sich nach weiteren Schritten wie der Optimierung und Harmonisierung von Geschäftsprozessen, der Modernisierung der IT-Infrastruktur sowie verstärkt gebündelter Einkaufstätigkeiten im Ergebnis der Gruppe niederschlagen.

Unternehmen und ihre Mitarbeitenden zu integrieren ist bei Poenina fast ein Dauerzustand. Haben Sie da eine Art Standardverfahren?

Wir haben ein dezentrales System, das vereinfacht die Integration. Wir sind in der Zentrale gut aufgestellt, kaufen solide Firmen und können den Gesellschaften mit unseren zentralen Dienstleistungen Mehrwerte bieten.

«Die Integrationsarbeiten werden die Gruppe im zweiten Halbjahr weiter beschäftigen und die vollen Synergieeffekte sich nach weiteren Schritten () im Ergebnis der Gruppe niederschlagen.»
Jean-Claude Bregy, CEO Poenina

Welche Kriterien müssen Unternehmen erfüllen, um für Poenina ein Übernahmekandidat zu sein?

Unser Fokus liegt auf starken Gebäudetechnik-Unternehmen ab 20 Beschäftigten, die regional verankert und auf der Suche nach einem starken Partner oder einer Nachfolgelösung sind.

Mit der Inretis-Übernahme konnte Poenina nach Graubünden, Schaffhausen und ins Wallis sowie ins Fürstentum Liechtenstein expandieren. Gibt es beim Zukauf von Unternehmen geographische Präferenzen?

Unser Zielgebiet ist die ganze Schweiz. Wir handeln opportunistisch, haben keine Prioritäten definiert. Es hängt stark von den Gelegenheiten im Markt ab.

Von Poenina akquirierte Unternehmen operieren weiter unter ihrem eigenen Namen. Wie eigenständig sind sie aber im täglichen Geschäft?

Organisatorisch sind wir dezentral aufgestellt und lassen den einzelnen Tochtergesellschaften viel unternehmerischen Spielraum. Familienunternehmen in erster, zweiter oder dritter Generation sind regional stark verankert und entsprechend bekannt. Dieses Image ist viel wert, deshalb lassen wir den Firmennamen und die Farbe bestehen. Mit der Zeit kann eine Modernisierung oder Anpassung des Auftritts in Betracht gezogen werden. Wir tauschen uns regelmässig mit den Geschäftsleitern aus, geben klare Zielvorgaben und verfolgen ein gruppenweites Projektcontrolling.

«Organisatorisch sind wir dezentral aufgestellt und lassen den einzelnen Tochtergesellschaften viel unternehmerischen Spielraum.»

Die hohe Nachfrage im Segment Gebäudetechnik ist ungebrochen. In welchen Bereichen läuft es besonders gut?

Die Nachfrage ist in sämtlichen Gebäudetechnik-Bereichen ungebrochen: Speziell in stattnahen Zentren ist die Bautätigkeit sehr hoch, im privaten wie im öffentlichen Bereich. Eine Abkühlung konnten wir bisher nicht feststellen. Wir sehen eher Engpässe beim gut ausgebildeten Fachpersonal: Es herrscht nach wie vor Fachkräftemangel in der Branche.

Ist das Gebäudetechnik-Know-how von Poenina mehr im gewerblichen Sektor oder mehr im Wohnbau gefragt?

In den Bereichen Gebäudetechnik und Gebäudehülle werden jährlich tausende Projekte mit unterschiedlicher Grösse, unterschiedlicher Komplexität und unterschiedlichen Margen durchgeführt. Eine Gruppierung oder Klassifizierung der Projekte ist daher nicht aussagekräftig. Wir müssen alle Projekte abdecken können.

Auch wenn vieles noch Stückwerk ist, sind Smart Home und in einem weiteren Schritt die Vernetzung von Gebäuden ein Thema. Welche Herausforderungen bringt dies mit sich?

Bei der Vernetzung von Gebäuden besteht die Herausforderung darin, neue partizipative Prozesse zu entwickeln, damit möglichst viele Beteiligte davon profitieren können. Die Technologien sind vorhanden. Die Forschung und die Entwicklung in den Schweizer Kompetenzzentren unterstützt beispielsweise Gemeinden und Kantone bei der Energieplanung ihrer Areale und Quartiere und bei der entsprechenden Umsetzung.

«Bei der Vernetzung von Gebäuden besteht die Herausforderung darin, neue partizipative Prozesse zu entwickeln, damit möglichst viele Beteiligte davon profitieren können.»

Wie erleben Sie die Situation in der Schweiz bezüglich intelligenten und vernetzten Gebäuden?

Bestrebungen diesbezüglich sind vorhanden, hängen jedoch immer stark von den Bauherren und der Gebäudenutzung ab. Wir erleben im Alltag beide Varianten: Intelligente, vernetze aber auch klassische Gebäude.

Poenina engagiert sich für den konsequenten Einsatz erneuerbarer Energien und eine entsprechend effiziente Energienutzung bei Neubauten und Sanierungen. Welche Bedeutung hat die Digitalisierung beim Thema Energieeffizienz?

Poenina ist ein Dienstleistungs-Unternehmen und betreibt grundsätzlich keine Forschung und Entwicklung. Wir sind offen und versuchen den Anforderungen unserer Kunden, Partner und Lieferanten stets gerecht zu werden.

Herr Bregy, wir bedanken uns für das Interview.

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