Bank Sarasin Standpunkt: Gefährliches Spiel mit Eigentum und Eigenverantwortung

Bank Sarasin Standpunkt: Gefährliches Spiel mit Eigentum und Eigenverantwortung

Dr. Burkhard P. Varnholt, Chief Investment Officer der Bank Sarasin & Cie AG.

Basel – Die kurzsichtige Geld- und Fiskalpolitik des Westens untergräbt Eigentum und Eigenverantwortung. Doch beide bedürfen einander und verpflichten in vieler Hinsicht. Dr. Burkhard P. Varnholt, Chief Investment Officer der Bank Sarasin & Cie AG, erklärt in der aktuellen Ausgabe von «Standpunkte», dass die schleichende Enteignung durch den Staat jedoch auch andere Auswirkungen zeigt. Ironischerweise führt sie zu einer mehrjährigen Hausse in Aktien und anderen Risikoanlagen. Wenngleich nicht ohne Rückschläge, könnte sie den SMI bis Ende der Dekade auf 15000 Punkte steigen lassen.

«Das Eigentum ist gewährleistet», heisst es in Artikel 26 der Schweizer Bundesverfassung. Dabei richtet sich die Eigentumsgarantie in erster Linie an den Gesetzgeber selbst. Denn eine Gesellschaft ohne privates Eigentum – das hat die Geschichte unmissverständlich klargemacht – scheitert: Zuerst scheitert sie wirtschaftlich, dann scheitert sie gesellschaftlich und schliesslich scheitert sie politisch. Und wenn eine Gesellschaft politisch scheitert, dann ist auch der Frieden gefährdet. Deshalb ist der Schutz von Eigentumsrechten und Eigenverantwortung eine der wichtigsten Leistungen, die einen Staat erfolgreich machen.

Die Eigentumsgarantie wird zum Lippenbekenntnis
Umso ernüchternder wiegt die Erkenntnis, dass die Eigentumsgarantie mit der fiskalischen Repression und der monetären Expansion des Westens konsequent untergraben wird. Es ist ein gefährliches Spiel, wenn die Politik mit der Schutzbehauptung der finanzwirtschaftlichen- und konjunkturellen Fragilität die Eigentumsgarantie zum Lippenbekenntnis degradiert. Der wichtigste Grund, weshalb gegenwärtig so viele Regierungen ungestraft eine eigentumsfeindliche Politik betreiben, liegt darin, dass sie gegenwärtig von fast allen westlichen Demokratien betrieben wird. Das schafft den Eindruck, es gäbe keine Alternative zu dieser Politik. Doch mit seiner Doppelzüngigkeit setzt der Westen ein höheres Gut aufs Spiel: seine innere und äussere Glaubwürdigkeit.

Dr. Burkhard P. Varnholt, Chief Investment Officer der Bank Sarasin & Cie AG: «Eigentum und Eigenverantwortung werden herausgefordert von der kurzsichtigen Geld- und Fiskalpolitik des Westens. Diese gefährliche Strategie fördert ironischerweise eine mehrjährige Hausse in Aktien und anderen Risikoanlagen. Diese Hausse stellt, wenngleich nicht ohne Rückschläge, so doch noch bis Ende dieser Dekade die erstaunlichste und bedeutendste Konsequenz dieses historischen Experimentes für Anleger dar.»

Von Eigentum und Verantwortung
Im Grunde bedürfen Eigentum und Verantwortung einander wesentlich. Dass Eigentum verpflichtet, ist eine allgemeine Lebenserfahrung. Doch verpflichtet Eigentum noch in einem anderen, sehr direkten, wertvollen Sinn. Eigentum haftet. Die Möglichkeit, gesellschaftliche Ersparnisse über die Kreditwirtschaft in Kapitalinvestitionen zu transformieren, ist die Voraussetzung für eine arbeitsteilige Wirtschaft. Und eine arbeitsteilige Wirtschaft ist Voraussetzung dafür, dass eine Gesellschaft die komparativen Vorteile von spezialisierten Technologien, Ausbildungen und Wirtschaftszweigen zum gesellschaftlichen Nutzen befördern kann. Ausserdem verpflichtet Eigentum uns gegenüber den natürlichen und gesellschaftlichen Grundlagen unseres Wirtschaftens.

Kurzum: Für die Mehrung unseres Eigentums nehmen wir der Natur mehr ab, als wir ihr zurückgeben. Es liegt in der Verantwortung des Eigentümers, sein Vermögen mit Rücksicht auf die Natur, also nachhaltig, zu investieren und zu nutzen. Und letztlich verpflichtet Eigentum zu einer nachhaltigen Nutzung desselben. Wer Eigentümer ist, hat ein natürliches Interesse an dessen Pflege. Deshalb sind Unternehmen mit starken Familienaktionären oft überdurchschnittlich erfolgreich.

Langfristige Konsequenzen für Anleger
Seit Beginn im Mai 2009 sind die meisten Aktienmärkte um 30% bis 100% im Wert gestiegen. Kann man also immer noch in Aktien investieren? Ja. Denn, eine mehrjährige Hausse in Aktien und anderen Risikoanlagen ist ironischerweise die wichtigste Konsequenz aus dem riskanten, geldpolitischen Experiment der westlichen Welt. Und es ist anzunehmen, dass sie noch mindestens fünf weitere Jahre anhält, weil die politischen Kosten ihrer Sistierung jedes Jahr überproportional steigen. Aus diesem Grund lautet die zweite, zentrale Konsequenz aus den vorstehenden Gedanken, dass eine mehrjährige Aktienhausse gut und gerne noch über das Ende dieser Dekade, bis 2020 andauern könnte.

Sogar Kurs-Gewinn-Verhältnisse von 20x kann man sich vorstellen – denn mehrere Jahre mit realen Null- oder Negativrenditen auf Staatsanleihen würden das durchaus rechtfertigen. Als 1982 der Dow-Jones-Index bei 1000 Punkten notierte, hätte niemand geglaubt, dass er eine 17-jährige Hausse antritt, die ihn 1999 auf 12000 Punkte projizieren würde. Wenn der Dow Jones bis Ende dieser Dekade über 25000 Punkte ansteigen kann, dann kann der SMI wohl auch auf 15000 Punkte ansteigen. Vor diesem Hintergrund empfiehlt Dr. Burkhard P. Varnholt, Chief Investment Officer der Bank Sarasin & Cie AG, langfristig orientierten Anlegern in Aktien von nachhaltig geführten Unternehmen zu investieren. (Bank Sarasin/mc/pg)

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